Warnemünde: Zoff um geplante Baumfällungen


10. Dezember 2019

Dass der durch die Stadt Rostock angedachte Ausbau des Geh- und Radwegs entlang der Parkstraße, bei den Warnemündern auf wenig Gegenliebe stoßen würde, zeichnete sich schon während der letzten Ortsbeiratssitzungen ab. Immerhin 110 Bäume im Küstenwald sollen zwischen Hanse Hotel und Neuem Friedhof dafür geopfert werden. Mit einem grellrosa Farbtupfer sind sie alle schon markiert.

Es ist erst gut zwei Monate her, dass in Rostock der Klimanotstand ausgerufen wurde – umso größer das Unverständnis vieler Bürger ob der geplanten Fällungen. Eine Bürgerinitiative hatte sich am Wochenende sogar die Mühe gemacht und die betroffenen Bäume mit handgefertigten Schildern beklebt. Mahnende Sprüche sind darauf zu lesen, denn auch wenn die Stadtverwaltung das Konfliktpotenzial zwischen den Verkehrsteilnehmern in diesem Bereich als „extrem“ einstuft, kommen Fußgänger und Radfahrer bislang gut miteinander klar. Halten sich auch weiterhin alle Verkehrsteilnehmer an das oberste Gebot „Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme“, könnte das in den kommenden Jahren so weitergehen.

Ein tatsächlich vorhandenes Unfallpotenzial besteht hingegen nach dem Ausbau der Strecke ortseinwärts weiterhin: Ab dem Hanse Hotel müssen Radfahrer nämlich auch künftig die Straßenseite wechseln und sich den markierten Fahrstreifen mit Müll- und Lieferfahrzeugen sowie Bussen teilen – gerade für Familien mit Kindern keine angenehme Vorstellung. Zu recht stellt sich deshalb die Frage: Stehen beim geplanten Ausbau Aufwand und Nutzen überhaupt noch im richtigen Verhältnis?

Die Stadtverwaltung bezieht dazu wie folgt Stellung: Der Geh- und Radweg in der Warnemünder Parkstraße zwischen Hanse Hotel und Neuem Friedhof gelte verkehrstechnisch betrachtet als Nadelöhr. Die Straße wird durch die Kastanienallee auf weniger als sieben Meter eingeschränkt; der Gehweg mit „Radfahrer frei“ beschildert, auf 2,50 Meter. Im Oktober 2014 wurde der Radverkehr aus Westen kommend schon gänzlich untersagt und auf die Fahrbahn verbannt. Nur übergangsweise und weil ein Neubau in Aussicht gestellt war, wurde dieses Verbot wieder zurückgenommen. Ziel des geplanten Ausbaus sei die Trennung von Rad- und Fußverkehr. Im Zuge der Planung wurden dafür mehrere Varianten geprüft. „Um auch zukünftig eine sichere und den gültigen rechtlichen Vorschriften entsprechende Führung für alle Verkehrsteilnehmer gewährleisten zu können, ist es notwendig die vorhandenen Verkehrsanlagen auszubauen“, unterstreicht Kerstin Kanaa von der städtischen Pressestelle. Insbesondere in Höhe der Kleingartenanlage bleiben die gesamte Hecke und Großbäume erhalten. Auch handele es sich am Ende um eine wirtschaftliche Lösung.

Für den Vorsitzenden des Warnemünder Umweltausschusses, Mathias Ehlers, sind die Argumente nicht nachvollziehbar. Er fordert vielmehr ein Konzept zum langfristigen Erhalt des Küstenwaldstreifens und gibt zu bedenken, dass viele der direkt an der Straße stehenden Alleebäume ohnehin von der Kastanienseuche befallen seien, diese sich schnell ausbreite und man lieber hier die Säge ansetzen sollte. Auch könne man den neben der Straße befindlichen Grünstreifen für die Verbreiterung mitnutzen.

Wie es aus der Pressestelle dagegen heißt, sollen die Alleebäume erhalten bleiben und es sei nicht geplant, die grüne Mulde neben der Straße mit in die Verbreiterung einzubeziehen. Straßenseitig müssten zwei Bäume gefällt werden. Dabei handele es sich um Alleebäume auf Höhe der Kleingartenanlage, die dadurch einen besonderen Schutz erfährt. Die vier Ersatzbäume würden im Umfeld der Maßnahme gepflanzt. Konkrete Standorte müssten dafür aber noch gefunden werden.

Im Küstenwald sollen neben Bäumen mit geringem Stammumfang auch mehrere größere Exemplare der Motorsäge zum Opfer fallen. Darunter sind mehrere stattliche Kiefern, welche die Natur zu regionstypischen Windflüchtern geformt hat. Hier habe die geschützte Kastanienallee Priorität. Der Ausgleich erfolge, sehr zum Leidwesen der Bürger, in einer Aufforstungsfläche am Rand der Rostocker Heide. Die Ausführungsplanung sei bereits abgeschlossen. Derzeit befindet sich das Planungsvorhaben in Vorbereitung der Ausschreibungsphase. Die Ausschreibung der Bauleistung wird demnächst erfolgen. Wann genau die Baumfällungen erfolgen sollen, bleibt unklar.

Die Warnemünder wünschen sich auch in diesem Fall echte Bürgerbeteiligung und keine fertig Planung zur Kenntnisnahme. Zu viel steht auch für kommende Generationen auf dem Spiel.


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