Warnemünder Luft: Objektive Messungen vs. subjektives Empfinden


13. März 2016

Seit Januar 2015 wird in Hohe Düne, auf dem Gelände der ehemaligen BBB, mittels Luftschadstoffbelastung gemessen; alle Ergebnisse sind auch im Internet einsehbar. Der Bausenator und Warnemünder Holger Matthäus hatte sich zuvor beim Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie, LUNG, dafür eingesetzt, dass zur Versachlichung der Diskussion endlich auch in Warnemünde die objektive Schadstoffbelastung ermittelt wird. Über ein computersimuliertes Verfahren zur Suche nach Belastungsschwerpunkten wurde Hohe Düne als optimaler, und durch die Windverhältnisse besonders stark betroffener, Standort ausgewählt.

Das erste vollständig erfasste Jahr zeigt, dass es bedingt durch Fähr- und Frachtschiffe das ganze Jahr über Luftverunreinigungen gibt. Belastungsspitzen treten natürlich im Sommer während der Kreuzfahrtsaison. Im Jahresdurchschnitt aber, und das ist durchaus fragwürdig, nivelliert sich wieder alles. Dr. Meinold Drüeke vom LUNG stellte den Statusbericht zur Luftgütemessung 2015 am Standort Hohe Düne auf der letzten Ortsbeiratssitzung vor: „Die bisherigen Messungen in Hohe Düne zeigen, dass die Grenzwerte des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sicher eingehalten werden“, verkündet der Experte. „Schwefeldioxid und Feinstaub-Konzentrationen entsprechen dem Niveau der anderen Hintergrundmessstellen im Land M-V. Für Stickstoffdioxid zeigt sich jedoch eine im Vergleich höhere Belastung, die aber noch deutlich unter der Rostocker Straßen-Messstellen liegt. Diese Jahreswerte unterschreiten die Modellrechnungen um etwa 30 Prozent."

Messungen und Modellrechnungen hin oder her: Frei nach dem britischen Schriftsteller und Staatsmann Benjamin Disraeli könnten viele Warnemünder jetzt meinen: „es gibt Lügen, infame Lügen und Statistiken“, denn ihr subjektives Empfinden ist ein völlig anders. Ortsbeiratsmitglied Mathias Ehlers spricht für viele Anwesende, als er hinterfragt: „Bilden die Warnemünder sich das Immissionsproblem etwa nur ein?“ Seiner Meinung nach helfen die Messungen und Modellrechnungen allenfalls, das Problem zu verwalten. Der Luftschadstoff-Experte vom Landesamt erklärt dazu, dass die Messstationen nicht dazu ausgelegt seien, punktuelle Belastungen und einzelne Beschwerdefälle zu erfassen, er wolle in dieser Sache aber dran bleiben. Es würden flächendeckende Messungen für einen repräsentativen Überblick geliefert.

Die Qualität des Feinstaubs wurde in diesem Zusammenhang aber noch nicht gemessen. Dafür werden im Laufe dieses Jahres die Immissionsmesscontainer um einen Feinstaub-Filtersammler erweitert. Das aufgefangene Material wird anschließend in einem Labor auf seine verschiedenen Inhaltsstoffe untersucht und die Ergebnisse im Jahresbericht 2017 veröffentlicht. „Der Ruß ist tödlich“, steht für die Warnemünderin Magdalena Flemming indes schon jetzt fest.  

Der Beiratsvorsitzende Alexander Prechtel bedankt sich für das persönliche Engagement Drüekes, gibt aber auch zu bedenken, dass der Statusbericht Hohe Düne kein Anlass dafür sei, die Situation beruhigt zur Kenntnis zu nehmen.

Foto: Holger Martens


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