Schiffsmodell mit echter Warnemünder Geschichte


06. Januar 2016

Das Heimatmuseum ist um ein ganz besonderes Exponat reicher: Seit kurzem ziert ein Modell der Brigg Balance den Schaukasten in der Kapitänsausstellung. Gebaut wurde das Kleinod vor etwa 120 Jahren durch den Schiffer Heinrich Stuhr. Der war zudem ein sehr geschickter Modellbauer und fertigte, vermutlich als Auftragsarbeit, im Jahr 1887 auch das Vollschiffsmodell für Stephan Jantzen, das jener zur damaligen Zeit der Warnemünder Kirche stiftete und das dort noch heute zu sehen ist. „Auch das Modell der ‚Balance‘ ist sehr fein und dazu noch seemännisch exakt gearbeitet. Man erkennt eben die Liebe eines echten Seemannes“, freut sich Museumsleiterin Dr. Kathrin Möller über das neue Ausstellungsstück.

Stuhr verstarb im Mai 1920, aber sein Schiffsmodell wurde von Generation zu Generation weitervererbt. Schließlich übernahm der gebürtige Warnemünder und Enkel Heinrich Stuhrs, Hans Kölzow, das Schiff und möchte das besondere Erbstück seiner Familie auch in Zukunft weiter bewahrt wissen. Daher entschloss er sich, das Modell an das Heimatmuseum zu übergeben. „Diese Entscheidung fiel mir nicht schwer, wir hatten das Thema zuvor oft in der Familie besprochen“ bekennt der heute 87-Jährige. Hier im Museum ist das Schiff richtig aufgehoben und bereichert von nun an die aktuelle Sonderausstellung „Auf allen sieben Meeren – Warnemünder Kapitäne im 19. Jahrhundert.“

Die originale Brigg Balance wurde 1863 auf der ehemaligen Ludewig-Werft in Rostock – sie befand sich auf der heutigen Silo-Halbinsel – gebaut und 1885 durch den Warnemünder Heinrich Stuhr als Kapitän übernommen. 1894 wurde das Schiff schließlich nach Schweden verkauft. „Wahrscheinlich um 1896 beendete auch Stuhr seine Schifferkarriere und war Mitbegründer der Holzsägerei ‚Borgwardt & Stuhr‘ in der Poststraße“, vermutet die Historikerin. Sechs Kinder hatten Heinrich und Elise Stuhr. Das Familienwohnhaus in der Wachtlerstraße 4 hieß ebenfalls Balance. Eine Tochter heiratete den späteren Kapitän Hans Vick eine zweite den Kapitän Kurt Müller. Der Bruder von Heinrich Stuhr, Joachim Stuhr, war ebenfalls Schiffer. „Wir haben es also mit einer richtigen Kapitänsfamilie zu tun.“

Eins steht für das Heimatmuseum schon heute fest: Das Stuhrsche Schiffsmodell wird nach Auflösung der Kapitänssammlung in die Dauerausstellung übergehen. Die Museumschefin wünscht sich für diese Räumlichkeiten schon seit langem einen Umbau. Aber natürlich werden dafür Gelder benötigt und die sind meist knapp: „Es muss dringend etwas passieren und wir werden einen Förderantrag beim Kultusministerium stellen. Minister Brodkorb hatte uns bei seinem letzten Besuch, Ende November, dringend dazu geraten.“

Auch das Logbuch der Brigg Balance soll noch existieren. „Zuletzt war es im Besitz von Peter Stuhr, Sohn des letzten Warnemünder Leuchtturmwärters, Karl-Heinrich Stuhr. Von da an verliert sich leider die Spur“, erinnert sich Hans Kölzow. Hinweise zum Verbleib des historisch wichtigen Dokuments werden im Heimatmuseum Warnemünde gern entgegengenommen.  


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