Warnemünde: Viele Freiwillige beim Müllsammeln am Strand


04. Januar 2019

Eher mies präsentierte sich das Wetter heute Vormittag am Strand von Warnemünde: Es wehte wieder ein kräftiger Wind aus Nordwest und dazu gab’s Nieselregen. Trotzdem versammelten sich im großen Saal des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) etwa 150 Freiwillige, die an der gemeinsam mit dem Innovationsnetz „Schüler auf Kurs für MV“ des BilSE-Instituts, der EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. und dem Nachhaltigkeitsreferat des ASTA Universität Rostock initiierten Müllsammelaktion teilnehmen  wollten.

Nach einer theoretischen Einführung bewegten sich die Helfer, eingeteilt in zwei Gruppen und  „bewaffnet“ mit Mülltüten, Eimern sowie Handschuhen, am Strand unterhalb vom Hotel Neptun und Strand-Hotel Hübner in Richtung Westmole. „Wahrscheinlich werden wir nicht alles schaffen, doch wir könnten hier noch tagelang sammeln und finden immer wieder was“, mutmaßt IOW-Forscher Sven Hille gleich zu Beginn der Aktion. Der Neujahrssturm und auch die Strandreinigung der Tourismuszentrale hatten schon ganze Arbeit geleistet und so konzentrierten sich die Sammler vor allem auf kleine Teile. In den Mülltüten wurden vorwiegend die Überreste der Silvesternacht, aber auch Plastikschaufeln und -förmchen aus dem letzten Sommer zusammengetragen.

Besonders nach Silvester ist am Strand viel Unrat zu finden. Wird nicht gesammelt, endet dieser als Meeresmüll – der Definition nach von Menschen verarbeitete Materialien, die durch bewusstes oder unbewusstes Wegwerfen in die marine Umwelt gelangen. Dieser Meeresmüll stellt nicht nur ein ästhetisches Problem dar, sondern ist eine Gefahr für alle marinen Organismen und den Menschen.

Doch die heutige Aktion diente nicht allein der Strandreinigung, sondern hat auch einen wissenschaftlichen Hintergrund: In den EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinien (MSRL) wird gefordert, bis 2020 einen „guten ökologischen Zustand der Meeresumwelt“ in allen europäischen Meeren zu erreichen oder zu erhalten. Alle Meere sollen sauber, gesund und produktiv sein und für zukünftige Generationen erhalten bleiben.  „Das ist maßgebend auch für politische Entscheidungen, wie das erst kürzlich erreichte EU-weite Verbot von Einwegplastik“, weiß Ostseeforscher Mirco Haseler. Für ihn und seine Mitstreiter ist zudem wichtig zu erfahren, wieviel Müll durch besondere Ereignisse – im konkreten Fall Silvester – in die Ostsee getragen werden und er ist überzeugt: „Wir finden auch noch in 50 Wochen Restteile vom letzten Jahreswechsel.“ Bestätigt wird seine Vermutung durch die Warnemünderin Erika Schulz, die auf den Knien mit bloßen Händen den feuchten Sand durchkämmte. So beförderte sie Unmengen an Plastikteilen ans Tageslicht.

Der Spülsaum wird einem speziellen Monitoring unterzogen. Für die Ostseeforscher ist von Interesse, welcher Müll sich gerade hier sammelt. Das OSPAR-Spülsaummonitoring – OSPAR steht für „Oslo“ und „Paris“ und ist ein völkerrechtlicher Vertrag zum Schutz der Nordsee und des Nordostatlantiks – wird von zwölf aktiven Verbänden und Behörden an 30 Strandabschnitten Mecklenburg-Vorpommerns durchgeführt und die Ergebnisse an die EU-Arbeitsgruppe „Marine Abfälle unter MSRL“ weitergeleitet. „Eine Auszählung hatte ergeben, dass auf einem zehn Quadratmeter großen Teilstück im Spülsaum 501 Teile, darunter 193 Zigarettenkippen, 99 Teile von Feuerwerkskörpern, 95 zerkleinerte Plastikstücke, 64 Teile von Süßwarenverpackungen und weitere Einzelteile gefunden wurden“, informiert Mirco Haseler.  

Insgesamt wurden durch die Freiwilligen am Strand in etwa einer Stunde rund 240 Kilogramm Müll zusammengetragen. Das gesammelte Material wird nach der Auszählung zur Jugendherberge gebracht und dort recycelt. Im vergangenen Jahr waren unter dem Motto „Aktiv am Strand“, ebenfalls am 4. Januar, etwa 60 Rostocker Gymnasiasten als Nach-Silvester-Müllsammler unterwegs. Eingetütet wurden seinerzeit etwa 5.000 Müllteile mit einem Gesamtgewicht von rund 100 Kilogramm – 75 Prozent davon Silvestermüll.

Ein Umdenken ist an allen Fronten notwendig: Die vom IOW an die Müllsammler verteilten Schutzhandschuhe waren paarweise in Einwegplastiktüten verpackt.


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