Der Verlust von Menschenaffen in freier Wildbahn ist eine besorgniserregende Realität: Sie stehen kurz vor der Ausrottung. Alle Menschenaffenarten sind in den höchsten Gefährdungskategorien der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) gelistet. Zu diesen gefährdeten Arten gehört auch der Westliche Flachlandgorilla. In freier Wildbahn leben nur noch etwa 300.000 dieser majestätischen Tiere, verteilt über das westliche Zentralafrika. Jahrzehntelange Bemühungen von Zoos weltweit haben dazu beigetragen, sichere Reservepopulationen für Menschenaffen zu schaffen, den Natur- und Artenschutz zu fördern sowie Bildungs- und Forschungsarbeit zu leisten, um dem Aussterben dieser Spezies entgegenzuwirken.
Ein beeindruckendes Beispiel für diese Arbeit war der im Zoo Rostock lebende Westliche Flachlandgorilla Gorgo. Mit 43 Jahren erreichte er ein hohes Alter und leistete mit 13 Nachkommen einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung seiner Art in menschlicher Obhut. Gorgo wurde in verschiedenen Zoos betreut, zuletzt im Zoo Rostock, wo er seit 2012 zusammen mit seiner langjährigen Partnerin Bebe lebte. Trotz liebevoller Pflege verschlechterte sich sein Gesundheitszustand in letzter Zeit aufgrund altersbedingter Beschwerden.
Um Gorgos Wohlbefinden in seiner letzten Lebensphase bestmöglich zu gewährleisten, wurde eine Ethikkommission einberufen. Diese bestand aus Vertretern des Veterinäramts, dem behandelnden Tierarzt, der Zoodirektorin Antje Angeli, der Tierschutzbeauftragten der Universität Rostock, der Tierpflege-Leitung, der Säugetierkuratorin sowie einer Tierpflegerin, die Gorgo betreute. Die Kommission bewertete sorgfältig alle klinischen Befunde und entschied einstimmig, Gorgo von seinem Leiden zu erlösen. „Die Ethikkommission überwachte Gorgo sorgfältig und wertete die klinischen Befunde aus. Es wurde deutlich, dass sich sein Zustand leider nicht mehr verbessern wird“, erklärte Antje Angeli. „Die Entscheidung wurde im Sinne des Tieres getroffen. Gorgo war ein besonderes Tier, das nicht nur für uns im Zoo, sondern auch für unsere Besucherinnen und Besucher von großer Bedeutung war.“
Am frühen Morgen des heutigen Tages wurde Gorgo schließlich in Ruhe und Würde erlöst. Sein Körper wird nun dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) übergeben, wo erfahrene Pathologen ihn intensiv untersuchen werden. Es besteht die Möglichkeit, dass Gorgo nach dieser Untersuchung als Präparat der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, um weiterhin einen Beitrag zur Forschung und Bildung zu leisten.
Gorgo wurde am 28. Juni 1981 im Zoo Krefeld geboren und lernte dort seine Partnerin Bebe kennen, mit der er 2012 in den Zoo Rostock zog. Bebe, mittlerweile 44 Jahre alt, bleibt im Zoo Rostock. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters und einer durch Makuladegeneration bedingten Erblindung wird sie nicht mit einer neuen Gorillagruppe vergesellschaftet, sondern ihren Altersruhesitz in der gewohnten Anlage mit Brazzameerkatzen teilen.
Mit Gorgos Tod verliert der Zoo Rostock einen bedeutenden Botschafter seiner Art. Gleichzeitig erinnert sein Leben und Wirken daran, wie wichtig die Arbeit von Zoos für den Schutz bedrohter Tierarten ist. Zoos wie der in Rostock leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung von Menschenaffen und vielen anderen bedrohten Spezies, sowohl durch Zuchtprogramme als auch durch Bildungsarbeit und Naturschutzprojekte.
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