Frank Kluge und Kakadu Carlos sind Stars in Warnemünde

Wenn jemand Frank Kluge unterstellt, einen Vogel zu haben, dann ist das keine Beleidigung. In seinem Fall entspricht das nämlich der Wahrheit. Denn seit 20 Jahren gibt es im Leben des Rostockers einen tierischen Gefährten.

Der Rostocker Frank Kluge ist es gewohnt, sich in einem Meer aus Blicken zu baden. Oder das schnell Handys und Kameras gezückt werden. Das liegt an seinem tierischen Begleiter, einem Gelbhauben-Kakadu namens Carlos. Die beiden sind ein eingespieltes Team, Carlos knabbert Frank Kluge gern mal an seinen Ohrläppchen und oft sieht es so aus, als ob er seinem Halter etwas ins Ohr flüstern will.

Vor 20 Jahren hat Frank Kluge den Papagei Carlos und dessen Gefährtin Coco Chanel von einem Ehepaar erworben. Sie mussten in eine Seniorenresidenz umziehen und konnten die Tiere dorthin nicht mitnehmen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Kluge und für den Fall, dass ihm selbst einmal etwas zustößt, will er für Carlos vorsorgen. „Ich kenne eine Papageie-Residenz und außerdem habe ich eine Tochter.“

Beim Spaziergang sitzt Carlos immer auf der Schulter des 56-Jährigen und er lässt sich auch durch nichts beirren: „Guck mal da“, ruft ein Kind aufgeregt und zeigt auf das Duo in der Warnemünder Mühlenstraße. „Kann ich mal ein Foto machen?“, fragt die Mama des Kindes. Kluge bejaht und bleibt gelassen. Carlos ist es auch. Er ist jetzt 28 Jahre alt. Seit seine Gefährtin vor drei Jahren gestorben ist, wuchs die Verbundenheit zwischen Mensch und Tier: „Ich habe mich entscheiden müssen, ob ich eine neue Freundin für ihn hole oder ob ich Carlos selber mehr beibringe“, berichtet Frank Kluge. Er entschied sich für letzteres. Papageien können bis zu 60 Jahre alt werden.

Der Tierfreund begann mit dem Vogel-Training zunächst auf dem gesicherten Balkon seiner Wohnung und probierte später in seinem Diedrichshäger Garten weiter. Anfangs hatte er Carlos etwas die Flügel gestutzt, doch das ist längst Geschichte. Carlos fliegt nicht weg. „Gefahr besteht nur bei einer Windböe bei starkem Sturm, an solchen Tagen habe ich für meinen Begleiter immer einen Katzenkorb dabei.“

Trotz seiner australischen Herkunft scheint sich Carlos in ein „Kind“ der Küste verwandelt zu haben. „Er liebt frischen Lachs, mag gern frisches Gemüse und Obst aus meinem Garten, auch frisches Hähnchen, aber nie etwas mit Zucker“, verrät der Halter. Er ist froh, dass er bei Scandlines einen Job hat, mit dem sich Broterwerb und Papageienliebe vereinbaren lassen. Im Sommer wartet der Papagei dann immer im Garten, im Winter in der Wohnung.

Zum Glück hat Kluge eine Kumpeline, die in seinem Urlaub zweimal täglich nach Carlos, Kater Samy und den Kaninchen schaut. „Ich bin Kreuzfahrtfan und wenn ich dann wiederkomme, dann gibt Carlos erst einmal die beleidigte Leberwurst und zeigt mir die kalte Schulter, aber irgendwann ist alles wieder normal“, schmunzelt Kluge.

In Warnemünde kennen ihn und seinen Gelbhauben-Papagei viele Menschen. „Ich gehe auch oft auf der Promenade spazieren oder fahre mit Carlos Fahrrad“, sagt er. Das Fernsehen hat auch einmal einen kurzen Beitrag über das ungewöhnliche Doppel gezeigt. Da ist die ‚Prominenz‘ noch mehr gestiegen“, sagt er. Und auch die Senioren aus der Schillerstraße lieben die beiden. „Ich sehe die zu gern, wenn sie vorbeiradeln, dann rufe ich immer einen Gruß vom Balkon und freue mich sehr“, sagt Doris Klepzing aus der Schillerstraße. Sie weiß, dass es anderen Bewohnern auch so geht.

MaP