Naturkosmetik und Schmuck – handgefertigt in der Mühlenstraße

Wissen Sie, was ein Coworking Space ist? Genau genommen handelt es sich dabei um eine neue, sehr trendige Arbeitsform, geboren aus Platznot. Freiberufler und Unternehmensgründer verschiedener Branchen arbeiten unabhängig in einem Raum und können so im besten Fall voneinander profitieren. Etwas in der Art gibt es künftig auch in der Warnemünder Mühlenstraße. In der Nummer 34 befinden sich die Räumlichkeiten des EDV-Dienstleisters Hai-Tech. Jedoch: Die große Werkstatt würde schon lange nicht mehr gebraucht, weiß Servicetechniker Torsten Wilms. Es war an der Zeit, umzudenken. „Unser Servicepunkt für PCs und Notebooks an gleicher Stelle hat Bestand“, beruhigt der Ingenieur und Teil des Hai-Tech-Trios besorgte Computernutzer im Ort. Jedoch teilt er sich die Fläche künftig mit einer Jungunternehmerin: Jennifer Schnell, Warnemünderin, wohnhaft quasi um die Ecke.

Mit „MeerWert – Pure Nature“ eröffnet die gelernte Medizinisch-Technische Laborassistentin am 1. August ein Lädchen für handgemachte Naturkosmetik und Schmuck. Während der Elternzeit mit ihrer Erstgeborenen habe sie sich in das Thema Kosmetik vertieft, berichtet die 31-Jährige. Zwar sei sie zunächst wieder in ihren alten Beruf zurückgekehrt, habe dann aber gemerkt, dass die Kreativität hier zu kurz kommt. „Ich wollte mich umorientieren und mein Wissen rund um die Herstellung von Naturkosmetik ausbauen. Dazu lasse ich mich gerade weiterbilden“, verrät Schnell. Duftende Seifen, hergestellt aus natürlichen Grundstoffen, produziert sie inzwischen selbst. Künftig sollen noch Pflegeprodukte hinzukommen, doch diese sind ungekühlt nur begrenzt haltbar. Eine Bevorratung ist daher problematisch. Die Gründerin hofft, schnell mit den Warnemündern ins Gespräch zu kommen, ihre Produktproben anzubieten und dann – bei Gefallen – auf Bestellung zu arbeiten.

Zielstellung der zweifachen Mutter ist darüber hinaus, verpackungsfrei oder ökologisch nachhaltig ins Geschäft zu kommen. Gerade die Kosmetikindustrie produziere nämlich Unmengen an Müll. Ihre Tiegel stellt sie daher selbst her. Aus Resin, einem wasserbasierenden Harz. Genutzt idealerweise im Pfandsystem, bei dem leere Gefäße einfach wieder befüllt werden. Beim Arbeiten mit dem Epoxidharz stellte die junge Frau fest, wie vielseitig einsetzbar das Material doch ist: „Damit können die unterschiedlichsten Dinge eingegossen werden, für Schmuck, Dekoartikel und Seifenschalen.“ Alles zu haben im neuen Lädchen. Selbst eine Nähmaschine findet hier Platz. Handgemachte Kulturbeutel und Haarbänder bereichern so die Produktpalette. Hinzugekauft wird die dekorative Kosmetik von Kia Charlotta, einem nachhaltigen Label aus Berlin. Und dann gibt es noch eine „Workshop-Insel“. Hier sollen in den Wintermonaten gemeinsam mit Kunden Seifen und Cremes hergestellt werden. Makramkee flechten ist im ebenfalls im Gespräch. „Wichtig ist mir, dass jede und jeder seinen persönlichen Mehrwert aus meinem Laden mitnehmen kann.“

Seit 2019 lebt Jennifer Schnell mit ihrer Familie in Warnemünde. Sie schwärmt von der tollen Community mit vielen helfenden Händen. So betreibt Freundin Nadine Squarra das gegenüberliegende Ladencafé Warnefornien. „Ich hatte ihr von meiner Idee, ein eigenes Geschäft eröffnen zu wollen, erzählt und sie machte mich prompt auf die freie Ladenfläche aufmerksam.“ Nebenan dann noch die Weinbar De.Ja.bo – der kleine Kietz in der Mühlenstraße wird weiter mit Leben erfüllt. Ihren Vermietern ist die Ladenchefin unendlich dankbar: „Toll dass sie mir diese Chance geben.“ Und die will sie unbedingt nutzen, täglich von 10 bis 18 Uhr.