Theaterprobe im Neptun: Darstellerin kriecht unters Bett


03. September 2016

Dass sich eine junge Schauspielerin nebenbei noch als Zimmerfrau verdingen muss dürfte angesichts der zusammengekürzten Kulturförderung in vielen Kommunen keine Seltenheit sein. Dass sie aber im Rahmen der Proben hautnah am Geschehen eigene Erfahrungen sammelt, um diese dann auf der Bühne wiederzugeben, ist schon etwas Außergewöhnliches: So geschehen in der vergangenen Woche im Hotel Neptun.

Friederike Drews ist 28 Jahre alt, war schon im Warnemünder Erfolgsstück „Alter Strom“ zu erleben und gehört mittlerweile zum Stammensemble des Rostocker Volkstheaters. Auch in „Fremde Betten“ – das  neue Stück nach dem Roman „Das Zimmermädchen“ von Markus Orths hat am 30. September um 20.00 Uhr Premiere – wird sie in der Kleinen Komödie zu sehen sein. Die Geschichte passt schon wegen ihres touristischen Hintergrunds perfekt nach Warnemünde: Lynn ist Zimmermädchen im Hotel Eden. Sie putzt äußerst gründlich und beginnt, sich näher für das Leben der Hotelgäste zu interessieren. Immer länger bleibt sie in deren Zimmern; zunächst noch sehr vorsichtig, dann immer dreister. Eines Tages, hört sie Schritte auf dem Flur und nur wenig später wird auch schon der Schlüssel umgedreht. Lynn bleibt nur ein einziger Zufluchtsort: Sie kriecht unters Bett und verbringt dort die Nacht – mit dem Gast über ihr. Es bleibt natürlich nicht bei diesem einen Mal.

Die „echte“ Zimmerfrau – so lautet die korrekte Berufsbezeichnung –, Andrea Horn, arbeitet seit elf Jahren im Hotel Neptun. In achteinhalb Stunden muss sie 25 Zimmer schaffen und in den Sachen der Gäste herumzuspionieren ist für sie und ihre Kolleginnen gar kein Thema. Die junge Mimin nimmt die 45-Jährige dennoch sehr gern an die Hand. Sie weist diese in die Besonderheiten des Berufes ein und wundert sich auch nicht, als die Schauspielerin noch unters Bett kriechen will.

Die Wienerin, Beatrix Schwarzbach, führt Regie in „Fremde Betten“. Für sie ist es das erste Engagement am Volkstheater. Natürlich begleitete sie auch das „Einarbeiten“ im Hotel Neptun und freut sich dabei über die wunderbare Aussicht vom Zimmerbalkon in der zwölften Etage: „Es ist einfach wunderbar – wir arbeiten genau da, wo andere Urlaub machen“, begeistert sich die 32-Jährige, die übrigens „Wiederholungstäterin“ ist, denn gemeinsam mit ihrem Mann verbrachte sie vor Jahren schon ein paar Tage im Neptun.  

Sechs Wochen dauern die Proben für das Ein-Personen-Stück. „Weil es nur eine Darstellerin gibt, arbeiten wir sehr fokussiert und konzentriert“, sagt die Regisseurin. Etwa 60 bis 75 Minuten wird sich das Zimmermädchen Friederike Drews vor dem Publikum produzieren und dabei über das Leben, Sehnsüchte und Abgründe philosophieren. „Natürlich hoffen wir, dass unser neues Stück auch bei den Warnemündern gut ankommt, denn viele von ihnen arbeiten nun mal im Tourismus“, meint Friederike Drews, die Parallelen zwischen den Branchen sieht: „Dreht es sich in einem Hotelbetrieb darum, was man dem Gast anbieten kann, geht es bei uns darum, was wir dem Publikum bieten können.“

Ganz genau hinschauen wird in jedem Fall die Neptun-Zimmerfrau Andrea Horn. Sie ist schon sehr gespannt auf die Inszenierung und wird sich einen Besuch in der Kleinen Komödie nicht nehmen lassen.   


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