Zehn Jahre Hoppen un Molt – Warnemündes kleine Brauerei mit großer Geschichte


16. September 2025

Zehn Jahre ist es her, dass aus einer Leidenschaft ein Stück Warnemünder Braukultur wurde. Die Handwerksbrauerei Hoppen un Molt feiert Jubiläum – und blickt auf eine Erfolgsgeschichte, die zwischen Experimentierfreude, Rückschlägen und vielen Gänsehautmomenten gewachsen ist.

Von der Lektorenstube ins Braukesselglück

Am 1. April 2015 meldete Henry Gidom, damals noch Lektor beim Hinstorff Verlag, das Gewerbe als Brauer im Nebenerwerb an. Die Wurzeln reichen sogar noch ein Jahr weiter zurück: „Der erste Brauvorgang fand schon 2014 auf einem alten Bauernhof eines Freundes statt“, erinnert sich der heute 48-Jährige. Aus einem Hobby wurde Schritt für Schritt ein neues Lebensprojekt.

Zunächst auf zwölf Quadratmetern im Technologiezentrum Warnemünde beheimatet, zog der kleine Betrieb 2017 in die Fritz-Reuter-Straße um. Der Zufall half kräftig mit: Als Henry und seine Frau Sylvia Gidom eine neue Wohnung suchten, vermittelte die Maklerin im selben Haus auch passende Gewerberäume im Kellergeschoss. „Das war einer dieser Gänsehautmomente und für uns ein Zeichen, den nächsten Schritt zu gehen“, sagt Sylvia. Von da an konnte eine 230-Liter-Brauanlage aufgebaut werden – eine Größenordnung, bei der die Brauerei auch nach ihrem Umzug 2022 in den Technologiepark Warnemünde bis heute geblieben ist.

Ein Laden in der Achterreeg

An Ostern 2020, mitten im ersten Corona-Lockdown, wagte Sylvia den nächsten mutigen Schritt und eröffnete in der Alexandrinenstraße 49 den Brauerei-Shop. „Natürlich war der Lockdown zunächst ein Schock. Aber dann auch eine Chance, weil wir Zeit hatten, uns einzuarbeiten und auch die Nachbarn kennenzulernen“, erzählt die 43-Jährige. Anfangs dauerte das Abfüllen einer Literflasche schon mal 15 Minuten – eine Geduldsprobe, die Stammkunden aber gerne mittrugen.

Schnell sprach sich der kleine Laden herum. Zu Pfingsten 2020 bildeten sich Warteschlangen bis auf die Straße, als „gefühlt ganz Deutschland“ vorbeikam. Spätestens mit der NDR-Reportage „Charme am Meer – Die Achterreeg von Warnemünde“ war Hoppen un Molt im ganzen Land bekannt. Heute gibt es Fans von Rostock bis München – und viele Urlauber, die regelmäßig auf ein Bier am Umgangsbrunnen zurückkehren.

Ein Netzwerk aus Freunden und Partnern

Auch in der Gastronomie hat das Bier längst einen festen Platz. Im Warnemünder Restaurant „Zum Stromer“ wird Hoppen un Molt frisch gezapft, und die „Genusswelt“ am Kirchenplatz hat es von Beginn an im Sortiment. Neu hinzugekommen sind Kooperationen: eigene Biere in Glasflaschen, die mit dem Etikett der Kunden versehen werden. „Da bringe ich mich auch gern kreativ bei der Gestaltung ein“, sagt Sylvia, die früher als Projektleiterin in einer Rostocker Werbeagentur tätig war.

Herausforderungen und Erfolge

Natürlich war der Weg nicht frei von Stolpersteinen. Die wechselnden Corona-Auflagen setzten den Gidoms ebenso zu wie manche „sauren Sude“ in den Anfangsjahren. „Wir sind keine Lebensmitteltechniker, da war die Fehlersuche mitunter schwer“, gesteht Henry. Ein befreundeter Brauer aus Berlin half, die Kinderkrankheiten zu überwinden. Heute überzeugt jedes Bier – und die Brauerei hat ihre Handschrift gefunden.

Auch personell ist Hoppen un Molt gut aufgestellt. Mit Kerstin Hammitzsch als fester Mitarbeiterin und einem verlässlichen Pool an Aushilfen sind die Gidoms bestens gewappnet. „Viele finden es einfach spannend, in einer echten Warnemünder Brauerei zu arbeiten“, sagt Sylvia stolz.

Eine Episode aus den Anfangstagen zeigt, wie viele glückliche Zufälle den Weg bereiteten: „Geburtshelfer“ für Hoppen un Molt war nämlich André Kroboth von der Klönstuv. „Sylvie und ich kamen gerade von einem Konzert und kehrten auf einen Absacker in der Klöne ein. Wir kamen mit André ins Gespräch und ich erzählte, dass ich ein eigenes Bier gebraut habe“, erinnert sich Henry. André wurde sofort neugierig: „Komm vorbei, klebe ein Etikett vom Leuchtturm drauf und ich verkaufe es.“ Gesagt, getan: Am nächsten Abend brachten die beiden zwei Flaschen Bier vorbei – das Etikett schnell ausgedruckt und mit Tesa festgeklebt. Zwei Wochen später stand ein NDR-Team zum Tasting in der Klönstuv. „Das war die Initialzündung zur Gründung am 1. April“, sagt Henry rückblickend.

Mehr als Bier – ein Stück Warnemünde

Zehn Jahre Hoppen un Molt sind mehr als nur ein Firmenjubiläum. Es ist die Geschichte von Mut, Leidenschaft und Bodenständigkeit – und von vielen glücklichen Umständen, die zusammenfanden. Aus einem spontanen Gespräch in der Klönstuv, einem ersten improvisierten Etikett und der Neugier eines Wirtes wurde Schritt für Schritt ein Stück Warnemünder Braukultur. Heute gehört Hoppen un Molt fest zum Lebensgefühl im Ostseebad – und zeigt, wie aus einer kleinen Idee ein großer Teil Heimat werden kann.


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