Wirken sich pupsende Minikrebse auf das Klima aus?


11. August 2016

Anfang August startete unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, IOW, ein Expeditionsteam mit dem Forschungsschiff Alkor zu einer knapp dreiwöchigen Forschungsfahrt in die zentrale Ostsee. Erstmals soll systematisch untersucht werden, unter welchen Bedingungen bestimmte Zooplanktonkrebse und ihre mikrobielle Darmflora einen faktischen Beitrag zur atmosphärisch wirksamen Methanproduktion leisten.

Fahrtleiter der Expedition ist der Geologe Oliver Schmale. In seiner Arbeit am IOW hat er sich auf Methankreisläufe im Meer und Austauschprozesse an der Grenzschicht Ozean-Atmosphäre spezialisiert. „Methan kommt zwar nur in Spuren in der Atmosphäre vor, ist als Klimagas aber 25 Mal wirksamer als Kohlendioxid. Deswegen ist es auch ungeheuer wichtig, Methanquellen zu identifizieren und möglichst genau zu verstehen, wie viel unter welchen Bedingungen gebildet wird und was davon in die Atmosphäre gelangt“, erläutert Schmale. Methan wird durch spezielle Mikroorganismen in sauerstofffreier Umgebung erzeugt, in der Regel beim Abbau von Biomasse. Etwa die Hälfte des weltweit produzierten Gases stammt aus Fäulnisprozessen in Sümpfen und Mooren, die damit die größte bekannte Methanquelle sind. Aber auch mikrobielle Prozesse im Darm pflanzenfressender Tiere haben einen wesentlichen Anteil: So tragen Wiederkäuer, insbesondere Rinder und Schafe aus menschlicher Tierhaltung, sowie Termiten zu etwa 30 Prozent zur globalen Gesamtproduktion von jährlich 500 bis 600 Milliarden Kilogramm bei.

Noch längst sind nicht alle Methanquellen bekannt. Bislang ging man davon aus, dass marine Lebensräume hierbei keine große Rolle spielen. Das Treibhausgas wird zwar im Sediment sauerstofffreier Zonen am Meeresgrund gebildet, gelangt von dort aber meist nicht in großen Mengen an die Wasseroberfläche und von da in die Atmosphäre. „Bei früheren Forschungsfahrten in der Ostsee haben wir aber auffällig hohe Konzentrationen in vergleichsweise flachem, sauerstoffreichem Wasser entdeckt“, so der IOW-Forscher. Besonders spannend wurde es für es für ihn, als genau dort, wo die ungewöhnlichen Methan-Konzentrationen gemessen wurden auch sehr hohe Zooplankton-Dichten nachgewiesen werden konnten – für die Ostsee typische aber auch in anderen Meeren weit verbreitete Ruderfußkrebse Temora longicornis. Diese Gruppe stellt den größten Anteil an marinem Zooplankton dar und hat, trotz geringer Körpergröße von meist weniger als einem Millimeter, weltweit etwa doppelt so viel Biomasse, wie Termiten. „Es lohnt sich also, die Minikrebse genauer unter die Lupe zu nehmen, zumal sie dafür sorgen, dass Methan in verhältnismäßig geringen Wassertiefen freigesetzt wird, von wo es durchaus klimawirksam in die Atmosphäre gelangen kann“, sagt Schmale.

Foto: IOW


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