Ortsbeirat kritisiert geplanten Neubau eines Wohnhauses in der Wachtlerstraße


20. März 2023

Das ehemalige Ärztehaus in der Warnemünder Wachtlerstraße soll, geht es nach den Plänen der Wiro, komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Neun Mietwohnungen mit einer Größe zwischen 80 und 125 Quadratmetern würden so entstehen, keine Eigentums- oder Ferienwohnungen, kein sozialer Wohnungsbau, eher gedacht für Familien oder Eheleute, die es sich leisten können, kündigte die Rostocker Wohnungsgesellschaft an. Während der Sitzung des Ortsbeirates Warnemünde/ Diedrichshagen (OBR) am vergangenen Dienstag hatte die Wiro den aktuellen Planungsstand präsentiert und von den Anwesenden aus mehreren Richtungen heftige Kritik geerntet.

Diskutiert und hinterfragt wurden vor allem die geplante Viergeschossigkeit des kompakten Neubaus, das Verschwinden des Innenhofes samt der beiden großen Bäume und die Parkplatzfrage. Bereits im September 2020 hatte die Wiro ihre Neubaupläne für die Wachtlerstraße 11 erstmals im Planungs- und Gestaltungsbeirat der Hanse- und Universitätsstadt Rostock vorgestellt. Bei der geforderten Wiedervorlage im Dezember 2022 stellte das Gremium fest, das Konzept eines Vorderhauses mit Seitenflügel zum Hintergebäude, so dass ein Hof gebildet wird, habe der Architekt nicht aufgenommen. Stattdessen sei das nun geplante Langhaus ein neues Konzept – quasi ein neuer Typ Haus – und es sei sehr fraglich, ob dieser Haustyp überhaupt in die Wachtlerstraße passe. Dort bestehe, historisch gewachsen, eher der Wunsch nach Villenbebauung im Stil der filigranen Bäderarchitektur. Zudem würde mit dem kompakten Langhaus das Maß der baulichen Nutzung in hohem Maße überschritten im Vergleich zur Umgebung, Beeinträchtigungen der Nachbarbebauung – auch mit Blick auf Belichtung und Belüftung – müssten berücksichtigt werden.

„Ich bin entsetzt über diese Art der geplanten Bebauung am Kurpark. Das 2015 von der Bürgerschaft beschlossene Strukturkonzept für Warnemünde beantwortet eigentlich alle Fragen, die die Einordnung eines Gebäudes in so ein ganz sensibles städtebauliches Ensemble mit sich bringt. Ich erkenne aber gar nicht, dass Sie das umgesetzt haben“, reagierte Einwohnerin Anneliese Zintler, nachdem der beauftragte Architekt Roland Unterbusch seine Entwürfe für den geplanten Neubau vorgestellt hatte. Die Rentnerin, selbst Architektin, betonte, es gehe hier nicht um die Beurteilung einer Fassade, da habe ohnehin jeder seine eigene Ansicht – ihr gehe es um ganz konkrete Dinge, wie die Erhaltung der charakteristischen villenartigen Einzelhausbebauung. „Um den Kurpark herum ist das Einzelhaus immer dominant, sie kleben sich an das Nachbargebäude ran, warum eigentlich? Um die Grenzbebauung zu nutzen?“ Weiterhin bemängelte die Architektin: „Sie ziehen, wie ein Kasten im Neubauviertel, das Vorderhaus über das gesamte Grundstück, sie haben also eine Kiste da stehen, genauso breit vorne wie hinten und dann noch viergeschossig in der gleichen Höhe – eine filigrane Bauweise, wie in der Bäderarchitektur typisch, ist da nicht erkennbar“, was viele Anwesende unterstützten.

„Wir können sagen, dass das, was wir hier machen, im Rahmen des rechtlich Möglichen ist“, stellte Unterbusch klar. Nach den Bedenken des Gestaltungsbeirates sei der Entwurf wiederholt nachgebessert worden. „Wir glauben, dass wir vor dem Hintergrund der nicht einfachen Aufgabenstellung an diesem Standort eine sehr gute Lösung gefunden haben. Dass die auch genehmigungsfähig sein muss, ist unbestritten“, ergänzte Christian Jentzsch, Prokurist und Bereichsleiter Investitionen der Wiro. Das Haus werde keine Unterkellerung mehr bekommen, vor allem aus Kostengründen, erläuterte Unterbusch, dafür würden die untersten Wohnungen etwas in die Erde abgesenkt, um die Viergeschossigkeit zu erreichen. „Das Haus wird sehr effizient und passgenau, wir glauben, dass es wirklich eine Verbesserung für die Nachbarn sein wird“.

Nächster Diskussionspunkt: die Parkplätze. „Es werden wahrscheinlich sechs Stellplätze für neun Wohnungen insgesamt und dann haben wir noch einen Carsharing-Stellplatz“, antwortete der Planer auf eine Nachfrage aus dem Publikum. Ortskundige fragen sich verdutzt, wie das funktionieren soll. Wenn das Grundstück mit einem Langhaus von der Wachtlerstraße durchgehend bis zum Mittelweg bebaut würde, wo bleibt dann Platz für die Stellplätze? Im Haus? Auch der Bau- und Strukturausschuss des OBR positionierte sich: „Seit mehr als zehn Jahren kämpfen wir um ein vernünftiges Parkraumkonzept für Warnemünde, sechs Autostellplätze für neun Wohnungen, das ist absolut zu wenig und das dürfen wir nicht genehmigen“, betonte Uwe Jahnke. „Sie haben sich mit Vielem beschäftigt, aber nicht mit Warnemünde.“

Der Vorsitzende des Umweltausschusses äußerte ebenfalls seine Bedenken. Mathias Ehlers forderte, Rücksicht auf die zwei großen Alleebäume zu nehmen, die vor dem Haus in der Wachtlerstraße stehen. Zudem zeigten aktuelle Zeichnungen einen Baum auf der Südseite, der dort gar nicht steht und auch nicht gepflanzt werden könne. Das sei bildhafte Polemik und würde einen falschen Eindruck von nicht vorhandenem Grün erwecken. Außerdem müssten die zwei weiteren großen Bäume, sollten sie im Innenhof verschwinden, in Warnemünde nachgepflanzt werden und nicht etwa in der Rostocker Heide.

„Es wäre schön, wenn Sie den Innenhof und damit die beiden geschützten Bäume erhalten könnten“, ergänzte Annette Boog von der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“. In Warnemünde gehe es um jeden Baum, die beiden im Hof sorgten mit ihren dichtverästelten und ausladenden Kronen entscheidend mit für ein gutes Mikroklima. Mit der Umsetzung der vorgestellten Planungen würde der Innenhof, inklusive der über Jahrzehnte gewachsenen Bäume, verschwinden. Geplant sei, die Grünflächen vom Innenhof an die Außenseiten des Grundstücks zu legen.

Insgesamt stieß das von der Wiro vorgestellte Projekt in der Ortsbeiratssitzung in vielen Punkten auf wenig Gegenliebe, gelegentlich ist der geplante Neubau inzwischen sogar Ortsgespräch. Es gibt Stimmern, die grundsätzlich in Frage stellen, ob ein kompletter Abriss des gewachsenen Ensembles aus Vorderhaus, Seitenflügel, Innenhof und Hinterhaus wirklich nötig ist.

Vielleicht ist es schon zu spät, die Planungen nochmal auf Anfang zu setzen? Möglicherweise jedoch auch nicht, denn noch ist die Wachtlerstraße 11 weit mehr als ein leerer Bauplatz für das bislang geplante moderne Langhaus – direkt am denkmalgeschützten Warnemünder Kurpark.

RikeM


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Barbara Berndt - 24.03.2023 um 14:21 Uhr
Ich bin jahrelang in dem Ärztehaus in der Wachtlerstr.Patientin gewesen. Ich finde es sehr schade, das man das Haus einfach abreißen will,und nicht das vorhandene ausbaut.Das ist doch heute alles kein Problem mehr, wenn man nur will.schade, das das ehemalige Ärztehaus nicht unter Denkmalschutz steht,dann hätte man eine Lösung im Interesse aller gefunden. Auch finde ich es immer sehr schade,wie schnell so schöne große und gesunde Bäume ???? einfach gefällt werden..muss verboten werden.ich hoffe der Neubau findet nicht statt.würde eine Unterschriftensammlung helfen?
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