Tweismaker Jolle auf der Zielgeraden


20. September 2019

„De Warneminner Tweismacker levt wedder“ ist an der Bootshalle der historischen Bootswerft im Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum am Traditionsschiff zu lesen und tatsächlich nimmt die Warnemünder Volljolle dort in der Holzhütte Gestalt an. Vorsichtig ausgedrückt kann man sogar sagen, das die Holzarbeiten so gut wie abgeschlossen sind: Der Rumpf ist fertig und wurde mit den ersten beiden Schichten Bootslack versiegelt, Mastenrohlinge liegen zur weiteren Formgebung bereit und auch eins von insgesamt drei Segeln ist schon da.

Im 19. Jahrhundert waren die Warnemünder Volljollen, auch Tweismaker genannt, die typischen Segelschiffe der Küstenfischerei. Motorisierte Kutter lösten die Segelboot irgendwann ab, doch noch bis in die 1930er Jahre segelte die Tweismaker-Jolle bei der Warnemünder Woche ihre Rennen. Den Untergang der einstigen Arbeits-Jollen verhinderte das nicht. Leider hat kein einziges Exemplar der einst so typischen Segelboote die Zeiten überdauert. Übrig geblieben sind lediglich einzelne Fotos, ein paar Zeichnungen und natürlich Beschreibungen der Bootsarchitektur aus Erinnerungen.

„Wir wollten den Tweismaker möglichst originalgetreu nachbauen, haben uns wegen der späteren Nutzung allerdings dazu entschlossen, einige Details zu veredeln“, informierte Projektleiter Uwe Ahlgrimm beim gestrigen Vororttermin. So haben die Bootsbauer um Paul Brümmer und Paul Opel zugunsten des Komforts und der Optik das Süllbord und die Butten auf dem Vorder- und Achterdeck gerundet. Waren die Sitzbänke ursprünglich hintereinander angeordnet, verlaufen die Duchten im Oll Stromer – auf diesen Namen wurde die Jolle schon im August vergangenen Jahres getauft – längsseits. „Das macht man so im feinen Yachtbau, denn schließlich wollen wir auch mit Gästen auf der Jolle unterwegs sein und das nicht nur vor Warnemünde“, kündigt der gelernte Tischler und passionierte Segler Uwe Ahlgrimm an. Vor gut zwei Jahren wurde die Replik der einstigen Warnemünder Volljolle im IGA Park auf Kiel gelegt. Nur von Seiten der Bootsbauer sind bislang etwa 2.500 Stunden Arbeitsstunden in das Projekt geflossen. Nicht eingerechnet die Segelmacher und Metallbauer.

Ahlgrimm sieht den Nachbau der Warnemünder Volljolle als ein Rostocker Projekt: „Wir bauen hier nicht einfach nur ein Boot, sondern machen auch viel mit den Kindern, die uns regelmäßig besuchen und dabei die Gewerke kennenlernen.“ Um aber als Traditionsbootswerft so richtig durchstarten zu können fehlen noch ein paar elementare Dinge: Gebraucht werden eine Slipanlage, ein Schwimmsteg und ein Trailer. Immer wieder bereite es Probleme, die Boote ins Wasser und wieder heraus zu bekommen. Zur Lösung wurden Förderanträge gestellt und die scheinen auf einem guten Weg. Allein 30.000 Euro hat der Rostocker Landtagsabgeordnete Ralf Mucha aus dem Strategiefonds locker gemacht. Der Projektleiter hat die begründete Hoffnung, dass die Anlage schon im kommenden Jahr komplettiert werden kann. Dann könne man auch größer denken; Ideen dazu hat er schon im Kopf.

Und wie so häufig bei Großprojekten, gibt es auch beim Bootsbau Terminverzögerungen. Ging man ursprünglich vom Stapellauf zum 800. Stadtjubiläum im Juni 2018 aus, ist man mittlerweile auf dem Boden der Tatsachen angekommen und will im Mai 2020 erstmals aufs Wasser. Etwa 32.000 Euro wurden bislang an der Tweismaker-Jolle verbaut.

Der Name „Tweismaker“ ist übrigens auf die beiden Sprietsegel, genannt Smaken, zurückzuführen. Früher wurden die Jollen als Arbeitsschiffe, zum Fischen oder als Ausflugsboote für Touristen genutzt.

Der Tweismaker-Nachbau ist nur möglich geworden dank der Unterstützung dieser Partner: Bootsbau Brümmer, WG Schifffahrt Hafen, Kloska Group, Ospa Stiftung, Satori & Berger, Stadtwerke Rostock, Hanse- und Universitätsstadt Rostock, Apotheke 24, Cortronik, Gesundschuh, Rostocker Fracht- und Fischereihafen, Segelmacherei Ute Müller sowie Leuchtturmförderverein Warnemünde.


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