Riefenstahl-Ausstellung im Warnemünder Kurhaus


22. August 2023

Helene Bertha Amalie „Leni“ Riefenstahl polarisiert. Gestern wie heute. Sah sie sich selbst stets als Künstlerin, lässt sich ihr Engagement für die Nationalsozialisten nicht leugnen. Spätestens nach den beiden Propagandafilmen „Sieg des Glaubens“ und „Triumph des Willens“ über die NSDAP-Reichsparteitage 1933 und 1934 galt sie als mediale Gespielin Hitlers. Erst wenn er lächelte, war sie zufrieden.

Ab Sonnabend, 26. August, und noch bis zum 30. September sind im Kurhaus Warnemünde 30 Fotos aus dem Nuba Zyklus der Riefenstahl zu sehen und zu haben.

Schon als Student an der Filmhochschule Babelsberg setzte sich der heutige Galerist Alexander Gehrke mit Leni Riefenstahl wissenschaftlich auseinander. Sie sei sogar Thema seiner Diplomarbeit gewesen, genehmigt zu DDR-Zeiten, berichtet Gehrke. Es ist nicht seine erste Riefenstahl-Schau. Schon vor sieben Jahren hatte er im Ostseebad Fotos der Nuba gezeigt (DWM berichtete).

Zwischenzeitlich ist viel passiert: Das Erbe der Riefenstahl (1902 bis 2003) ist in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Münchner Filmproduzent Holger Roost-Macias übergegangen. Letzterer kommt eigentlich aus Sanitz und ist mit Alexander Gehrke seit 45 Jahren befreundet.

Leni Riefenstahl – eine Frau, die sich den Nazis angedient und in der Nazizeit Karriere gemacht hat. „Das war ein Fehler“, weiß Galerist Alexander Gehrke. Nach 1945 habe sie vergeblich versucht, als Regisseurin wieder einen Fuß auf die Matte zu bekommen. Doch sie war „beschmutzt“. „Ich will sie nicht reinwaschen möchte aber, dass man sie als Künstlerin der Avantgarde sieht“, sagt der Warnemünder. Er sehe durchaus die Ambivalenz der Person und verteidige sie auch nicht. „Allerdings gibt es in vielen Biografien dunkle Kapitel. Caravaggio zum Beispiel, war ein Mörder und seine Bilder hängen in den wichtigsten Museen der Welt.“ Aus Sicht Gehrkes muss man das künstlerische Werk von der Biografie trennen können.

Als Persona non grata in Deutschland versuchte Riefenstahl viel, ihre künstlerische Karriere voranzutreiben. Ein Versuch waren ihre Aufenthalte im Südsudan in den 60er und 70er Jahren. Sie hat dort die Nuba Krieger gesehen, wollte darüber einen Film machen und schloss sich einer Ostafrika-Expedition an. „Diese Menschen kannten sie nicht. Leni Riefenstahl war für sie eine liebe Freundin, die half und Medikamente mitbrachte“, weiß Gehrke. Ihren Film konnte sie nie fertigstellen, denn das Material wurde von der Hitze zerstört. Filmemacher Holger Roost hat ihn jetzt restauriert. Mittels KI. Die Uraufführung von „Sehnsucht nach Unschuld“ findet am Sonnabend, 26. August, im Kurhaus Warnemünde um 17 Uhr zur Vernissage statt.

Die Fotoausstellung im Wintergarten ist von Mittwoch bis Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. Obwohl die Bilder 60 Jahre alt sind, wirken sie brillant. Die Verkaufspreise liegen zwischen 650 Euro für kleinere und 4 500 Euro für große Formate. Von den Großen – es sind Unikate – gibt es nur sieben. Zwei sind bereits verkauft.

Eine Riefenstahl-Ausstellung darf nicht unkommentiert bleiben. Deshalb findet am 17. September um 18.30 Uhr im Kurhaus Warnemünde eine Podiumsdiskussion mit Claudia Lenssen, Kuratorin der Leni-Riefenstahl-Ausstellung 1999 im Filmmuseum Potsdam, statt.  

Es ist die sechste Ausstellung Gehrkes im Kurhaus Warnemünde. Der Wechsel von den kleinen Räumlichkeiten in der Alexandrinenstraße sei, so betont er, goldrichtig gewesen: „Das Kurhaus ist ein wunderbarer Ort mit einer großartigen Geschichte. Noch dazu kommt, dass die Betreiber es unbedingt mit Kunst und Kultur erfüllen wollen.“ So wurde die Veranstaltungsreihe Der Salon im Wintergarten etabliert. Die nächste Veranstaltung in diesem Rahmen ist eine Lesung mit dem Kolumnisten der „Zeit“, Harald Martenstein, am 3. September um 17 Uhr.


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