Eiswinter – Als die Ostsee stillstand


08. November 2025

Eine besondere Buchempfehlung aus der Buchhandlung Möwe, Warnemünde

Lebenserfahrene Warnemünder erinnern sich noch: Es war der Jahrhundertwinter 1962/63, als die Ostsee erstarrte plötzlich zu atmen aufhörte. Eis türmte sich an den Molen, Schiffe lagen festgefroren im Hafen, und über die zugefrorene See zogen Menschen, als sei sie ein neuer Kontinent. Der damals 17-jährige Wilfried Schröder hielt dieses Naturwunder – und die stille Dramatik jener Wochen – mit seiner Kamera fest.

Seine eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien sind jetzt in einem außergewöhnlichen Bildband erschienen: „Eiswinter – Warnemünde 1962/63“, erhältlich in der Buchhandlung Möwe in der Seestraße 5.

Die Aufnahmen zeigen Warnemünde in einem Moment zwischen Erstarrung und Aufbruch. Wo sonst Möwen kreisten und Kutter schaukelten, reichten sich Eisschollen wie Puzzleteile die Hand. Fischer, Spaziergänger und Neugierige liefen weit hinaus, bis sie am Horizont verschwanden. Und manche – getarnt mit einem weißen Bettlaken über den Schultern – wagten das Unfassbare: Sie flohen über die gefrorene Ostsee in die Freiheit. Für kurze Zeit hatte die Natur selbst die Grenzen aufgehoben, die der Mensch gezogen hatte.

Ein fotografisches Zeitzeugnis

Wilfried Schröder, geboren 1945, hielt mit seiner Taxona-Kamera fest, was heute kaum vorstellbar ist: ein Meer, das zu Glas geworden war, eine Landschaft, die in Stille leuchtete. Seine Bilder sind keine Effekte, keine Inszenierungen – sie sind Dokumente eines Winters, der sich tief in das Gedächtnis der Küste eingebrannt hat.

Der Jahrhundertwinter 1962/63 legte nicht nur die Ostsee, sondern weite Teile Europas lahm. Wochenlang blieb das Thermometer unter null Grad, der Frost formte bizarre Skulpturen aus Schnee und Wasser, die See wurde zum Eismeer. Diese urtümliche Kraft, dieses Schweigen der Natur – all das fängt Schröder in 30 Fotografien ein, begleitet von Texten des Autors Jörn Münkner.

Mehr als ein Bildband – ein Denkmal der Erinnerung

Das Werk ist ein poetisches Zeitdokument, das weit über die Region hinausstrahlt. Es erzählt von Schönheit und Gefahr, von Freiheit und Vergänglichkeit – und stellt die Frage: Wird es solch einen Winter in Zeiten des Klimawandels je wieder geben?

Vielleicht liegt genau darin der Zauber dieses Buches: Es hält fest, was kaum mehr wiederkehren wird. Es ist Erinnerung, Mahnung und Kunstwerk zugleich – und ein stilles Denkmal an jene Wochen, als die Ostsee zur Bühne für Mensch und Natur wurde.

Der hochwertige Bildband „Eiswinter – Warnemünde 1962/63“ ist in einer limitierten, nummerierten Auflage von 300 Exemplaren erschienen, umfasst 52 Seiten und kostet 80 Euro.

„Schröders Fotografien beanspruchen nicht nur als künstlerische Juwelen Geltung und Aufmerksamkeit, sondern auch als visuelle Dokumente mit kritischem Potenzial. Sie erinnern uns an die Schönheit und die Zerbrechlichkeit der Natur – und an den Eiswinter von 1962/63 als Sinnbild einer künstlerischen und gesellschaftlichen Freiheit“, schreibt Jörn Münkner.

Ein Buch wie ein Eiskristall – zerbrechlich, schimmernd, zeitlos. Und vielleicht das schönste Geschenk für lange Winterabende am Meer.


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