Nach einem am 4. April gefassten Bundestagsbeschluss, der sich für die Errichtung von Offshore-Testflächen vor Warnemünde ausspricht, wirbt der Verein Windenergy Network e.V. (WEN) jetzt massiv um Zustimmung für das einmalige Projekt. Etwa zwölf Kilometer vor Warnemünde sollen bis 2023 zehn bis zwölf jeweils 300 Meter hohe Offshore-Windkraftanlagen entstehen. Der Vereinsvorsitzende, Andree Iffländer, hat sich diesbezüglich mit einem Brief an alle Kandidaten zur anstehenden OB-Wahl in Rostock gewandt und um deren Unterstützung gebeten.
Seit langem setzt sich das WEN für das Testfeld vor Warnemünde ein, denn es sei einzigartig in Europa und sogar auf der Welt. Es gäbe heute nichts Vergleichbares, so Iffländer. In Verbindung mit dem geplanten Ocean Technology Center im Rostocker Fischereihafen entstehe in Rostock damit ein Forschungscluster für Windenergie Offshore und Unterwassertechnologien. Das Testfeld soll eine Keimzelle für die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft und damit ein industrieller Katalysator für unsere Region sein.
Deshalb sei es eine große Chance für Rostock, Mecklenburg-Vorpommern und für den gesamten Industriestandort Deutschland, denn es gelte, den Technologievorsprung aufrecht zu erhalten und auszubauen. „Mit dem Testfeld können wir einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung des Klimaschutzziels 2030 leisten, nach dem 65 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms bis dahin aus erneuerbaren Quellen stammen sollen“, argumentiert Andree Iffländer. Seiner Meinung nach wird das Testfeld der Stadt neue Impulse geben und diese würden auf dem Weg in eine nachhaltige kohlendioxidfreie Zukunft gebraucht.
Kritik an den ehrgeizigen Plänen kommt von Dietmar Vogel, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins Warnemünde (HGV) und Vorstandsmitglied in der Partei Freier Horizont: „Wir werden das Testfeld aus Windrädern in direkter Sichtachse von Warnemünde nicht unterstützen. Hier zeigt sich leider wieder einmal, dass gesetzliche Anforderungen einzig zum Vorteil für Investoren, auf Kosten der Natur, unserer wunderschönen Ostseeküste und der Tourismuswirtschaft neu definiert werden“, schimpft Vogel, für den das Ganze eine Mogelpackung ist. „In der Auslegungsphase hatten wir als Gewerbeverein mit hohem Aufwand viele Eingaben und fachliche Stellungnahmen organisiert und auch die Gutachten begleitet. Dennoch bedient sich die Politik jetzt des scharfen Schwerts, das die gutachterlichen und fachlichen Bedenken einfach nicht zulässt.“ Bürgerwille und Demokratie würden ausgehebelt, indem ganz einfach ein Zielabweichungsverfahren eingeleitet, bzw. das Gebiet vor Warnemünde jetzt mit einfachem Federstrich zu einem ausgewiesenen Vorranggebiet erklärt wird. Vogel sieht das Testfeld deshalb auch keineswegs als Keimzelle für die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft, sondern als eine Gefährdung für den Tourismusstandort und als Katalysator für eine Stromexportkolonie Mecklenburg-Vorpommern.
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Ziemlich schrecklich diese Aussichten aber diePolitik macht ja eh´was
sie will und wird offensichtlich von niemendem gehindert!
Wenn´s also so weitergeht, sind weder Warnemünde noch Rostock künftig
als Urlaubsregionen interessant. Ein trauriger verfall !