IOW forscht im Südchinesischen Meer


27. August 2018

China beherbergt die größten Städte der Welt. Ab 10 Millionen Einwohner werden sie als Megastädte bezeichnet. Durch Zusammenführung bereits bestehender Metropolen sollen im bevölkerungsreichsten Land der Welt sogar noch weitaus größere Städte mit mehr als der zehnfachen Einwohnerzahl entstehen. Was bedeutet die Entwässerung solch riesiger Städte für die Belastung der angrenzenden Flüsse und Meeresgebiete? Wie wirken sich die weiter rasant wachsenden Bevölkerungszahlen und die zunehmende Industrialisierung dieser Ballungsräume auf die Schadstoffbelastung aus? Diesen zentralen Fragen will das deutsch-chinesische Verbundprojekt MEGAPOL (kurz für „Megacity’s fingerprint in Chinese marginal seas: Investigation of pollutant fingerprints and dispersal“), koordiniert durch das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), auf den Grund gehen. Am 1. September startet dazu eine erste Expedition mit dem Forschungsschiff Hai Yang Di Zhi.

An Bord sind acht IOW-Forscher und 44 chinesische Wissenschaftler. Ausgehend von der 14-Millionen-Einwohner-Stadt Guangzhou im Süden Chinas wird die interdisziplinäre Forscher-Crew insgesamt 70 Probennahmepunkte am nördlichen Schelf des Südchinesischen Meeres in unmittelbarer Nähe zum Perlfluss anlaufen. Das Untersuchungsgebiet liegt im Einflussbereich einer der größten zusammenhängenden Stadtlandschaften der Welt mit einer Gesamtbevölkerung von fast 100 Millionen Menschen.

Um Umweltveränderungen bis in tiefere ozeanische Regionen zu erfassen, werden die gesamte Wassersäule beprobt und zusätzlich Sedimentproben entnommen. Umfangreiche Analysen sollen zeigen, inwieweit sich die Spuren der im Einflussbereich des Perlflusses gelegenen Riesenstädte im Meer verfolgen lassen. „Unser Untersuchungsgebiet ist ein ideales Modellsystem für unsere Fragestellung, nicht nur wegen der benachbarten Extrem-Ballungszentren. Es eignet sich auch sehr gut, um Austauschprozesse zwischen Land und Ozean sowie Veränderungen der physikalischen Antriebe hinter diesem Austausch, wie Monsun, Meeresströmungen und Klimawandelfolgen in marinen Lebensräumen auf längeren Zeitskalen zu betrachten und dadurch besser zu verstehen“, sagt IOW-Wissenschaftlerin Joanna Waniek, die sich die Fahrtleitung mit ihrem chinesischen Kollegen Huayang Gan teilen und das Expeditionsteam an Bord der Hai Yang Di Zhi koordinieren wird.

Alle acht IOW-ler haben bereits vor drei Jahren erste Untersuchungen im Südchinesischen Meer durchgeführt und können nun auf die Ergebnisse der ersten Expedition aufbauen. „Wir freuen uns sehr auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern, die sich als sehr fruchtbar erwiesen hat. Neben den spannenden wissenschaftlichen Fragen, haben wir die seltene Möglichkeit, die Arbeitsweise unserer chinesischen Partner auf See kennenzulernen“, so Waniek weiter.

Die Erkenntnisse der diesjährigen Expedition ins Südchinesische Meer sollen zusammen mit den Messungen von 2015 und einer für 2019 geplanten Expedition mit dem deutschen Tiefseeforschungsschiff Sonne Aussagen über die Entwicklung der Belastung in der Region über einen Zeitraum von fünf Jahren ermöglichen. „Die Ergebnisse zum Ausmaß der menschlich verursachten Verschmutzung, die wir in den chinesischen Küstenmeeren erwarten, werden nicht nur in China als Beratungsgrundlage für Politik und Behörden von hohem Interesse sein. Auch in Deutschland sollten die Untersuchungsergebnisse als Warnsignal Beachtung finden, denn auch bei uns wachsen die Städte und erhöhen den Druck auf die Küstenmeere und die küstennahen Regionen“, kommentiert Joanna Waniek das Vorhaben abschließend.

Foto: IOW


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