Küstenputztag in diesem Jahr bei bestem Strandwetter


18. September 2023

Viele zog es am Sonnabend bei bestem Strandwetter an die Küste. Während die einen ihre Windschutzstöcke einschlagen und ihr Strandtuch ausrollen, sind andere mit Handschuhen, Müllbeuteln oder -eimerchen ausgerüstet. Es ist Costal Cleanup Day (DWM berichtete, 12.09.23). Immer am dritten Sonnabend im September werden weltweit Meeresküsten, Seen und Flussufer gereinigt. Gut 50 Freiwillige fanden sich gegen 10 Uhr bei der Jugendherberge Warnemünde ein. Hier hatten EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. und der Landesverband M-V des Deutschen Jugendherbergswerks zur Müllsammlung aufgerufen.

Zwei Familien aus Rostock und Bad Doberan sind das erste Mal dabei, ihre vier Kinder im Alter zwischen zwei und neun Jahre haben sie mitgebracht. „Es wird ja genug Dreck gemacht hier, und das muss man mal anfassen und wegmachen, wenn es die Leute, die es hinterlassen haben nicht tun. Und auch für die Kinder ist es ja eine sinnvolle Bewegung an der frischen Luft“, erläutert Familienvater Phillip die Motivation. Eine Oma ergänzt: „Wir sind mit unserem dreijährigen Enkel regelmäßig am Strand und jedes Mal, wenn er fröhlich im Sand buddelt, hält er nach kurzer Zeit Zigarettenkippen in der Hand – das ist einfach ekelig!“

Jedes noch so kleine Stück Plastik und jede Zigarettenkippe zählt – sie gehören nicht an den Strand und schon gar nicht ins Meer. Eine Kippe vergiftet schnell mal einen Kubikmeter – also 1 000 Liter – Wasser. Plastik wird mit der Zeit in immer kleinere Stückchen zerrieben – bis sie fast oder gar nicht mehr zu sehen sind. Die Partikel nennt man dann Mikroplastik. Äußerst schwer bis gar nicht im Meer aufzuspüren und zu beseitigen. Zudem merken Fische und andere Meerestiere leider auch nicht, ob das, was sie fressen wirklich Nahrung mit Nährstoffen ist, oder eben nur Plastik. Die Gefahr: Sie verhungern mit vollem Magen.

Innerhalb nur einer Stunde haben die freiwilligen Helfer am Strand – östlich und westlich der Jugendherberge – tausende Teile Unrat aus dem feinen Sand gesammelt, darunter jede Menge Kippen, Eisstiele, Plasteteile und Kronkorken – insgesamt rund sieben Kilogramm. Gelegentlich wurden sie sogar von Strandgästen angesprochen und für ihren Einsatz gelobt.

Besonders auffällig war das Bild an Strandaufgang 22 – während der Abschnitt Richtung Westen vom Pächter tadellos gepflegt wird und die Leute die kostenlos verteilten Strandascher offenbar nutzen, sah es zwischen den Strandkörben gleich östlich dieses Strandübergangs schlimm aus. Für die freiwilligen Müllsammler hieß das – nur einmal hinhocken, auf Armlänge rundherum sammeln und schon war das Tütchen halbvoll. Ein Gast wusste zu berichten, dass dieser Strandabschnitt seit dieser Saison einen neuen Bewirtschafter hat, vorher sei es deutlich sauberer und besser gewesen. Einige Anbieter, wie die Strandoase Treichel an Strandaufgang 4, haben längst eigene Strandreinigungsmaschinen und kümmern sich täglich selbst um Sauberkeit in ihrem Bereich. Die Gäste danken es ihnen.

Parallel zur Strandsammelaktion waren im Alten Strom von Warnemünde Taucher unterwegs. Sie waren der Einladung des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum Küstenputztag gefolgt. Auf der Warnemünder Bahnhofsbrücke hatten die Umweltschützer gleichzeitig einen Infostand aufgebaut. Im Fokus standen hier die Folgen der Meeresverschmutzung und der Kampf gegen Meeresmüll – vor allem, um mehr Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.

Nach zwei Stunden unter Wasser hatten die drei Taucher viel mehr ans Tageslicht befördert, als sie vorher vermutet haben. „Unglaublich, wir hätten nie gedacht, dass hier im Südende des Alten Stroms und an der Brücke so viel Zeug versenkt liegt. Es war ein bisschen wie Schatzsuche“, lachen die drei Forschungs- und Berufstaucher, die den Arbeitseinsatz am Sonnabend in ihrer Freizeit absolviert haben. „Eigentlich hätten wir uns ja freuen sollen, wenn wir nicht viel finden, dann hätten die Leute ja auch nicht so viel ins Wasser geworfen. Aber die Sicht heute war mit 1,5 Metern ganz gut und nach den ersten Fahrrädern, Handys und dem ersten Elektroroller überhaupt war unser Ehrgeiz so richtig geweckt – sogar einen Spitzen-BH haben wir rausgeholt.“

Was sie an diesem Vormittag aus dem Alten Strom geborgen haben, füllt einen Container: darunter ein Feuerlöscher, Radiorecorder, Fernseher, Baustellenleuchte, Barhocker, Kabel, Flaschen, Aschenbecher, Verkehrskegel, Eimer, Reifen und ein altes Holzwagenrad. Die fünf Handys und der E-Roller müssen wegen der Akkus als Sondermüll entsorgt werden.

Und auch auf der anderen Seite der Warnowmündung wurde am Sonnabend der Strand „gefegt“. Das StrandResort Markgrafenheide hatte hier zum Küstenputztag eingeladen. Dutzende Frauen, Männer und Familien waren gekommen, darunter etliche Urlauber aus dem eigenen Haus. Im StrandResort wird von Beginn an viel Wert auf einen pfleglichen Umgang mit der Natur, Nachhaltigkeit und umweltbewusstes Agieren gelegt. Spielerisch können hier schon die Jüngsten lernen, wie natürliche Kreisläufe funktionieren, was sich bei Strandwanderungen alles Tolles entdecken lässt, oder wie sie aus Fundstücken vom Strand etwas Schönes basteln – praktische Umweltbildung, die nicht nur den Urlaubern nahe bringt, wie wichtig es ist, sorgsam mit der Natur – inklusive der Meere – umzugehen. Und Spaß hat dieser besondere Vormittag am Strand ganz nebenbei auch noch gemacht.

Fazit – ein riesengroßes Dankeschön von allen Organisatoren des diesjährigen Küstenputztages an alle freiwilligen Helfer. Schließlich haben sie den Unrat beseitigt, den andere Menschen hinterlassen haben. Wie schön wäre es, wenn jeder ein wenig mitdenkt und Müll immer in die dafür vorgesehenen und bereitstehenden Behälter entsorgen würde? Wie gedankenlos und unachtsam ist es, Dinge einfach da fallen zu lassen, wo man sie gerade nicht mehr braucht? Und wer noch raucht, sollte inzwischen begriffen haben, dass Kippenschnippen längst nicht mehr zeitgemäß ist.

Übrigens, wer den Tag verpasst hat oder diesmal einfach keine Zeit hatte – was spricht dagegen, kleinen Unrat am Strand auch an allen anderen Tagen aufzusammeln? Egal, ob bei bestem Strandwetter, oder einem wohltuenden Spaziergang in frischer Meeresluft an der Ostsee.

RikeM


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