Kokosmatten sollen Strandsand fangen


10. Oktober 2023

Aktuell probiert die Tourismuszentrale (TZRW) am Strand von Warnemünde Kokosfaser als Sandfangzäune aus (DWM berichtete). Als Alternative zu den in Verruf gekommenen Zäunen aus Kunststoff. „Diese lösen sich auf und landen als Mikroplastik im Meer“, weiß Nardine Stybel, Vorsitzende des EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. (EUCC-D) mit Sitz in Warnemünde.

Der Verein hatte in der Wintersaison 2021/22 einen Sandfangzaun aus Treibsel getestet. Das, so Stybel, habe gut funktioniert: „Der Zaun hat sich auch bei Sturm als stabil erwiesen. Anders als die Plastikzäune, die dann gern mal langliegen.“ Außerdem könne das Naturmaterial gleich vor Ort weiter genutzt werden und auch der im Material befindliche Sand verbleibe auf der Fläche, erläutert sie die Vorteile. Einziger Minuspunkt: Es ist mühselig, einen Treibselzaun wieder abzubauen. Und das ist zur touristischen Nutzung des Strandes in einigen Bereichen notwendig. „Ein Treibselzaun eignet sich also da, wo er auch stehenbleiben kann. Auf den Dünen beispielsweise“, so die diplomierte Biologin und Wissenschaftsjournalistin. Die angespülte Menge Treibgut wäre auf jeden Fall ausreichend, diese Zäune zu ersetzen.

Sandfangzäune aus Kokosfaser sind aus ihrer Sicht eine weitere Option, die Strandbewirtschaftung in Warnemünde nachhaltiger zu machen. Auf die Idee kam Bauhof-Leiter Roger Schult im Zuge einer Internetrecherche. „Ich bin auf diese Matten aus Kokosfasern gestoßen, die eigentlich verhindern sollen, dass Böden auf unebenem Gelände abrutschen. Dabei kam mir die Idee, diese Matten als Sandfangzäune zu testen. Und nun gehen wir damit in den Feldversuch“, berichtet Roger Schult.

Zunächst werden über die Wintermonate drei Kokos-Sandfangzäune aufgestellt. „Wenn sich diese in den kommenden Monaten bewähren, werden wir sukzessive den gesamten Bestand darauf umstellen“, so Schult. Das Ziel: Vermeidung von Mikroplastik in Meeresnähe. Man wolle in der touristischen Nutzung des Strandes so nachhaltig wie möglich agieren. Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt.

Grundsätzlich begrüßt Nardine Stybel, dass sich die Tourismuszentrale nach 20 Jahren mit Alternativen für die umweltschädlichen Plastikzäune beschäftigt. „Wir sind froh, dass sich unsere Initiative jetzt auszahlt.“ Ende September hat EUCC-D die neuen Zäune aus Kokosfaser in ihr Monitoring einbezogen. Im zeitigen Frühjahr 2023 sollen erste Ergebnisse vorliegen. Zu prüfen ist auch, wie sich die teurere Naturfaser am Strand etablieren lässt, sprich wie langlebig sie ist. Ob sich Kokos wirklich durchsetzt, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Unabhängig vom genannten Feldversuch will EUCC-D in Zusammenarbeit mit der TZRW einen fünf Meter langen, hölzernen Staketenzaun als weitere mögliche Alternative setzen und ebenfalls in die Untersuchungen einbeziehen. Diese würden an der Nordsee genutzt und sind schnell aufrollbar, was den Touristikern entgegenkommt. „Am Ende wollen wir die drei Typen miteinander vergleichen, wobei Plastikzäune perspektivisch ersetzt werden müssen“, erläutert Nardine Stybel. Dann sollte es auch eine vernünftige Alternative für die Kabelbinder aus Plastik geben.

Sandfangzäune dienen dem Küstenschutz und sollen den großflächigen Abtransport von Sand reduzieren. Strand und Dünen können durch die „Bauwerke“ in einem guten Zustand gehalten und vor starken Witterungseinflüssen geschützt werden. „Manchmal sind es unscheinbare Maßnahmen, die etwas Großes bewirken können. Ich freue mich, dass wir einen weiteren Beitrag zum nachhaltigen Tourismus leisten können“, resümiert Tourismusdirektor Matthias Fromm.

Für noch mehr Nachhaltigkeit werden von Seiten der TZRW auf dem Flachdach der Bauhof-Lagerhalle in den kommenden Wochen Photovoltaikmodule montiert. Damit wolle man den laufenden Betrieb und auch die E-Fahrzeuge autark mit Strom versorgen. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Zudem bekommt der elektrische Fuhrpark Zuwachs. Die Mitarbeiter des Bauhofs erhalten in wenigen Wochen einen vollelektrischen Mercedes-Transporter für die umweltschonende Bewirtschaftung des Strandes.


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