Heimatmuseum digitalisiert Dokumentenbestand


15. Juli 2021

Die neuen Medien halten weiter Einzug im Heimatmuseum Warnemünde.

Der Student für Geschichte und Philosophie, André Specht, absolviert hier ein vierwöchiges Praktikum und ist mit der Digitalisierung der Dokumentenbestände befasst. Insgesamt 4.800 Papiere umfasst die Sammlung. Mit weißen Stoffhandschuhen – wie es sich für den Umgang mit wertvollen Originalen gehört – legt er die Blätter in den Dokumentenscanner und speichert sie anschließend mit Titel und Inventarisierungsnummer ab. „Gleichzeitig prüfe ich auf Vollständigkeit und fehlt etwas, protokolliere das“, erklärt der 26-Jährige. In den allermeisten Fällen fehlt aber nichts, sondern es liegt nur an anderer Stelle, stellt Museumsleiter Christoph Wegner richtig: „Es kann also allenfalls von ‚Verlegen‘ die Rede sein. Wir finden (fast) alles wieder.“ Generell handele es sich nämlich nicht um ein Archiv, sondern eine Dokumentensammlung, ein Sammelsurium quer Beet.

Sehr hilfreich beim Wiederfinden ist die Inventarisierungssoftware. Für jedes Exponat gibt es eine Inventarnummer und einen dazugehörigen Datensatz wo Standort, Beschreibung und Schlagwörter hinterlegt sind. Etwa ein Viertel des Dokumentenbestandes hat André Specht am Ende seines Praktikums abgearbeitet. Pro Tag schafft er bis zu 240 Scans. „Das ist schon Fließbandarbeit und oft eintönig, manchmal aber auch spannend, und zwar dann, wenn man in die Materie eintaucht“, bekennt der angehende Historiker. Im Homeoffice befasst er sich nebenher noch mit der Transkription von Schriften.

Dass er sich für sein unentgeltliches Pflichtpraktikum gerade das Warnemünder Heimatmuseum ausgesucht hat, ist einem Tipp des zuständigen Fachberaters geschuldet. Der hatte die Einrichtung ausdrücklich empfohlen. Hat er seinen Bachelorabschluss erstmal in der Tasche, strebt André Specht den Master im Erstfach Geschichte an. Gern in Rostock, aus familiären Gründen wird es aber wohl Hamburg oder Greifswald. Eine Arbeitsstelle schwebt ihm in einem Museum oder Archiv, oder aber als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Universität vor.

Dem engagierten Praktikanten fällt sofort auch ins Auge, wenn für das eine oder andere Papier Restaurierungsbedarf besteht. „Manchmal ist es an den Rädern zerfleddert oder Seiten sind zusammengeklebt und lassen sich nicht öffnen.“ Er weiß, dass er keinesfalls selber Hand anlegen darf. In einem solchen Fall kommt die professionelle Buch- und Papierrestauratorin Heike Heilmann zum Zuge. Auch das Tragen der weißen Schutzhandschuhe ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, denn die Dokumente seien nun mal nicht ersetzbar und für ihn daher heilig.

Sind erstmal alle Dokumente des Heimatmuseums digitalisiert kommen sie der Forschung zugute und fließen in die übergreifende Sammlungsdatenbank Robotron*Daphne ein. Dafür hat das städtische Kulturamt im vergangenen Jahr Fördergelder bekommen. Neben dem Heimatmuseum sind das Schifffahrtsmuseum Rostock, die Kunsthalle, das Kulturhistorische Museum und die Sammlung in öffentlichen Räumen dabei, Daphne zu „füttern“, wobei nicht alles für jeden auch verfügbar sein soll. „Wir haben insgesamt etwa 20.000 Datensätze und hoffen, Ende des Jahres mit unseren Dokumenten dabei zu sein“, stellt der Museumschef in Aussicht. Er freut sich über die Unterstützung seines Praktikanten. Anderenfalls wäre die stupide Arbeit am Scanner mit dem kleinen Team nicht zu stemmen.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|