Obdachlosen-Weihnachtsgala im Dock Inn Warnemünde erneut abgesagt


01. Dezember 2021

Schon zum zweiten Mal muss die für Sonnabend angesetzte Obdachlosen-Gala im Dock Inn Hostel – ins Leben gerufen und organisiert durch die Rostocker Weihnachtsengel – abgesagt werden. Grund ist einmal mehr die Pandemie. Bis zuletzt hatten die Verantwortlichen inständig gehofft, die Veranstaltung in diesem Jahr durchführen zu können. So, wie es seit dem Sommer geplant war, in Präsenz und ausnahmslos jeder sollte dafür getestet werden. Etwa 150 Obdachlose und hilfsbedürftige Menschen waren eingeladen, sich auf ein Drei-Gänge-Menü, Unterhaltungsprogramm und liebevoll gepackte Geschenkebeutel zu freuen. Das Dock Inn hatte dafür extra 200 Testkits organisiert. Doch es sollte nicht sein. Die Lage ist einfach zu unsicher. „Wir hatten uns eine Deadline bis Mitte November gesetzt und dann die Reißleine gezogen. Schweren Herzens“, wie Uwe Krostitz betont. Der Weihnachtsengel gehört zum  „harten Kern“ und unterstützt die Obdachlosen-Gala – sie sollte zum fünften Mal stattfinden – von Beginn an.

Wie die Situation in den Unterkünften und Heimen ist, sei auch ihm nicht bekannt, so Krostitz. Wahrscheinlich aber so, wie überall: Ein Teil der Menschen ist geimpft, ein anderer Teil eben nicht. Zudem weiß man nicht genau, wo die Reise hingeht und wie es sich mit Kontakt- bzw. Personenbeschränkungen verhält. Auch sei es der Öffentlichkeit nur schwer vermittelbar, gerade jetzt, wo alles wieder runtergefahren wird, eine solche Veranstaltung durchzuführen.

Auch, wenn die Gala ausfällt, soll niemand leer ausgehen. Schon gar nicht jene, die so oft hinten anstehen. Wie schon im vergangenen Jahr begeben sich die freiwilligen Helfer deshalb am Sonnabend auf Tour. Sie liefern Menü und Geschenkebeutel frei Haus in das Integrative Betreuungszentrum der Diakonie im Hawermannweg, die Wärmestube Am Güterbahnhof und die Obdachlosenhilfe in der Albert-Schweitzer-Straße. Als Hauptgang wird ein traditioneller Mecklenburger Rippenbraten, gefüllt mit Backpflaumen an Rotkohl und Kartoffelklößen serviert. Zubereitet wird alles im Dock Inn, wo auch die vielen sinnvollen Kleinigkeiten für die Beutel, darunter Süßigkeiten, Gebäck, Tabak, Handtücher, Kosmetika und Masken, aber auch selbstgestrickte warme Mützen zwischengelagert sind. Die Mützen, so verrät Uwe Krostitz, habe seine gute Freundin, Petra Mier aus Gresenhorst, per Hand angefertigt: „Sie wollte unbedingt helfen und hat dafür schon im Juni angefangen zu stricken.“

„Sehr deutlich ist zu spüren, dass das Spendenaufkommen aus der Bevölkerung drastisch zurückgegangen ist“, weiß Krostitz. Irgendwie habe wohl jeder mit sich zu tun – aus seiner Sicht ein Indiz für die Grundstimmung. Umso wichtiger sind treue Sachspender, darunter der dm Drogeriemarkt, Karls Erlebnis-Dorf, Bahlsen und Jysk (ehem. Dänisches Bettenlager). Neu hinzugekommen sind Diyar Bistro, Döner Kebap, Pesto Peter und andere mehr, die Wertgutscheine stifteten. Ebenfalls zu danken ist der Druckerei Hahn, die kostenfrei Menükarten und Einladungen herstellte.

Weihnachtsengel-Unterstützer der ersten Stunde ist das Dock Inn Warnemünde. Anfangs habe man sich noch außer Haus engagiert, doch seit vier Jahren laufen die Fäden im Container-Hostel mit Werftblick zusammen. Schon zwei Mal fand die Weihnachtsgala genau hier statt: „Wir sind dankbar, die Location der Wahl für die Weihnachtsengel zu sein“, freut sich Geschäftsführer Christoph Krause. Der Raum passe sehr gut zur Veranstaltung und sei vor allem sehr niedrigschwellig. Man kann sich hier gut begegnen. „Diese persönliche Begegnung ist überhaupt das Allerwichtigste und kann auch durch ein angeliefertes Essen nicht ersetzt werden.“

Ohne viele fleißigen Hände wären weder die Obdachlosen-Weihnachtsgala noch die abgespeckte Coronoa-Alternative denkbar. So konnte Uwe Krostitz auch Unterstützung in der eigenen Familie rekrutieren: Seine Frau Kati kümmert sich um den gesamten Einkauf und ist bekannt als harte Verhandlungspartnerin. Dazu die Weihnachtsengel Sarah Burr und Stephanie Duscha, aber auch Jan Gorkow, alias „Monchi“, der Sänger von Feine Sahne Fischfilet hat sich wieder angekündigt.

Und weil es so eine gute Sache ist, wird das Weihnachtsgala-Know-How jetzt auch exportiert. Nach Schweden, um es genau zu sagen: „Meine ehemalige Mitschülerin aus dem Gymnasium, Gina Olsson, hatte in der 70ern dorthin geheiratet und den Kontakt zu mir gesucht. Sie interessiert sich für das Konzept und will es künftig in Schweden umsetzen.“

Aufgrund der pandemischen Lage mit steigenden Infektionszahlen haben sich die Rostocker Weihnachtsengel ganz bewusst gegen weitere Helfer entschieden. Die Bereitschaft anzupacken, war wie immer riesengroß. Momentan gelte  es aber, Kontakte, weitest möglich zu reduzieren. Das Spendenkonto der Rostocker Stadtmission e.V. unter der IBAN: DE45 1305 0000 0202 2222 33 ist hingegen geöffnet. Als Verwendungszweck sollte „Weihnachtsengel“ hinterlegt werden.

Leider nochmals verschoben werden musste wegen der aktuellen Situation auch der gemeinsame Besuch des Hansa-Spiels am 4. Dezember, für das die Obdachlosen im vergangenen Jahr Tickets geschenkt bekommen haben. Dafür wird nach einem Alternativtermin gesucht.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|