Kopflinden sind nicht diskutabel – Bürgerinitiative stellt Mühlenstraßen-Entwurf vor


10. November 2021

Planerisch gibt es hinsichtlich der Warnemünder Mühlenstraße nach mehr als zehn Jahren Stillstand keine neuen Ansätze. Seinerzeit scheiterte die Sanierung der Geschäftsstraße daran, dass die Bürger den Erhalt der Kopflinden einforderten. Das stieß bei der Stadtverwaltung auf wenig Gegenliebe und die vorgesehenen Fördergelder wurden anderweitig vergeben. Das Projekt Mühlenstraße rückte in weite Ferne.

Irgendwann wird es aber soweit sein, die Mühlenstraße wird grundhaft saniert und darauf wollen die Warnemünder vorbereitet sein. In der gestrigen Ortsbeiratssitzung stellte die Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI) ihre Ideen zur Umgestaltung vor. Genau wie der Alte Strom gelte die Mühlenstraße als die Seele des Ortes, begann Sprecherin Annette Boog ihren Vortrag. Kennzeichnend für die Mühlenstraße seien die verbrieft 140 Jahre alten Kopflinden: „Diese haben zwei Weltkriege, die Wende, die Fällabsichten von vor zehn Jahren und sogar die letzten drei Dürrejahre überstanden. Sie haben einen Vitalaustrieb von einem Meter pro Jahr“, sagte die Warnemünderin. Die Bothmer Linden seien sogar 300 Jahre alt, weshalb die in der Mühlenstraße noch lange stehen können. Wenn man sie denn stehen lässt.

Die gute Nachricht: Es gibt heute die technischen Möglichkeiten, Straßen und Gehwege zu sanieren und dabei alle Bäume stehen zu lassen. Um sicher zu gehen, hat man mit dem BUND eine Alleenpatenschaft abgeschlossen, „nur um abzusichern, dass die Umweltschutzorganisation ein Auge auf diese Linden hat, sich um Erhalt, Pflege und Nachpflanzung kümmert“, betonte Annette Boog.

Der Gestaltungsentwurf trägt den Arbeitstitel „Der Mühlenjunge“ und stammt aus dem Zeichenbüro Volker Wirth in Diedrichshagen. Namensgebend ist das Kunstwerk von Reinhard Buch, das derzeit auf einem Gehweg zur Mühle, abseits der Besucherströme, ein Schattendasein führt. „Es hat einen besseren Platz verdient.“ Man sieht eine verkehrsberuhigte, sanierte Straße mit einer etwa drei Meter breiten Fahrbahn in der Mitte, ebenfalls sanierten Gehwegen und komplett erhaltenen Altbäumen. Ebenfalls erhalten geblieben sind die alten Straßenproportionen mit Sandstreifen. „Wir können uns gut vorstellen, dass es dann in der Mühlenstraße keine Parkplätze mehr für Autos gibt“, so Boog. Freie Fahrt haben grundsätzlich nur noch Radfahrer, Lieferanten in vorgegebenen Zeitfenstern, Anwohner 24 Stunden täglich und für die Feuerwehr reicht der Mittelstreifen auch. Rechts und links des Fahrstreifens ist das alte, ungebundene Kopfsteinpflaster freigelegt. „Hier könnten Restaurants ihre Außenbereiche gestalten, es können dort aber auch Lieferanten und Anwohner kurzeitig halten.“ Die Gehwege sind diagonal und ungebunden verlegt. Neben dem Kreisverkehr ist eine bessere Anbindung zum Kirchenplatz geplant. Das sei gut für die Senioren und zudem lang gehegter Wunsch der Gewerbetreibenden.

Den Gedanken, die Kopflinden zu einem Naturdenkmal zu machen, brachte Wolfgang Nitzsche in die folgende Diskussion ein: „Dann vergreift sich niemand mehr daran“, ist der Beiratsvorsitzende überzeugt. Ein solcher Antrag sei bereits in Vorbereitung und müsse wasserdicht formuliert sein, wusste der Vorsitzende des Umweltausschusses, Matthias Ehlers, zu berichten. Er zeigte sich erleichtert, dass die Bäume in der Mühlenstraße nicht diskutabel sind: „Die Bäume bleiben stehen, alles andere ist plan- und diskutierbar.“

Die ebenfalls in der BI engagierte Warnemünderin Bärbel Riemer sieht es als großes Pfund, dass die Mühlenstraße aufgrund der Verzögerung in den letzten Jahren unverändert zur Verfügung steht. „Glücklicherweise wurden dort in den letzten Jahren keine grundsätzlichen Fehlentscheidungen getroffen: „Wir wollen Individualität und Klasse statt Masse. Wenn es uns gelingt, die Mühlenstraße zu einem verstärkten Teil des Ortszentrums zu machen, schaffen wir es, unseren Ort aufzuwerten und den Alten Strom zu entlasten.“

Innerhalb des Ortsbeirates hat sich Axel Tolksdorff des Themas angenommen. Mit der BI arbeite er in dieser Sache Hand in Hand, betonte der Warnemünder. „Jetzt muss zunächst geklärt werden, wie die Mühlenstraße aussehen soll. Soll sie eine Straße werden, wie von der Bürgerinitiative vorgeschlagen, oder soll sie unter Erhalt des alten Baumbestanden einen Boulevardcharakter bekommen?“ In jedem Fall habe man noch viel Arbeit vor sich. Für Tolksdorff steht außer Frage, dass die Gewerbetreibenden in die Gedankenspiele mit einbezogen werden. Über den Stand der Entwicklungen soll künftig regelmäßig im Ortsbeirat berichtet werden.

Foto: Archiv


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