„Igel sind etwas ganz besonderes und zeigen lustige Charaktereigenschaften, wenn man sich mit ihnen beschäftigt“, weiß Michaela Kleinsorge aus Diedrichshagen. Seit einigen Jahren kümmert sich die 53 jährige um verletzte, kranke und verwaiste Igel. Inzwischen hat sie dafür auch die Erlaubnis der zuständigen Behörden. Denn naturgeschützte Wildtiere dürfen nicht einfach mit nach Hause genommen werden. Das erfordert Sachkenntnisse und eine artgerechte Unterbringung bis zur Genesung, mit der Pflicht, die Tiere anschließend sofort wieder freizulassen.
Jetzt ist Herbst, die Blätter fallen und unsere Igel fressen sich vor den Wintermonaten den letzten Winterspeck an. Auf Grund des Klimawandels gehen die Stacheltiere ebenfalls später in den Winterschlaf und mancher Tierfreund sammelt die nachtaktiven und anscheinend hilfsbedürftigen Vierbeiner viel zu früh auf. Doch wann sollte man in die Natur eingreifen und einen Igel in der nächsten Igelstation abliefern? Wir haben nachgefragt. „Wenn ein Igel Anfang November bei Nachttemperaturen von zehn Grad Celsius munter durch unsere Gärten streift, ist das ein normaler Vorgang“, sagt die Igelfreundin und rät dringend davon ab Igel aus ihrem Lebensraum zu nehmen. Die meisten Jung-Igel hätten momentan ein Gewicht von etwa 400 bis 600 Gramm und würden täglich 10 bis 20 Gramm Körpergewicht je nach Futteraufnahme zunehmen. Mit 750 Gramm wären sie körperlich in der Lage ihr Winterschläfchen einzulegen. Bisher ist noch kein Wintereinbruch in Sicht und deshalb auch kein Grund vorhanden, die Stacheltiere einzufangen.
Wer also den Insektenfressern im eigenen Garten etwas Gutes tun möchte, der sollte abends Katzennassfutter rausstellen und Laub liegen lassen, denn darunter sind die meisten Insekten versteckt. „Solange die Igel nicht sichtlich geschwächt oder verletzt sind und tagsüber torkelnd umherlaufen, besteht bei milden Herbsttemperaturen kein Handlungsbedarf“, rät Michaela Kleinsorge und empfiehlt die Augen bei Frosttemperaturen und Schnee aufzuhalten. Kleine Igel, die ungefähr zu zwei Dritteln die Handfläche bedecken, wiegen unter 500 Gramm und können ihr Gewicht vor dem Winter nicht mehr erreichen. Diese sollten auch jetzt schon eingefangen und fachgerecht untergebracht werden, sagt sie. Die sicherste Alternative zur Feststellung des Handlungsbedarfs ist die Waage.
Allerdings gebe es zur Herbstzeit auch andere Gefahren für die unter Naturschutz stehenden Säugetiere. Herumliegende, offene Laubsäcke sind geradezu eine Übernachtungseinladung für den Igel. Nicht selten werden die stacheligen Untermieter gemeinsam mit dem Herbstlaub entsorgt und finden ein grausames Ende in der Müllaufbereitungsanlage. Gartenhäuser solle man vor Einbruch der Dunkelheit schließen und vor der längeren Nichtnutzung auf tierische Untermieter kontrollieren. Desweiteren sind Maschendrahtzäune, offene Kellerschächte und Gruben gefährliche Igel-Fallen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist in Wohngebieten und Kleingartenanlagen eine vorsichtige Fahrweise ratsam. „Leider ist der Mensch durch Gedankenlosigkeit immer noch der größte Feind des Igels“, sagt Michaela Kleinsorge und rät in allen Fragen rund um Notfälle die Experten der Internetseite von www.pro-igel.de aufzusuchen oder eine Igelerfahrene Tierarztpraxis oder Igelstation telefonisch zu kontaktieren.
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