Die Zeiten, in denen an der 1995 gebauten Schiffstankstelle auf der Warnemünder Mittelmole Diesel gezapft werden konnte, sind schon seit Jahren vorbei. Doch Diesel soll hier in Kürze trotzdem wieder aus der Zapfsäule fließen – als kultiges Kaltgetränk aus Cola und Bier. Und zwar ab dem 1. August, wenn hier das „Skipper’s Bistro“ eröffnet.
Die Idee verfolgt Kurt Weber aus Warnemünde bereits seit 2011 – damals hatte er das Gebäude erworben. Zuletzt war hier ein Segelmacher tätig.
Nun wird ein neues Kapitel Warnemünder Gastronomiegeschichte aufgeschlagen. Die „Regisseure“ des „Gastro-Movi“ sind zwei wassersportaffine Männer, deren Fähigkeiten sich ideal ergänzen. Die alte Zapfsäule wird inzwischen an anderer Stelle weiter als Betriebstankstelle genutzt. Im Bistro hingegen steht der Zapfhahn für Getränke bereit – auch alkoholfreies Jever Fun vom Fass wird ausgeschenkt.
Die Adresse auf der Mittelmole könnte sich zu einem neuen Hotspot im Ostseebad entwickeln. Zwar ist sie derzeit noch etwas umständlich zu erreichen, doch der Weg lohnt sich: Im „Skipper’s Bistro“ gibt es ausschließlich Außenplätze und einen traumhaften Blick auf den Alten Strom und die Masten der Segelboote.
Für seine Vision konnte Kurt Weber einen Partner gewinnen, der perspektivisch die Geschäfte übernehmen wird: Gary Krosnoff, mit vielen beruflichen Wassern gewaschen. Er ist Geschäftsführer bei Yachtbroker Baltic, Bootsmakler für neue und alte Yachten, Taucher, sowie früher Filmemacher und Musiker in einer Rockband.
Die Wege der beiden Männer kreuzten sich, weil es rund um dieses Projekt viele gemeinsame Interessen und Visionen gab. „Er hat Boote, ich verkaufe welche, wir segeln beide“, sagt Krosnoff und ergänzt: „Es harmoniert zwischen uns. Wir können auch mal klare Worte austauschen, ohne dass jemand von uns mucksch wird.“
Weber betont: „Unser Verhältnis und unsere gegenseitige Wertschätzung sind nur sehr schwer zu erschüttern.“ Nebenbei betreibt er mit seiner Frau den bekannten Hummerkorb in Warnemünde.
Uneinigkeit herrschte nur beim Namen der Adresse: Die Ferienwohnungen hießen früher „Seaside“ – ein Vorschlag, der Krosnoff nicht gefiel. „Der Seaside-Vorschlag hat mir nicht so gut gefallen“, sagt er offen. Die Idee zum Namen „Skipper’s Bistro“ hingegen fanden beide gut und passend – weil sie Historie und Gegenwart auf charmante Weise verbindet.
Im „Skipper’s“ herrscht Selbstbedienung: Getränke werden am Tresen gekauft und mitgenommen, Speisen gibt es per Pager – der Pieper summt, sobald das Essen fertig ist. Auf der Karte stehen Bratwürste und Pommes, warmer Speckkartoffelsalat und Backfisch im selbst hergestellten Teig. „Neben dem regulären Essen werden wir ab und an auch Tagesangebote auf die Karte nehmen.“ Das Essen soll möglichst nicht mehr als 14 Euro kosten.
Die Preise bleiben familienfreundlich: So kostet eine kühl gezapfte Cola 3 Euro, für einen halben Liter Bier werden 5 Euro und für einen Aperol Spritz 6,90 Euro fällig. Ab 7 Uhr morgens gibt es Frühstück. Der Skipper’s Teller mit Kaffee, Rührei mit oder ohne Speck und weiteren Zutaten kostet 11 Euro.
Kurt Weber vermutet, dass das Angebot auch für Caravan-Urlauber von der Mittelmole attraktiv sein könnte.
Ein weiteres Element des Konzepts ist der Schiffsservice – verpflichtend im Rahmen des Erbpachtrechts für diesen Standort. Es kann also vorkommen, dass Gary Krosnoff kurzerhand die Schürze gegen Blaumann oder Taucheranzug tauschen muss, um Skippern zu helfen. „Es war eine Bedingung der Stadt, dass hier eine Schiffsservice-Station aufgebaut wird sowie ein Shop für die Versorgung der Segler im Hafen“, erklärt Weber.
Mit einem klaren Unterschied: „Wir verkaufen keinen Alkohol zum Mitnehmen, wir zapfen nur für das Bistro.“ Angesichts der benachbarten Sportschule mit vielen Jugendlichen ist das eine bewusste Entscheidung, wie Krosnoff betont: „Das passt nicht zusammen.“
Die beiden haben noch weitere Ziele im Blick: Ein Schiffsponton direkt vor dem Bistro ist bereits in Planung – Genehmigungsverfahren laufen. „Das ist quasi der Eye-Catcher“, sagt Weber stolz. Er freut sich darüber, dass Fahrgastschiffer mit den Touren im Vorbeifahren dazu beitragen, dass der neue Gastrostandort ganz schnell bekannter wird. „Gerade wenn abends alles beleuchtet ist, wird die Neugier wachsen“, ist er überzeugt.
Neben dem Bistro und dem Schiffsservice ist noch ein drittes Standbein vorgesehen: ein Eventraum, der den Charme einer urigen Seemannskneipe versprühen soll. „Der Raum soll für Feiern nutzbar sein. Manchmal wollen wir auch selbst Events veranstalten – etwa Grillabende“, verrät Krosnoff.
Vorher muss jedoch ein gutes Team für Service und Küche zusammenkommen. Einige Mitarbeiter sind bereits gefunden. „Das kann altersmäßig gut gemischt sein. Uns ist wichtig, dass die Leute teamfähig sind, Spaß an der Arbeit haben und auch mal ein Späßchen mit den Gästen machen können – schlecht gelaunte Servicekräfte nützen uns nichts“, sagt Kurt Weber.
Mit dem Fachlichen könne man helfen – vieles sei erlernbar. Und was laut Krosnoff ebenfalls nicht ausgeschlossen ist: „Dass ich vielleicht irgendwann bei einem Event selbst mal wieder zur Klampfe greife.“ Ein Scherz – der durchaus ernst gemeint ist.
Maria Pistor
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