Eines der bekanntesten und ältesten Hotels in Warnemünde ist das Hotel Am Alten Strom. Das liegt an der hervorragenden Lage und der langen Geschichte des Hauses. Jeder bemerkt das helle Hotel mit dem Turm auf der rechten Seite sofort, wenn man über die Bahnhofsbrücke von 1903 an den Fahrgastschiffen vorbei ins Ostseebad schlendert.
Heute feiern Inhaberin Uta Jahn und ihre Kinder Antje Rausch und Falko Jahn den 33. Geburtstag des Hotels unter der Leitung der Familie Jahn. Vieles hat sich an dieser Adresse im Laufe der Zeit und über drei Jahrzehnte hinweg konzeptionell und baulich verändert. Doch eines ist gleich geblieben: „Unser Slogan lautet: familiär, freundlich, für Sie da“, sagt Falko Jahn. Gemeinsam mit seiner Schwester Antje Rausch führt er heute die Geschäfte des Hauses seiner Mutter Uta. Seit dem Tod seines Vaters und Hotelgründers Helmut Jahn im Jahr 2018 bilden die beiden seit 2023 eine Doppelspitze. „Mein Vater hat mich aufgrund seiner Krankheit ins Familienunternehmen geholt – ich habe vorher woanders gearbeitet“, erzählt der Sohn.
Die Zuständigkeiten im Familienbetrieb sind klar verteilt: Antje Rausch verantwortet die Rezeption und Gastronomie des Hauses. Dazu gehören das Restaurant Am Strom, die Lobbybar Zur Galeone und das Mahlwerk Coffee Warnemünde gleich nebenan. Das Hotel verfügt außerdem über eine Sauna- und Wellnesspraxis sowie einen Tagungs- und Veranstaltungsraum. Letzteren stellte die Familie über viele Jahre dem Kulturklub Warnemünde kostenlos zur Verfügung. Mit der letzten Veranstaltung am 4. Juni wird dieser jedoch seine Arbeit einstellen.
Falko Jahn ist zuständig für die 79 Zimmer in den Kategorien Standard, Komfort, Economy und Suiten, das Housekeeping sowie die technische Ausstattung des Hauses. Für die Gäste fühlt sich das gesamte Team verantwortlich: Man grüßt hier und da, hat stets ein freundliches Wort parat – das gehört zur Philosophie.
Und weil im Hotel, dessen Eingang von der Kirchenstraße aus vom Kunst-Matrosen Kuddel bewacht wird, eine familiäre Atmosphäre herrscht, soll das 33. Jubiläum besonders gefeiert werden. „Für die Mitarbeitenden gibt es Würstchen vom Grill – oder ein Gemüsepäckchen für Vegetarier“, sagt Antje Rausch. Auch für die Gäste ist gesorgt: „Es gibt einen Gruß aufs Zimmer, und wir haben eine Tombola vorbereitet. Der Hauptpreis: Übernachtungen im Hotel! Der Erlös fließt in unsere Teamkasse – davon möchten wir mal etwas Schönes mit den Mitarbeitenden unternehmen“, erklärt sie.
Für Stammgäste findet jedes Jahr im Januar ein spezielles Event statt. „Viele sind über die Jahre zu einer richtigen Clique zusammengewachsen – da gibt es hier ein Drückerchen, dort ein Küsschen, immer herrscht beste Stimmung“, erzählt Antje Rausch. Bei diesen Wochenenden richtet das Hotel als Zeichen der Wertschätzung regelmäßig einen Galaabend aus.
Apropos Stammgäste: Marlis und Horst Riland aus Brandenburg kommen bereits seit 2011 regelmäßig. „Wir sind immer wieder begeistert – vom Hotel, vom netten Team, das sich wirklich gut um alle Gäste kümmert“, schwärmt die 82-Jährige. „Warnemünde lieben wir sowieso. Wir kommen jedes Jahr zur Hanse Sail zwei Wochen in unser Hotel.“ Solange es die Gesundheit zulässt, soll das auch so bleiben.
Auch personell zeigt sich das Haus stabil. „Wir haben kaum Fluktuation“, betont Falko Jahn. Nur die langjährige Marketingleiterin Karen Neumann hat sich beruflich verändert. Sie hinterließ jedoch eine wertvolle Fleißarbeit: eine umfangreiche Broschüre über das Hotel. Ihre Nachfolgerin ist Janette Kindt, die mit Antje Rausch befreundet ist und über die Ausschreibung von der Stelle erfuhr. Sie bewarb sich bei der Familie und ist seit fünf Jahren Teil des Teams. Als Frau für viele (auch spezielle) Fälle kümmert sie sich um das Marketing, neue Systeme und ist bei Gästewünschen eine freundliche Ansprechpartnerin. „Ich war früher bei einer Kreuzfahrtreederei für die Preisgestaltung mitverantwortlich – hier gefällt mir besonders die Vielseitigkeit meiner Aufgaben“, sagt die sympathische Mitarbeiterin. Im Hotelbereich arbeiten 25 Angestellte, in der Gastronomie 30.
Auch innerhalb der Betreiberfamilie läuft es gut. „Wir hatten früher schon ein gemeinsames Kinderzimmer – wir sind nicht immer einer Meinung, aber das Ziel stellen wir nie infrage“, sagt Antje Rausch. Bruder Falko stimmt zu. Die gesamte Familie wohnt mit ihren Angehörigen in einem Mehrgenerationenhaus. Mutter Uta Jahn zieht sich nach und nach etwas zurück. Ihre letzte große Arbeit war die Umgestaltung der gesamten Hotellobby.
Falko Jahn ist sicher: Sein Vater Helmut Jahn wäre stolz auf die Entwicklung des Hotels. „Er war ein ziemlich hartnäckiger Kämpfer und Unternehmer. Ein Nein hat er nicht einfach hingenommen“, erzählt sein Sohn. Diesen Biss habe es gebraucht, um aus dem ehemaligen FDGB-Ferienheim mit einfachem Standard ein modernes, charmantes Hotel mit Erlebniszentrum, Fußgängerpassage und zahlreichen Geschäften und Restaurants zu machen. Rund 15 Millionen Mark investierte die Familie.
Die größte Herausforderung war der Wiederaufbau des historischen Turms, der im Mai 1945 Brandbomben zum Opfer fiel. Obwohl es damals verboten war, schoss Fotograf Karl Eschenburg ein Bild vom Gebäude – mit Turm, aber ohne Spitze – von einem Fischkutter aus. „Unser Vater wollte dem Haus sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückgeben. Doch da ein Turm nicht typisch für Warnemünde ist, lehnten die Stadtplaner den Bau ab“, berichtet Falko Jahn. Sein Vater akzeptierte das Nein jedoch nicht und zog vor das Schweriner Verwaltungsgericht – mit Erfolg. „Mit dem Aufsetzen des Knüppelwalmdachs bekam unser Hotel endlich seine historische Silhouette zurück.“ Seither gibt es die Turmsuite Nr. 414, die sich über zwei Etagen erstreckt und eine traumhafte Dachterrasse besitzt. „Gerade zu Silvester oder während des Feuerwerks zur Hanse Sail ist das ein unvergesslicher Ausblick“, schwärmt Antje Rausch.
Maria Pistor
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