Polleranlage im Groß Kleiner Weg fällt durch


16. November 2020

Abgeblitzt ist Bau- und Verkehrssenator Holger Matthaus mit seiner Idee, den motorisierten Durchgangsverkehr im Groß Kleiner Weg durch eine Polleranlage zu unterbinden. Das Thema wurde in der letzten Ortsbeiratssitzung, bei der auch viele Anlieger zugegen waren, heftig diskutiert.  

Die Fahrradstraße verbindet Lichtenhagen und Diedrichshagen miteinander, ist für den Anliegerverkehr frei, wird aber insbesondere in den Sommermonaten zunehmend auch für den Durchgangsverkehr von und nach Warnemünde genutzt. „Das sind vornehmlich Leute, die den Rückstau vor Warnemünde umgehen wollen. Fahrradfahrer werden so erheblich gestört“, erklärte Senator Matthäus. Es gäbe Handlungsbedarf und eine Polleranlage schien das Mittel der Wahl. Für Rettungsfahrzeuge, Winterdienst und ähnliches soll diese natürlich passierbar sein, gleiches gelte für den Fuß- und Radverkehr. Auch alle Anlieger sollen ihre Grundstücke mit dem Auto erreichen können.

„Es gibt viele Verkehrskonzepte für Warnemünde, die alle auf ein autoarmes bzw. autofreies Warnemünde abzielen. Parkhäuser an den Ortseingängen gehören dazu, aber auch die Förderung von Alternativen zur Autonutzung“, warb Holger Matthäus für einen sicheren Groß Kleiner Weg, in dessen Verlängerung auch Evershagen und Lütten-Klein angebunden sind. „50.000 Menschen könnten so mit dem Rad direkt zum Strand durchfahren“. Der Umweg für Diedrichshäger, die wegen des Pollers entweder über Dorf Lichtenhagen oder das Ortsgebiet Warnemünde fahren müssten, sei mit 1.000 bis 1.500 Meter hingegen nicht sehr weit, und es wären nur wenige, die davon betroffen seien. „In der Abwägung ist die Gruppe derer, denen wir einen attraktiven Radweg nach Warnemünde eröffnen, die Mehrheit“, zeigte sich der Senator überzeugt.

Die meisten anwesenden Anwohner konnten das so nicht nachvollziehen und sprachen sich – ganz im Gegenteil – sogar mehrheitlich gegen die geplante Abpollerung aus. Sie befürchten längere Arbeitswege und von Kunden abgeschnittene Unternehmen. Außerdem, so ein Anwohner des Streuwiesenwegs, verlagere man das Problem allenfalls nach Warnemünde oder ins Dorf Lichtenhagen.

So, wie auch der Warnemünder Bauausschuss, forderte Ortsbeiratsmitglied Axel Tolksdorff, die Polleranlage an die geplante Umgehungsstraße – eine Verlängerung der Mecklenburger Allee von der Stadtautobahn über Kalverat bis zum Anschluss Elmenhorst – zu koppeln: „Ich selber fahre drei Mal die Woche mit dem Fahrrad auf dem Groß Kleiner Weg, fühlte mich noch nie bedrängt und kann einfach nicht nachvollziehen, warum solche stringenten Maßnahmen, die viele Anwohner betreffen, jetzt befördert werden sollen.“ Damit sprach er vielen Anwesenden aus dem Herzen. Allerdings: Noch weiß niemand, wann die Umgehungstraße fertig sein wird. Aktuellen Planungen zufolge könnte ab dem Frühjahr 2021 mit dem Ausbau begonnen werden. „Vermutlich löst sich dann das Problem von ganz alleine, denn ist die Trasse erstmal fertig, wird sie sicher von vielen auch genutzt. Der Groß Kleiner Weg ist zwar eine Abkürzung aber ganz sicher keine Rennstrecke“, bekam Tolksdorff Rückendeckung von Alexander Prechtel.

Für Unternehmerin Ines Beese, die seit 50 Jahren am Groß Kleiner Weg wohnt und hier eine Gärtnerei mit Blumenladen betreibt, ist es sehr wichtig, dass die Fahrradstraße in ihrer jetzigen Form Bestand hat: „Viele Kunden kommen von der Arbeit nach Hause in Diedrichshagen, Warnemünde oder Lichtenhagen und nehmen bei uns etwas mit.“ Wird der Poller direkt vor „ihrer Nase“ gesetzt, ergeben sich damit Umwege bei der Auslieferung von Ware oder beim Einkauf im Großmarkt von zehn Kilometern – hin und zurück, argumentierte die Diedrichshägerin. Der Groß Kleiner Weg würde zudem vor allem an Strandtagen stark von Kraftfahrzeugen frequentiert und davon gäbe es nicht allzu viele im Jahr. Die Lösung des Problems wäre für sie Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme – Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung.

Mit fünf Ja-Stimmen und einer Enthaltung votierte der Ortsbeirat Warnemünde/Diedrichshagen am Ende für die Empfehlung des Bauausschusses, die Abpollerung der Fahrradstraße an die Verlängerung der Mecklenburger Allee zu koppeln. Außerdem werde die Stadtverwaltung aufgefordert, bei der Positionierung mehr Rücksicht auf die Belange betroffener Unternehmer zu nehmen.


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