Ein schlummernder Eisbrecher erwacht: Die „Stephan Jantzen“ ist erstes Schiff bei der 34. Hanse Sail


30. Juli 2025

Sie liegt still, imposant und voller Geschichte an der Kaikante im Stadthafen – und doch ist sie so lebendig wie eh und je: die Stephan Jantzen, legendärer DDR-Eisbrecher, technisches Denkmal und inoffizieller Auftaktgast der 34. Hanse Sail Rostock. Seit 2009 liegt sie an Liegeplatz 83, und auch in diesem Jahr wird sie nicht nur zum Besuchermagnet, sondern zum symbolischen Gastgeber: Am 6. August findet an Bord der offizielle Crewempfang der Hanse Sail statt – mit Kapitänen, Crews und Gästen aus aller Welt. „Die Stephan Jantzen prägt seit vielen Jahren das maritime Flair von Rostock. Sie hat einen festen Platz – nicht nur an der Kaikante, sondern auch im Herzen vieler Einheimischer“, sagt Bettina Fust, Leiterin des Hanse-Sail-Büros. „Für den Crewempfang könnte es kaum einen passenderen Ort geben.“

Ein Schiff mit Geschichte und Vision

Während die imposanten Rahsegler und Traditionsschiffe der Hanse Sail 2025 noch Kurs auf Rostock nehmen, ist die Stephan Jantzen bereits angekommen. Sie gilt ganz offiziell als erstes Schiff der Hanse Sail – und dabei bleibt sie nicht untätig: Während der vier Festtage wird sie erneut Anlaufpunkt für rund 700 Gäste. „Die Hanse Sail ist für uns alle ein Höhepunkt im Jahr“, sagt Thomas Gehrke, Vorsitzender des Vereins Technische Flotte Rostock, der das Schiff betreibt. Mit Leidenschaft und unermüdlichem Einsatz halten die Vereinsmitglieder das technische Denkmal in Schuss – und laden Besucher ein, sich selbst ein Bild davon zu machen.

Maschinen, Geschichte und ganz viel Herzblut

Die Stephan Jantzen wurde 1963 in Auftrag gegeben und 1968 in Dienst gestellt. Im Winter war sie als Eisbrecher auf der Ostsee unterwegs, in den Sommermonaten als Hochseeschlepper. Ein Höhepunkt in ihrer Dienstzeit: die spektakuläre Schleppreise des weltgrößten Tankers Tula über 1.200 Seemeilen – von Schleswig-Holstein bis nach Nordspanien im Frühjahr 1976.
„Mit etwa 200.000 Tonnen war dieser zur damaligen Zeit das größte Schiff der Welt“, erinnert sich Vereinsmitglied Wolfgang Heuer. Die Stephan Jantzen hatte dem nur 2.254 Tonnen entgegenzusetzen. Ein unvergesslicher Einsatz.

Bis 2005 war das Schiff im aktiven Dienst, dann wurde es stillgelegt. „Doch es verfügt über alle notwendigen Maschinen“, sagt Heuer und lacht. Zu Vorführzwecken werden diese ab und an sogar eingeschaltet. Für eine Wiederindienststellung fehlt allerdings – neben einem Kühlsystem – ein enormer Aufwand an Wartung und Investitionen.

Werftpläne und Ehrenamt

Für 2027 ist ein Werftaufenthalt geplant – nicht, um das Schiff wieder in Fahrt zu bringen, sondern um das Unterwasserschiff zu begutachten. Bis dahin heißt es weiter: putzen, schrauben, streichen und erklären. Denn: Die Mitglieder der Technischen Flotte Rostock arbeiten mit beeindruckendem Einsatz – über 15.000 ehrenamtliche Stunden haben sie allein im vergangenen Jahr geleistet.
Der Verein zählt rund 50 Mitglieder, die meisten davon im Ruhestand. „Die Freude an der Arbeit ist unser Antrieb. Gemeinsam an so einem tollen Projekt zu arbeiten, ist einfach eine tolle Sache“, sagt Heuer.

Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Über 10.000 Menschen kamen im letzten Jahr an Bord, erkundeten Maschinenraum, Brücke und Kajüten – und stellten viele Fragen.

Ein technisches Denkmal als kultureller Gastgeber

Während sich im August die Hanse Sail entlang der Kaikante entfaltet, bleibt die Stephan Jantzen mehr als nur ein Ausstellungsstück: Sie wird zur Gastgeberin, zur Botschafterin der maritimen Kultur – und zum stillen Star unter den Traditionsschiffen.


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