Extremer Segeltag bei der Warnemünder Woche: Rennen im Sturm gelingt nur knapp


12. Juli 2025

Segeln am Limit – unter dieser Devise stand der Sonnabend der 87. Warnemünder Woche. Nachdem am Vortag wegen extremer Bedingungen keine Wettfahrten stattfinden konnten, nutzten die Veranstalter das schmale Zeitfenster, das sich am heutigen Morgen bot – und schickten ausgewählte Klassen trotz anhaltend rauer See aufs Wasser. „Heute muss es schnell gehen!“, hatte Sportdirektor Peter Ramcke früh am Morgen angekündigt – und damit die Richtung vorgegeben.

Bereits um 7 Uhr kamen Vertreter aller beteiligten Bereiche zur Lagebesprechung zusammen: Wettfahrtleitungen, Sicherungsboote, Jury, Lagezentrum – zugeschaltet war auch der Deutsche Wetterdienst aus Hamburg. Die Prognose: weiterhin starke Böen, steigende Wellen und teils Kreuzsee. Eine Verschärfung im Tagesverlauf war absehbar.

Schnelles Handeln – begrenzte Chancen

Die Regattaleitung prüfte daher Alternativszenarien. Wie hoch ist die Welle aktuell? Ein Schlauchboot wurde hinausgeschickt, um sich ein genaues Bild zu machen. Schließlich die Entscheidung: Drei Klassen – Zoom8, Finn-Dinghys und RS Aero – erhielten grünes Licht für einen Start um 9 Uhr auf einem eng begrenzten Areal östlich des Hafens. So konnten beste Wellenbedingungen genutzt und die Sicherungsboote konzentriert eingesetzt werden. Die wendigen, aber kenteranfälligen Musto Skiffs blieben hingegen im Hafen – ihr Einsatz wäre unter diesen Bedingungen schlicht zu riskant gewesen.

Ein Rennen, viele Kenterungen

Für die, die raus durften, wurde es ein Kampf gegen die Naturgewalten. Kenterungen häuften sich, kleinere Schäden an Segeln und Booten waren die Folge. Dennoch wurde bei der Zoom8-Weltmeisterschaft eine weitere Wettfahrt absolviert. Auch die RS Aero konnten im Rahmen ihrer German Open ein Rennen durchziehen. Danach war Schluss – der Wind nahm weiter zu, die Regattaleitung holte die Flotten in den Hafen zurück.

„Das Ziel heute hieß: Das Ziel erreichen!“, brachte Juliane Barthel, Vorsitzende der deutschen RS Aero-Klassenvereinigung, den Tag auf den Punkt. Für sie und ihre Mitstreiter war klar: „Es ging darum, nichts kaputt zu machen.“ Besonders herausfordernd sei das Design des RS Aero gewesen: „In der steilen Welle sticht der schmale Bug schnell ein, und das Boot überschlägt sich.“ Entsprechend wurden riskante Manöver wie das Halsen möglichst vermieden. In der Ergebnisliste liegt aktuell die Ukrainerin Sofia Naumenko vor Marcus Walther (Langen) und Barthel selbst vom Dümmer-See.

Junge Kämpfer und knappe Entscheidungen

Erschöpft, aber stolz kehrten die jungen Segler der Zoom8-Klasse in den Hafen zurück. „Es war wirklich windig, harte Bedingungen“, berichtete die Dänin Safina Linnau. Sie erreichte das Ziel allerdings nicht und rutschte von Platz drei auf Rang sieben. Ihr Landsmann Emil Praest Pedersen kletterte an ihr vorbei auf Platz sechs: „Das war schon tricky heute – vor allem beim Abreiten der Wellen. Nach dem Rennen wurde der Wind zu stark. Daher war es gut, dass dann abgebrochen wurde.“

Auch das österreichische Trainergespann Max Fitzinger und Herwig Bäumel begrüßte die Entscheidung: „Super, dass wir heute rausgegangen sind. Jetzt haben wir ausreichend Wettfahrten für die Titelvergabe gesichert. Aber nach dem Rennen wurde es zu heftig.“ Ihr Schützling Felix Rhomberg liegt derzeit auf Platz fünf. Die Spitze dominieren weiterhin Skandinavier und Balten: Der Finne Sisu Seliö segelte seinen vierten Sieg in der vierten Wettfahrt ein und führt das Feld vor dem Dänen Johan Gundborg und dem Esten Leon Zolotarjov an.

Finn-Dinghys trotzen dem Sturm

Auch die Finn-Dinghys wagten sich hinaus – mit teils überraschender Begeisterung. „Klasse Bedingungen, super Welle da draußen. Ich wäre gern noch weitere Rennen gesegelt“, schwärmte Fabian Lemmel. Ganz ohne Abgang kam jedoch auch er nicht davon: „Ich habe die erste Kreuz vergeigt, dann auf dem Downwinder alles riskiert – bin gekentert, aber immerhin noch auf Platz drei vorgefahren.“ Den Sieg holte sich André Budzien aus Schwerin. Nach Platz vier bei der OK-Jollen-WM zu Wochenbeginn segelt er nun auch im Finn vorne mit. Für das Finale am Sonntag wird er sich allerdings den Angriffen des Dänen Peter Sigetty Böje erwehren müssen.

Früher Start zum großen Finale

Für den letzten Tag der Warnemünder Woche hat Sportdirektor Ramcke erneut frühe Starts angesetzt. Um 9 Uhr sollen die ersten Rennen beginnen. Während Zoom8, Finn und RS Aero auf je drei Wettfahrten hoffen, planen die Musto Skiffs – sofern es das Wetter erlaubt – bis zu sechs Rennen. Ob das ambitionierte Vorhaben gelingt, hängt erneut vom Spiel mit Wind und Wellen ab. Sicher ist nur: Leicht wird es nicht.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|