Warnemünde: Barrierefreier Strandkorb mit Drehfunktion


08. Mai 2019

Das ist wegweisend für ganz Mecklenburg: Seit heute hat Warnemünde auch einen ersten barrierefreien Strandkorb zu bieten. Der geräumige Dreisitzer, ausgestattet mit Bullaugen und weiteren Extras, ist am Strandaufgang 10, unterhalb vom Hotel Neptun, zu finden und bietet Platz für einen Rollstuhl oder Kinderwagen und zwei Personen. Per Rampe und fester Zuwegung ist er bequem erreichbar. „Ein toller Tag für Warnemünde und das nicht nur wegen des Sonnenscheins“, freut sich Tourismusdirektor, Matthias Fromm über diese Innovation. Seit langem ist die Tourismuszentrale um ein uneingeschränktes Urlaubserlebnis für alle bemüht. „Mit diesem ersten barrierefreien Strandkorb können wir die Servicekette weiter ausbauen“, so Fromm. Das neue Angebot richte sich in erster Linie an Rollstuhlfahrer, aber auch an Familien mit Kinderwagen oder ältere Gäste, die mit Rollator oder Scooter unterwegs sind.

„Was wollen die meisten Gäste? Ein Fischbrötchen essen, an den Strand und dort im Strandkorb sitzen“, stellt Annette Rösler, Geschäftsführerin des Bäderverbands Mecklenburg-Vorpommern, fest. Drei Jahre leitete sie beim Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. (TVMV)  das Projekt „Tourismus für alle“ und weiß, dass es entlang der Ostseeküste zwar schon viele barrierefreie Strandzugänge gäbe, doch dem Gast mit Rollstuhl oder Rollator letztlich die Nutzung der Strandkörbe versagt bliebe. „Der barrierefreie Strandkorb ist ein sehr sympathisches Mittel, um zu zeigen, dass sich ein Ort ganz klar zum Thema ‚Barrierefreiheit‘ positioniert. Wir zeigen dem Gast, dass er willkommen ist“, unterstreicht Annette Rösler. Sie möchte unter den Seebädern und Anbietern am liebsten ein Art Neid-Lawine lostreten: Es ist einfach „schick“, barrierefrei zu sein. Und wirklich schick ist das Warnemünder Modell allemal. Die Strandkorbmanufaktur Korbwerk aus Heringsdorf produzierte das Meisterstück im Wert von 4.000 Euro netto – gefördert zu 100 Prozent durch die EU.

Das Pilotprojekt „Strandkorb für alle“ wurde vom TVMV im Rahmen des Projektes „Tourismus für alle“ ausgelobt. Bewerben konnten sich Tourismusregionen und -orte aber auch touristische Leistungsträger. Die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde kam als einer von nur zwölf Kandidaten mit einer ansprechenden Bewerbung zum Zuge.

Strandkorbbewirtschafter am Aufgang 10 ist Alexander Fritz. Er möchte den gestiegenen Ansprüchen seiner Kunden gerecht werden und ist deshalb ständig auf der Suche nach Verbesserungen. Der barrierefreie Strandkorb kommt ihm da sehr gelegen. Über eine kleine Rampe ist er problemlos erreichbar. Ein Teil der Sitzbank lässt sich nach hinten hochklappen und Rollifahrer können so rückwärts in den Strandkorb einfahren. Strandkorbvermieter Fritz legt sogar noch einen oben drauf und präsentierte beim heutigen Vororttermin stolz gleich zwei respektable Verbesserungsideen. Zum einen lässt sich das mit 125 Kilogramm durchaus schwergewichtige Möbelstück mittels Drehplatte kinderleicht um 360 Grad drehen und zum anderen hat er es mit einem Kommunikationstool ausgestattet. Quasi auf Knopfdruck erscheint damit ein Servicemitarbeiter. „Ist das genial! Da hat ja mal jemand richtig gut mitgedacht“, lobt Annette Rösler begeistert die vorgestellten Neuerungen. Der Unternehmer will im Interesse seiner oft älteren Gäste die gesamte erste Strandkorbreihe mit dieser Drehfunktion ausstatten.

Erste Erfahrungen mit dem drehbaren barrierefreien Strandkorb sammelte heute der Trainer der Rollstuhl-Basketballmannschaft „Nordic Bulldogs“, Tino Ammon. Weil die Gegebenheiten rundherum nicht stimmen, kam er bislang gar nicht auf die Idee an den Strand zu fahren. „Meist fühle ich mich wie ein Hindernis“, bekennt der Sportsmann. Der vorgestellte Strandkorb eröffne ihm eine deutlich höhere Lebensqualität: „Mehr geht nicht. Als Mensch mit Handikap kann ich dafür nur Danke sagen“, freut sich der Rolli-Basketballer.

Je nach Verfügbarkeit kann das neue Angebot über das Internet für bis zu zwei Tage sogar kostenlos gemietet werden.  

In Warnemünde sind in dieser Saison die Strandzugänge 4, 6, 10, 14 und 18 und in Markgrafenheide die Strandaufgänge 19, 23 und 31 barrierefrei. Offizielle Assistenzhunde dürfen am gesamten Strand mitgeführt werden. Baderollstühle und weitere Hilfsmittel können am Strandaufgang 4 in Warnemünde bei der Strandoase Treichel ausgeliehen werden.

An Strandaufgang 10 wurde im vergangenen Jahr für 230.000 Euro eine Sanitäranlage modernisiert und dabei eine barrierefreie Kabine mit modernen Sicherheitsfeatures installiert. Eine geschlossene Wegeführung auf einem rutschfesten Untergrund ermöglicht Besuche mit Kinderwagen oder Gehhilfen bis an die Brandungskante. Die Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Strandbesucher befinden sich in unmittelbarer Nähe in der Kurhausstraße 1 und in der Tiefgarage vom Kurhaus.

Ab diesem Jahr hat die Tourismuszentrale ein sogenanntes Hotel-Set für schwerhörige oder gehörlose Gäste mit in ihr Angebot aufgenommen. Dieses besteht aus einem Blitzlichtwecker, einem dazugehörigen Vibrationskissen, Türklingeltaster und einem entsprechenden Rauchwarnmelder. Das Set eignet sich für Gäste, die in Hotels, Jugendherbergen oder Ferienwohnungen eingebucht sind und kann von den Vermietern in der Tourist-Information Warnemünde für den Buchungszeitraum kostenfrei ausgeliehen werden.


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