Erste Strandinsel Rostocks entsteht in Markgrafenheide


26. April 2023

Der kalte Wind pfeift aus West über das Meer heran, treibt Wellen mit Gischt ans Ufer. Die Sonne versteckt sich über den Wolken – Ostsee und Strand in Markgrafenheide zeigen sich an diesem Vormittag von ihrer rauen Seite. Gut eine Handvoll Helfer der Umweltschutzorganisation BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) und des Rostocker Stadtforstamtes arbeiten sich indes warm: „Seit knapp einer Stunde setzen wir jetzt die Begrenzungspfähle für den Naturerlebnisraum, graben jeden einzeln ein, da kommt man schon ins Schwitzen“ lacht Pauline Damer, beim BUND verantwortlich für das Verbundprojekt „Vernetzte Vielfalt an der Schatzküste“.

Ein paar Meter nördlich vom Strandübergang zum StrandResort in Markgrafenheide entsteht die neue – etwa 600 Quadratmeter große – Strandinsel. Sie soll zeigen, wie ein natürlicher Strand sich entwickelt, welche Pflanzen und Tiere sich dort ansiedeln, wenn die Fläche in Ruhe gelassen, also nicht betreten wird. Das Projekt in Kooperation mit dem Stadtforstamt und der Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde ist ein weiterer Baustein im Rahmen des Verbundprojektes „Vernetzte Vielfalt an der Schatzküste“, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird. Drei Strandinseln in Zingst und Prerow gibt es bereits. Sie sollen als Biotop-Trittsteine dienen, können für die Umweltbildung nutzbar gemacht werden und gleichzeitig touristisch interessant sein.

„Besonders hier, wo viele Touristen sind, wollen wir zeigen, wie Naturstrand funktioniert“, erklärt Angelika Stoll vom Stadtforstamt. Vor allem einjährige Pflanzen, sogenannte Spülsaumgesellschaften, werden sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit ansiedeln – darunter Strandplatterbse, Meersenf, Salzmiere oder Gelappte Melde. Die Samen werden vom Meer angespült oder vom Wind gebracht. Wenn es wärmer wird, wachsen sie zu krautigen grünen Pflanzen heran. Die wiederum locken dann Insekten, wie Strandflöhe oder Strandhafer-Dickrüssler an. „Mit der gemeinsamen Aktion können wir erlebbar machen, wie wichtig der Schutz dieses sensiblen Lebensraumes und seiner Bewohner ist“, ergänzt die auf Umweltbildung spezialisierte Försterin.

Hintergrund: Im Sommer sind touristisch genutzte Strände einem hohen Druck durch Trittbelastungen und Müll ausgesetzt. „Auch durch das Entfernen des angespülten Treibsels, der die Ästhetik eines Badestrandes stört, wird die Ausbildung natürlicher Strandökosysteme mit typischen Pflanzen und Tieren behindert. Um den Strand als natürlichen Lebensraum wieder erlebbar zu machen, hat sich der Aufbau von Strandinseln als geeignete Methode herausgestellt. Wir hoffen auf das Verständnis der Strandbesucher“, verdeutlicht Pauline Damer.

„Wir bedanken uns für die Initiative des BUND und unterstützen diese Aktion, die Einheimische und Urlauber sensibilisieren soll, verantwortungsvoll mit der Natur umzugehen, gern. Sie passt, wie auch unsere Kampagne ‚Kein Plastik bei die Fische‘, sehr gut in unser Konzept für einen umweltschonenden Umgang mit Rostocks Stränden. Ich bin gespannt, wie die Strandinsel wirkt, welche Erkenntnisse wir dann im Oktober haben“, sagt Rostocks Tourismusdirektor Matthias Fromm.

In den nächsten Tagen werden zwischen den eingegrabenen Pfählen, die übrigens aus Douglasienholz sind und aus der angrenzenden Rostocker Heide stammen, noch Sisalseile gespannt. Damit wird das etwa 60 Meter lange und 10 Meter breite Areal am Dünenfuß klar eingegrenzt. Zudem sollen Infotafeln aufgestellt werden, die die Strandinsel sowie das natürliche Vorkommen von Pflanzen und Tieren erklären. Das Projekt läuft vorerst bis 2026, immer im Winter wird die Strandinsel ab- und dann im Frühjahr wieder aufgebaut. Zwischen Mai und Oktober möchten die Umweltschützer zudem Strandführungen anbieten.

Zukünftig gern mit einbezogen werden möchte bei solchen Vorhaben das StrandResort Markgrafenheide: „Schließlich passt das Projekt sehr gut in unser naturnahes und familienorientiertes Urlaubskonzept und es werden vorwiegend unsere Gäste sein, die Flora und Fauna der neuen Strandinsel beobachten“, sagt Prokuristin Anne Schlücker. 

Wie sich die unberührte Insel am Strand entwickelt, wird sich In den nächsten Wochen zeigen – mit sichtbarem Grün allerdings ist nicht vor Ende Mai zu rechnen.

RikeM


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Pauline Damer - 08.05.2023 um 14:40 Uhr
@Ulli Donner: Wir bauen die Strandinsel im Herbst wieder ab, damit die Absperrungen von den Winterstürmen nicht ins Meer gespült werden.
Ulli Donner - 29.04.2023 um 11:17 Uhr
"Strandinseln" finde ich gut u.nützlich????! Aber wieso müssen sie im Winter wieder "abgebaut" werden
????? LG aus Tirol ????????
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