Wie die große alte Eiche im Warnemünder Kurpark überhaupt als „abgestorben“ auf die diesjährige Fällliste des städtischen Grünamtes geraten konnte, bleibt vorerst unklar. Sie lebt und zeigt das bereits seit vielen Jahrzehnten durch ihre schöne grüne Krone. Davon konnten sich alle während der Begehung zur Fällliste in der vergangenen Woche überzeugen, bei der ein gutes Dutzend der zur Fällung vorgesehenen Bäume noch einmal in Augenschein genommen wurde. Mit dabei waren Vertreter des Ortsbeirates Warnemünde/Diedrichshagen, des Ortsamtes, des Rostocker Amtes für Stadtgrün, Baumkontrolleure sowie vier Mitglieder der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI).
Diese Eiche im Kurpark, zwischen Rutsche und Bücherbüxe, sei leider „ein Missverständnis gewesen, sie wird von der Fällliste gestrichen und darf stehen bleiben“, darüber informierte Steffie Soldan, Teamleiterin Stadtbäume des Amtes für Stadtgrün, während des Termins vor Ort.
„Es ist einfach ein gutes Gefühl, dass dieses Missverständnis geklärt werden konnte, bevor die Eiche gefällt wurde. Und es zeigt einmal mehr, wie sinnvoll unser Engagement für die Bäume ist“, zeigt sich Anette Boog, Sprecherin der BI, erfreut. Insgesamt war die Begehung der Warnemünder Fällliste, die übrigens im gesamten Gebiet der Hansestadt Rostock einmalig ist, geprägt von einem respektvollen, freundlichen Umgang miteinander, kontroversen Diskussionen und der gemeinsamen Suche nach Lösungen. Darin waren sich alle Beteiligten einig.
Auch wenn die Baumschützer natürlich am liebsten jeden Baum erhalten würden, werden auch in dieser Fällsaison ab Oktober Dutzende in Warnemünde gefällt, weil sie abgestorben oder nicht mehr verkehrssicher sind. „Wenn möglich, wird Ersatz gepflanzt. So planen wir zum Beispiel, den Küstenwaldstreifen am sogenannten Dünenweg mit jungen Bäumchen temporär wieder aufzuforsten, nachdem wir dort alte Windflüchterkiefern fällen müssen“, erklärt Steffie Soldan. Vielleicht sogar als gemeinsame Pflanzaktion mit Bürgern – nach dem Vorbild des Rostocker Stadtforstamtes.
Ein weiteres Sorgenkind auf der Liste der Baumschützer ist eine etwa 100 Jahre alte, gesunde Kastanie in der Rostocker Straße. Im Zuge notwendiger Bauarbeiten sollte sie überraschend bereits Anfang September gefällt werden. Durch den schnellen Einsatz der Bürgerinitiative, gemeinsam mit engagierten Anwohnern, konnte die Fällung der seltenen weißblühenden Kastanie vorerst verhindert werden.
300 Unterschriften für den Erhalt dieser Kastanie hat die BI inzwischen der Teamleiterin Stadtbäume übergeben. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich inzwischen für den Erhalt des gesunden Straßenbaumes ein. „Zu dieser Kastanie wird es Anfang Oktober einen Vor-Ort-Termin geben, u. a. mit Nordwasser und BUND. Dort wird über das weitere Vorgehen entschieden“, gibt Steffie Soldan einen Ausblick.
Vielleicht stellt sich dabei ja heraus, dass es sich bei der beabsichtigten Fällung dieses gesunden großen Kastanienbaumes ebenfalls nur um ein Missverständnis handelt. Anders kann es – auch angesichts des Klimawandels – eigentlich gar nicht sein.
RikeM
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