Expedition ins Südchinesische Meer


01. August 2019

Das deutsche Forschungsschiff Sonne startet morgen von Singapur aus ins Südchinesische Meer zu einer Schiffsexpedition unter Fahrtleitung der IOW-Forscherin Joanna Waniek. An über 70 Stationen werden 24 deutsche und 16 chinesische Wissenschaftler untersuchen, wie sich natürliche Stoffe und schädliche Substanzen menschlichen Ursprungs im dortigen Schelfgebiet verteilen, welche physikalischen Prozesse dafür verantwortlich sind und wie weit der negative Einfluss von Ballungszentren ins Meer hineinreicht. Erforscht wird auch, wie sich unterschiedliche Klimabedingungen auf diese Prozesse auswirken. Die Expedition endet am 3. September in Hongkong.

Als bevölkerungsreichstes Land der Erde verzeichnet China massive industrielle und landwirtschaftliche Aktivitäten im Einzugsgebiet großer Flusssysteme. Diese spülen beträchtliche Mengen an Nährstoffen, Schadstoffen und anderen bedenklichen Substanzen wie Mikroplastik und Medikamentenrückstände ins Meer. Besonders die rasant wachsenden Megastädte mit bis zu 100 Millionen Einwohnern sind für diese Entwicklung verantwortlich. Wie wirken sich die riesigen Ballungsräume auf die Schadstoffbelastung in den betroffenen Küstenmeeren aus? Sind Veränderungen bereits erkennbar und ist zu erwarten, dass Umweltschäden durch Klimaänderungen noch verstärkt werden? Das sind die zentralen Fragen eines vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) koordinierten deutsch-chinesischen Verbundprojektes, in dessen Rahmen die Schiffsexpedition stattfindet.

„Unser Untersuchungsgebiet – die Region um das Mündungsgebiet des Perlflusses im Südchinesischen Meer – ist in der Tat wie ein natürliches Labor, in dem wir nicht nur für China relevante Fragen untersuchen, sondern, angesichts weltweit wachsender Megastädte, quasi einen Blick in die Zukunft von Küstenmeeren mit immensem Zivilisationsdruck werfen können“, sagt Projekt- und Expeditionsleiterin Joanna Waniek vom IOW. „Neben den dort jetzt schon existierenden Extrem-Ballungszentren gibt es über die großen Flüsse einen intensiven Austausch zwischen Land und Ozean sowie Veränderungen der physikalischen Antriebe hinter diesem Austausch, wie Monsun und Meeresströmungen, die wiederum vom Klimawandel beeinflusst werden – also alles, was wir an ‚Zutaten‘ für ein gut interpretierbares Modellsystem brauchen“, so Waniek weiter.

Aufbauend auf Erkenntnissen im Rahmen von zwei vorausgegangenen Expeditionen auf chinesischen Forschungsschiffen ist ein umfangreiches Arbeitsprogramm geplant. Vor allem zwei Substanzgruppen – organische und anorganische Schadstoffe sowie reaktiver Stickstoff aus Flüssen – sind dafür geeignet, um als Marker die Transportwege von Verschmutzung zu identifizieren und zu quantifizieren“, erläutert Joanna Waniek. Der Fokus läge dabei auf „altbekannten“ Schadstoffen wie PCB, DDT und PAH, ebenso wie auf „neuen“ Schadstoffen wie Mikroplastik, Hormone, Antibiotika und UV-Filter, wie sie z.B. in Sonnencremes enthalten sind, so die Meeresforscherin. Zusammen mit den Ergebnissen der vorherigen Forschungsfahrten und den Daten der chinesischen Partnerinstitutionen ermöglicht die diesjährige Expedition eine Entwicklung der akuten Belastung in der Region über einen Zeitraum von fünf Jahren nachzuzeichnen. Aufschluss darüber, wie sich Austausch- und Transportprozesse in den letzten Jahrtausenden verändert haben, versprechen sich die Forscher vor allem von einer Sedimentkern-Analyse. Die Ablagerungen seien wie ein Archiv, das die Rekonstruktion von früheren Umweltbedingungen und Sedimentablagerungsprozessen ermöglicht. „Die Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern hat sich für alle als ausgesprochen fruchtbar erwiesen. Wir freuen uns daher sehr auf den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch, der bei so einer Expedition besonders intensiv und spannend gerade für die jüngeren Expeditionsteilnehmern ist“, kommentiert Joanna Waniek abschließend.

Foto: Universtät Hamburg / J. Peters


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