Keine Seltenheit: Schweinswale im Seekanal


23. August 2019

Vor etwa zwei Wochen, am Hanse Sail-Freitag, hatten wir das Glück, die Ausfahrt der Großsegler und Museumsschiffe an Bord der Scandlines Hybridfähre Berlin erleben zu dürfen – eine tolle Erfahrung, denn man ist mitten drin und genießt dazu noch eine privilegierte Draufsicht.

So richtig spannend wurde es im Gespräch mit Kapitän und Hobbysegler Jörg Ellner. Der wusste nämlich zu berichten, dass „sein“ Schiff auf der Strecke Gedser-Rostock nur wenige Tage zuvor durch zehn bis zwölf Schweinswale begleitet wurde. Der als Fluchttier bekannte Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena), so Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum Stralsund, sei gerade im Seekanal vor Warnemünde öfter zu beobachten. In diesem Bereich fahren die Scandlines-Fähren mit reduzierter Geschwindigkeit und anscheinend ist das Nahrungsangebot relativ hoch. „Gerade am Sail-Sonntag wurden uns hier größere Gruppen von Schweinswalen gemeldet“, weiß der Meeresbiologe. Die in der Ostsee beheimateten Schweinswale seien in zwei Populationen aufzuteilen: die in der dänischen Beltsee, westlich von Rügen, mit etwa 30.000 bis 40.000 Tieren und die in der zentralen Ostsee, östlich Rügens,. Letztere gilt als vom Aussterben bedroht. Für ein  besseres Monitoring hat das Meeresmuseum eine Internetseite und die Smartphone-App „OstSeeTiere“ aufgelegt, mit der gesichtete Schweinswale, aber auch andere seltene Meeressäuger gemeldet werden können. Die Ergebnisse sind für jedermann unter www.schweinswalsichtung.de/map einsehbar. Auch Scandlines meldet hier regelmäßig.

Einen direkten Zusammenhang zwischen den ruhiger laufenden Fähren und den gesichteten Schweinswal-Gruppen bestätigt Meeresforscher Michael Dähne nicht – dazu gibt es noch keine Messungen. Fakt ist aber, dass durch die modernen Antriebssysteme (Thruster) auf den Hybridfähren ein homogenerer Flow durch das Wasser erzielt wird und das wiederum vermutlich zu weniger Lärm und Vibrationen führt. Auch auf der Strecke Puttgarden-Rødby will Scandlines diesbezüglich nachrüsten. Bis Ende 2020 sollen die vier Schiffe mit jeweils vier neuen Thrustern, zugeliefert von Kongsberg Marine AS (ehemals Rolls-Royce Commercial Marine), ausgestattet werden. Die 13 Millionen Euro teure Nachrüstung findet in Begleitung eines Forschungsprojekts und in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (Nabu) statt. Wichtige Interessenvertreter wollen so beurteilen, welche Maßnahmen nachhaltig zur Lärmreduzierung beitragen und weiterverfolgt werden sollen.

Mit der aktuellen Sonderausstellung „Kein Lärm Meer“ rückt das Deutsche Meeresmuseum Stralsund Ursachen und Folgen der Problematik Unterwasserlärm in den Fokus.

Foto: Harald Benke


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