Igel-Asyl in Diedrichshagen


05. November 2015

„Igel sind etwas ganz besonderes und zeigen lustige Charaktereigenschaften, wenn man sich mit ihnen beschäftigt“, weiß Michaela Kleinsorge aus Diedrichshagen. Seit einigen Jahren kümmert sich die 53 jährige um verletzte, kranke und verwaiste Igel. Inzwischen hat sie dafür auch die Erlaubnis der zuständigen Behörden. Denn naturgeschützte Wildtiere dürfen nicht einfach mit nach Hause genommen werden. Das erfordert  Sachkenntnisse und eine artgerechte Unterbringung bis zur Genesung, mit der Pflicht, die Tiere anschließend sofort wieder freizulassen.

Jetzt ist Herbst, die Blätter fallen und unsere Igel fressen sich vor den Wintermonaten den letzten Winterspeck an. Auf Grund des Klimawandels gehen die Stacheltiere ebenfalls später in den Winterschlaf und mancher Tierfreund sammelt die nachtaktiven und anscheinend hilfsbedürftigen Vierbeiner viel zu früh  auf. Doch wann sollte man in die Natur eingreifen und einen Igel  in der nächsten Igelstation  abliefern? Wir haben nachgefragt. „Wenn ein Igel  Anfang November bei Nachttemperaturen von zehn Grad Celsius  munter durch unsere Gärten streift, ist das ein normaler Vorgang“, sagt die Igelfreundin und rät dringend davon ab Igel aus ihrem Lebensraum zu nehmen. Die meisten Jung-Igel hätten momentan ein Gewicht von etwa 400 bis 600 Gramm und würden  täglich 10 bis 20 Gramm Körpergewicht je nach Futteraufnahme zunehmen. Mit 750 Gramm wären sie körperlich in der Lage ihr Winterschläfchen einzulegen. Bisher ist noch kein Wintereinbruch in Sicht und deshalb auch kein Grund vorhanden, die Stacheltiere einzufangen.

Wer also den Insektenfressern im eigenen Garten etwas Gutes tun möchte, der sollte abends Katzennassfutter rausstellen und Laub liegen lassen, denn darunter sind die meisten Insekten versteckt. „Solange die Igel nicht sichtlich geschwächt oder verletzt sind und tagsüber torkelnd umherlaufen, besteht bei milden Herbsttemperaturen kein Handlungsbedarf“, rät Michaela Kleinsorge und empfiehlt die Augen bei Frosttemperaturen und Schnee aufzuhalten. Kleine Igel, die ungefähr zu zwei Dritteln die Handfläche bedecken, wiegen unter 500 Gramm und können ihr Gewicht vor dem Winter nicht mehr erreichen. Diese sollten auch jetzt schon eingefangen und fachgerecht untergebracht werden, sagt sie. Die sicherste Alternative zur Feststellung des Handlungsbedarfs ist die Waage.

Allerdings gebe es zur Herbstzeit auch andere Gefahren für die unter Naturschutz stehenden Säugetiere. Herumliegende, offene Laubsäcke sind geradezu eine Übernachtungseinladung für den Igel. Nicht selten werden die stacheligen Untermieter gemeinsam mit dem Herbstlaub entsorgt und finden ein grausames Ende in der Müllaufbereitungsanlage. Gartenhäuser solle man vor Einbruch der Dunkelheit schließen und vor der längeren Nichtnutzung auf tierische Untermieter kontrollieren. Desweiteren sind Maschendrahtzäune, offene Kellerschächte und Gruben gefährliche Igel-Fallen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist in Wohngebieten und Kleingartenanlagen eine vorsichtige Fahrweise ratsam. „Leider ist der Mensch durch Gedankenlosigkeit immer noch der größte Feind des Igels“, sagt Michaela Kleinsorge und rät in allen Fragen rund um Notfälle die Experten der Internetseite von www.pro-igel.de aufzusuchen oder eine Igelerfahrene Tierarztpraxis oder Igelstation telefonisch zu kontaktieren.

Erste Hilfe für gefundene Igel

  1. Allgemeinzustand feststellen. Ist der Igel verletzt, schlapp und zeigt keine Abwehrhaltung durch einrollen, ist eine sofortige Hilfsmaßnahme erforderlich. Wärmflasche mit (max.38 Grad warm) unter ein Handtuch legen. Igel mit Wärmflasche in einem Karton mit Deckel unterbringen und das Tier zusätzlich mit einem zweiten Handtuch bedecken. Setzten Sie sich mit der nächsten Tierarztpraxis oder Igelstation  in Verbindung.
  2. Ist der Igel gesund und munter, überprüfen Sie das Gewicht. Igel über 600 Gramm sind an der Fundstelle wieder frei zu lassen, wenn kein unmittelbarer Frost oder Wintereinbruch vor der Tür steht und anzunehmen ist, dass in der Nähe Katzenfutterstellen bei Nachbarn zu erwarten sind. Im Zweifelsfall Igelstation kontaktieren. Gesunde und fressende Igel ab 750g haben ihre Nester und sind bereits Winterschlaffähig. Bitte sofort wieder am Fundort freilassen.
  3. In Internetforen gibt es Meinungen, die nicht nachvollziehbar und empfehlenswert sind. Pro-Igel e.V ist ein Verein, der seit vielen Jahren gemeinsam mit Forschern und Tierärzten ein hervorragendes Fachwissen erarbeitet hat und fachkundige Auskünfte erteilt. Erste Hilfe Maßnahmen für alle Fälle finden Sie auf der Internetseite www.pro-igel.de oder unter deren Igel-Hotline 01805-555-9551(kostenpflichtig).
  4. Stellen Sie ihrem Fundigel bis zur Abklärung Futter und Wasser zur Verfügung. Hier eignet sich am besten Katzennassfutter oder falls nicht vorhanden und je nach Größe 1-2 Rühreier. Keine Milch!

Wichtige Tipps für Gartenbesitzer

  1. Bitte achten Sie jetzt unbedingt darauf, ihre Laubsäcke nicht offen im Garten stehen zu lassen.
  2. Kontrollieren Sie öfters  ihre  Maschendrahtzäune, Kellerschächte, Gartenhäuser und Gruben und decken Sie diese im besten Fall ab.
  3. Schneckenkorn, Rattengift und Ameisengift sind für Igel, Singvögel und andere nützliche Arten tödlich. Benutzen Sie ökologisch vertretbare Bio-Produkte oder legen Sie ihre Fallen so aus, dass die Giftstoffe für andere Tiere nicht erreichbar sind. Tipps erhalten Sie unter www.natur-im-garten-mv.de
  4. Gartenhäuser sollten vor Einbruch der Dunkelheit verschlossen werden und im Zweifelsfall auf Igelbesuch kontrolliert werden.
  5. Vor und nach der Winterschlafpause freuen sich ihre Igel über etwas Katzenfutter, denn im Frühjahr und Spätherbst bei Temperaturen unter 10 Grad sind kaum noch Insekten für Jung-Igel unter 750g zu finden.

 


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