Seit nunmehr 35 Jahren drücken sich kleine und große Kinder die Nasen am Schaufenster des Kinderland Hoffmann in Warnemünde platt. Bei Joachim und Ilke Hoffmann gibt es in der Mühlenstraße 30 unendlich viel zu entdecken – besonders beliebt ist der kleine Teddy, der auf einem Seil hin und her radelt. Je nach Anlass ist er passend gekleidet: Zur Hanse Sail etwa trägt er gern eine Matrosenuniform.
Das liebevoll gestaltete Schaufenster ist das Markenzeichen des Fachgeschäfts, das seit dreieinhalb Jahrzehnten Kinderherzen höherschlagen lässt. Dabei blickt das Haus selbst auf eine bewegte Geschichte zurück: Es gehörte einst Ilke Hoffmanns Vater, Kurt Born. In den 1950er-Jahren befand sich hier zunächst eine Bibliothek, später die Biergaststätte „Zum Leuchtturm“, eine Grillbar und zuletzt die HO-Gaststätte „Schlachteplatte“. Nach der Wende wurde diese geschlossen – und etwas ganz Neues begann.
„Für uns war klar: Eine Gaststätte wollten wir auf keinen Fall betreiben“, erzählt Joachim Hoffmann, der lange Zeit zur See fuhr. Als in Warnemünde das Gerücht umging, an dieser Stelle entstehe ein Spielwarengeschäft, war seine Frau zunächst überrascht – er hingegen begeistert. „Ich habe auf meinen Seereisen immer besonders gern Spielzeugläden besucht. Für mich war das ein logischer Schritt“, erinnert er sich schmunzelnd. Seine Frau hatte anfangs eher an einen Computerladen gedacht – doch das Schicksal hatte andere Pläne.
Zum Glück für unzählige Kinder, die seitdem in diesem kleinen Paradies stöbern dürfen – betreut von einem Unternehmerpaar, das auch mit über 70 Jahren im Herzen Kind geblieben ist. Auf rund 300 Quadratmetern, dank der hohen Decken dicht bestückt wie anderswo auf 500, finden sich bis zu 12.000 Artikel aus den Bereichen Spiel- und Schreibwaren. Die Hoffmanns kennen die Wünsche ihrer Kundschaft genau, besuchen regelmäßig Messen und wissen stets, was gerade besonders angesagt ist.
Viele Familien kommen hier schon in dritter oder vierter Generation vorbei. „Neulich wollte eine Oma ihrem Enkel denselben Teddy schenken, den sie selbst als Kind bei uns bekommen hat“, erzählt Ilke Hoffmann. Solche Wünsche erfüllen die beiden, wann immer es möglich ist. Während Joachim Hoffmann vor allem für technisches Spielzeug brennt, kennt seine Frau sich bestens mit Puppen und kreativen Trends aus – immer mit dem Ziel, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Beratung steht hier im Vordergrund, aufdringlicher Verkauf hat keinen Platz.
Eigentlich könnten die Hoffmanns längst im Ruhestand sein. Doch das kommt für sie nicht infrage. „Während der Pandemie haben wir das Rentnerdasein mal ausprobiert – die erste Woche war schön, die zweite so lala, und in der dritten haben wir gemerkt: Das ist nichts für uns. Uns fehlt einfach der Kontakt zu den Menschen“, sagt Joachim Hoffmann lachend.
Neben ihrer Fachkenntnis und dem beliebten Schaufenster sind die Hoffmanns auch für ihre alljährliche Nikolausaktion bekannt. Seit sechs Jahren füllen sie rund 200 Stiefel für ihre Kundinnen und Kunden – liebevoll und mit großem Aufwand. „Natürlich kostet das Zeit und Geld“, sagt Ilke Hoffmann, „aber es macht uns Freude. Die Kinder holen sich bei uns einen Bastelbogen, gestalten ihn, und am 6. Dezember können sie ihren gefüllten Stiefel abholen.“
Einen Nachfolger für ihr Kinderland haben die Hoffmanns bislang nicht. Ihre Tochter hat beruflich einen anderen Weg eingeschlagen, was für die Eltern völlig in Ordnung ist. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn irgendwann jemand das Geschäft mit derselben Leidenschaft weiterführt“, sagt Joachim Hoffmann. „Aber bis dahin machen wir es einfach selbst weiter – aus Freude am Tun.“
Denn die Arbeit mit Kindern und Spielzeug ist, da sind sich beide einig, der schönste Jungbrunnen, den man sich vorstellen kann.
Maria Pistor
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