Mit dem Briese-Preis für Meeresforschung wurden in diesem Jahr zwei junge Forschende ausgezeichnet, die mit ihren Dissertationen neue Maßstäbe in der Ozeanforschung setzen: Dr. Tonke Strack vom MARUM in Bremen und Dr. Isabel Goßmann, ehemals ICBM Oldenburg, teilen sich den mit 5.000 Euro dotierten Preis. Beide Arbeiten beleuchten wichtige Themen unserer Zeit – von der Vergangenheit des Klimas bis hin zur Gegenwart und Zukunft der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik.
Die Auszeichnung wird von der Briese-Reederei gestiftet und vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) wissenschaftlich betreut. In diesem Jahr wurde sie bereits zum 15. Mal vergeben.
„Der Briese-Preis für Meeresforschung wird in diesem Jahr zum 15. Mal verliehen – und hat nichts von seiner Relevanz verloren. Dass die Jury in diesem Jahr zwei Preistragende ausgezeichnet hat, ist ein Zeichen für die erneut starke Bewerberlage; ich werte dies außerdem auch als schöne Bestätigung für die anhaltende wissenschaftliche Strahlkraft der seegestützten Meeresforschung, die junge Talente immer wieder motiviert, sich wissenschaftlich für gesellschaftlich relevante Themen zu engagieren“, sagt Oliver Zielinski, Direktor des IOW.
Dr. Tonke Strack analysierte, wie sich Meeresplankton im Nordatlantik in den letzten 24.000 Jahren unter dem Einfluss von Klimaveränderungen entwickelt hat. Grundlage waren fossile Planktonüberreste aus insgesamt 37 Sedimentkernen, die bei 22 Expeditionen gesammelt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Zusammensetzung der Planktongemeinschaften nicht nur mit der Temperatur veränderte – auch ökologische Faktoren spielten eine entscheidende Rolle. Die Arbeit stellt damit gängige Modelle zur Klimafolgenforschung auf den Prüfstand.
Strack wurde 1987 geboren, lernte zunächst das Tischlerhandwerk und studierte später Geowissenschaften in Bremen. Seine Dissertation wurde am MARUM mit „Summa cum laude“ bewertet und bereits mit dem renommierten Charles Downie Award der Micropalaeontological Society ausgezeichnet.
Dr. Isabel Goßmann beschäftigte sich in ihrer Promotion mit Mikroplastik in Luft und Wasser – von der Nordsee bis in die Arktis. Sie analysierte dabei nicht nur verschiedene Kunststoffarten, sondern untersuchte auch erstmals gezielt den Abrieb von Autoreifen – differenziert nach Pkw und Lkw. Ihre Methode zur Analyse von Mikroplastikpartikeln optimierte sie für die Anwendung in verschiedenen Umweltbereichen. Besonders eindrucksvoll: Sie konnte zeigen, dass Mikroplastik durch Wind und Wasser großräumig verteilt wird – auch in entlegene Regionen.
Goßmann wurde 1995 geboren, studierte Marine Umweltwissenschaften in Oldenburg und promovierte am ICBM. Auch ihre Arbeit wurde mit „Summa cum laude“ bewertet. Seit April 2024 forscht sie an der Universität Aalborg (Dänemark) in der Gruppe „Urban Pollution Research“.
Die Jury lobte beide Arbeiten als wissenschaftlich herausragend und gesellschaftlich hochrelevant. Der BRIESE-Preis hebt nicht nur die Leistung der Forschenden hervor, sondern auch den Wert moderner Forschungsschifffahrt für unser Verständnis der Meere.
„Die beiden in diesem Jahr ausgezeichneten Dissertationen zeigen eindrucksvoll, was für einen nachhaltigen Datenschatz Meeresforschungsexpeditionen generieren“, ergänzt Klaus Küper, Leiter der Abteilung Forschungsschifffahrt bei der Reederei Briese. „Es freut mich sehr, dass wir mit unserem Preis nicht nur die Arbeit zweier begabter Forschender würdigen, sondern auch den Fokus der Öffentlichkeit auf den so entstehenden Wissensschatz lenken können.“
Seit 2010 vergibt die Briese Schiffahrts GmbH & Co. KG gemeinsam mit dem IOW jährlich den Briese-Preis für Meeresforschung. Ausgezeichnet werden Dissertationen, die in engem Zusammenhang mit Forschungsschiff-Einsätzen sowie der Weiterentwicklung mariner Messtechnik stehen.
Der Preis zeigt, wie wissenschaftliche Arbeit an Bord von Forschungsschiffen nicht nur Antworten auf große Fragen unserer Zeit liefert – sondern auch kluge Köpfe hervorbringt, die unsere Zukunft mitgestalten.
Kommentieren Sie den Artikel