Die Tourist-Information in der Alten Vogtei, direkt im Herzen des Ostseebades, steht vor einem bedeutenden Wandel – moderner, einladender, barriereärmer und mit einem neuen Namen: Warnemünde Information. Neben der technischen und räumlichen Modernisierung rückt dabei auch ein Stück maritimer Geschichte stärker in den Fokus – der historische Stockanker gegenüber dem Heimatmuseum.
„Wir wollen die Tourist-Informationen zu echten Erlebnisorten machen – für Gäste wie auch für Einheimische“, erklärt René Gottschalk, Leiter der Tourist-Informationen der Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde. Und die Zahlen geben ihm recht: Während die Rostocker Info am Universitätsplatz jährlich etwa 140.000 Besucher zählt, sind es in Warnemünde nur rund 85.000 – trotz Saisonbetrieb. Der beengte Raum von lediglich 45 Quadratmetern soll künftig vergrößert werden, die Einrichtung dabei aufgeräumt und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Auch der Außenbereich wird umfassend überarbeitet – mit klaren Ideen und gestalterischem Feingefühl.
Ein zentrales Element dieser Neuordnung: der historische Stockanker. Der massive Koloss mit geschätztem Gewicht von 1,5 Tonnen war im Oktober 2000 bei der Yachthafensanierung in der Warnemünder Hafeneinfahrt entdeckt worden. Nach seiner Zwischenlagerung auf dem Bauhof und einer fachgerechten Aufarbeitung durch die Rostocker Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft BQG Neptun wurde er im Juli 2007 feierlich gegenüber dem Heimatmuseum platziert – allerdings bislang etwas lieblos und sicherheitstechnisch problematisch auf einem Gehwegbereich, der dem Tiefbauamt gehört. Mehrfach kam es zu Unfällen, auch mit Sachschäden. Die Tourismuszentrale ist durch einen Gestattungsvertrag haftbar – eine unbefriedigende Situation, die nun mit einem neuen Konzept aufgelöst werden soll.
Die Rostocker B3 Architekten und Ingenieure entwickelte dafür zwei Gestaltungsvarianten. Eine davon wurde im Rahmen eine Vororttermins wieder verworfen. Die neue Lösung sieht vor, den Anker leicht versetzt, zwischen den beiden großen Bäumen in Richtung Alter Strom zu platzieren. Der Bereich wird mit hellem Kies unterlegt, mit einer Infotafel ausgestattet und durch eine optisch ansprechende Abgrenzung gesichert. Ein neu gestalteter Wegweiser soll künftig noch deutlicher auf das Heimatmuseum hinweisen.
„Es ist eine Win-Win-Situation“, freut sich Gottschalk. „Der Anker bekommt die Aufmerksamkeit, die er verdient – als maritimes Symbol und identitätsstiftendes Objekt für Warnemünde.“ Dass sich alle Beteiligten – von den städtischen Ämtern über das Ortsamt bis hin zu Museumsverein und Warnemünde Verein – auf diese Lösung einigen konnten, sei keine Selbstverständlichkeit. Die Detailplanung läuft: Wohin mit den Fahrradständern? Wie gestalten sich die Sitzmöglichkeiten? Und wie schützen wir die alten Linden vor etwaigen Baumaßnahmen? Diese und weitere Fragen sollen bis Juni geklärt sein – dann will man den Bauantrag stellen und das Projekt dem Ortsbeirat vorstellen. Eine Umsetzung bis Ende des Jahres ist denkbar.
Museumsleiter Christoph Wegner sieht den Anker als wichtigen Teil des kulturellen Gedächtnisses: „Auch wenn wir seine Herkunft nicht genau belegen können, symbolisiert er doch die Seefahrtsgeschichte des Ortes. Für uns ist er nicht nur maritimes Relikt, sondern auch Werbeträger für das Museum.“ Möglicherweise diente er einst sogar als Sperranlage im Alten Strom während eines Krieges – sicher ist jedoch, dass er viele Jahre auf dem Meeresgrund verbrachte. Anker dieser Art waren im 18. Jahrhundert weit verbreitet.
Die Modernisierung der Warnemünde Information und die Inszenierung des Stockankers stehen symbolisch für den Spagat zwischen Tradition und Zukunft.
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