Wandertag einmal anders – Gymnasiasten treffen sich zur Strandmüllsammlung


06. Januar 2022

„Ihr werdet überrascht sein, wie viel Müll ihr am Strand findet“, stimmte Kai-Michael Stybel, Elternrat am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Rostock Dierkow, die Mädchen und Jungen der Klasse 8c auf ihren heutigen Wandertag ein. Dieser fand am Strand statt und war eigentlich eine Müllsammlung. In Zeiten von Corona sei es nicht einfach, außerschulische Aktivitäten anzubieten und da habe sich der Elternrat Gedanken gemacht, sagt Kai-Michael Stybel: „Ein Wandertag in der freien Natur dagegen passt und das Thema Meeresmüll ist bei den ‚Weltverbesserern‘ der ‚Generation Greta‘ sowieso allgegenwärtig.“

Aufgerufen zur Strandmüllsammlung hatte einmal mehr der EUCC Küsten Union Deutschland e.V. (EUCC-D), dessen Aufgabenstellung eine nachhaltige Küstenentwicklung auch für folgende Generation ist. Viele Projekte hat der EUCC-D schon mit dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) bearbeitet, darunter immer wieder auch gemeinsame Müllsammlungen am Strand, wobei im Anschluss immer eine Auswertung erfolgt. „Wir analysieren genau und übergeben unsere Daten an die Entscheidungsträger in der Politik, damit diese dann weitere Maßnahmen festlegen können“, betonte die EUCC-D Geschäftsführerin, Nardine Stybel. So hatte das sogenannte Spülsaummonitoring an 24 Messtellen im Uferbereich der Ostsee aus dem Zeitraum 2012 bis 2017 ergeben, dass an den Stränden von Mecklenburg-Vorpommern Tourismus und Freizeitaktivitäten die Haupteintragsquellen des Mülls sind.

In drei Gruppen wurde auch heute wieder gesammelt, aufgeteilt in mehrere Strandabschnitte und unter Einbeziehung der Dünen. Für das Betreten dieser Küstenschutzanlagen habe man eine Ausnahmegenehmigung bekommen und gerade wegen dieses Betretungsverbots seien diese Daten auch ganz besonders interessant, verrät Nardine Stybel. In einem theoretischen Teil vorab informierte sie unter anderem darüber, dass beispielsweise eine Einwegwindel 450 Jahre, Fischernetze 650 und giftige Zigarettenkippen immerhin noch ein bis fünf Jahre zum Verrotten brauchen.

Überrascht waren die Jugendlichen am Ende doch: Insgesamt 15,5 Kilogramm Müll, darunter massenweise Zigarettenkippen, Kronkorken, aber auch Feuerwerksreste und das nach dem für Silvester verhängten Böllerverbot, konnten sie nach zwei Stunden protokollieren. Eine zerfetzte Badehose sorgte für Gelächter. Ebenfalls in die Sammeleimer gelangte „hausgemachter“ Plastikmüll, Bestandteile der sich auflösenden Sandfangzäune. „Die senkrecht zur Wasserlinie ausgerichteten Zäune sind eigentlich dafür da, dass sie den Sand festhalten“, weiß Stybel. Ab Februar/ März werde er dann wieder am Strand verteilt. Das Problem ist, dass das Material – die Zäune bestehen aus Kunststoff – wegen der salzhaltigen Luft und Sonneneinstrahlung zerbröselt. Wieder gelangt so Plastikmüll an den Strand und ins Meer. „Als Alternative haben wir in diesem Jahr damit begonnen, einen fünf Meter langen Treibselzaun zu bauen, gefüllt mit natürlichen Materialien.“ Damit habe man, so Nardine Stybel, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn zum effektiven Sandfang komme, dass das umherliegende Seegras einer sinnvollen Verwendung zugeführt werde. Denkbar seien aber auch Sandfangzäune aus Weiden- oder Fichtenruten und auch abgetakelte Weihnachtsbäume eignen sich.   

Die Verschmutzung der Meere vor allem durch Plastikmüll gilt als eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen weltweit. Zahlen die alarmieren sollten: Seit den späten 1950er Jahren und der Nutzung von Kunststoff als Massenware, ist der weltweite Verbrauch von 1,5 auf über 400 Millionen Tonnen (2019) jährlich gestiegen. In kleinste Partikel zersetzt, gerät Plastik wegen seiner extremen Langlebigkeit somit in den Nahrungskreislauf und am Ende wieder auf den eigenen Teller.


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Liedermacherin Bea - 07.01.2022 um 18:25 Uhr
Das ist immer wieder eine sehr gute Aktion. Ich sammle auch jeden Tag Müll am Strand. Gerade nach Silvester ist da jedes Jahr immer wieder viel zu tun. Allerdings habe ich mich zu Silvester auch gefragt, ob nicht längst mal größere Schilder an den Dünen stehen müssten, die auf das Betretungsverbot aufmerksam machen. Tausende Menschen waren zu Silvester in und auf den Dünen und niemand da, der sie aufhält. Das wird gefühlt jedes Jahr mehr.
Was nützt dann ein Betretungsverbot, wenn es nicht kontrolliert wird??
Auch im Sommer sehe ich dort immer wieder viele Urlauber, die dann ganz erstaunt sind, wenn sie hören, dass das verboten ist.
Liebe Grüße von Liedermacherin Bea aus Warnemünde
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