Ein lebenstaugliches Galeriekonzept


25. Juli 2016

30 Jahre sind eine lange Zeit und schon überhaupt, wenn es um eine Warnemünder Unternehmensgeschichte geht. Einen echten Plan-B gab es für die Ulrike-Sabine Möller eigentlich nie – die Idee, irgendwann eine eigene Kunstgalerie zu führen war in ihrem Kopf schon früh sehr fest verankert. Am 31. Juli 1986 war es dann soweit und die Eröffnung der 33. Galerie des Staatlichen Kunsthandels der DDR konnte mit Collagen Rostocker Künstler und Schmuck von Renata Ahrens in Warnemünde stattfinden. Die Räumlichkeiten Am Strom 68 waren seinerzeit alles andere als repräsentativ aber wie zu jener Zeit üblich, versuchte man das Beste daraus zu machen.

Es folgten Jahre mit Höhen und Tiefen. 1990 stellte die Galeristin einen Antrag auf Privatisierung und erhielt daraufhin die Gewerbegenehmigung. Der staatliche Kunsthandel wurde in eine GmbH umgewandelt und das Haus am Alten Strom – damals ein Abbruchhaus – wurde von der Treuhand verwaltet. „Nach drei Jahren des Ringens gegen den Widerstand der Treuhandgesellschaft – man sprach von einer ‚Verschwendung für den Alten Strom‘ – konnte ich am 6. Mai 1993 endlich die erste Privatgalerie Rostocks eröffnen“, erinnert sich Ulrike-S. Möller. In den folgenden Jahren folgte der Neubau – Interims-Ausstellungsräume fanden sich im Rostocker Hausbaumhaus. Und dann am 6. Juli 1995 schließlich die Wiedereröffnung der Galerie Möller in Warnemünde. Zwei Brände galt es in den 30 Jahren Galeriegeschichte zu löschen. Unvergesslich auch das bürokratische Hickhack um den inzwischen wohl „bekanntesten Papageienvogel Deutschlands“ Josy, der angeblich in einer zu kleinen Voliere lebt, aber täglich zwischen Wohn- und Ausstellungsbereich hin- und hergetragen wird, „damit er nicht so allein ist“. Ans Aufgeben hat die agile Kunstwissenschaftlerin trotz allem nie gedacht und sie resümiert trefflich: „Das Galeriekonzept hat sich als lebenstauglich erwiesen. Ich habe einen sehr spannenden Beruf und möchte mit niemandem tauschen.“

Und das was Ulrike-Sabine Möller in den Jahren seit der Gründung alles auf die Beine stellte, muss ihr erstmal jemand nachmachen: Alle sechs Wochen, immer donnerstags um 19.00 Uhr, wird mit Live-Musik und kunstwissenschaftlichen Einführungen eine neue Ausstellungen eröffnet. „Inzwischen umfasst unser Angebot mehr als 100 Künstler fast aller Genres.“ Rund 700 Künstler haben in etwa 420 Ausstellungen ihre Arbeiten präsentiert. Neben Personalausstellungen gab es viele thematische Ausstellungen und auch Ausstellungsreihen, wie Vielseitige KünstlerKünstlerfamilie, Kunst aus Schweden oder Kunst aus Lateinamerika waren in der Galerie zu sehen. Besonders gern zeigt Ulrike-S. Möller neben Malereien und Grafiken auch Plastiken und natürlich unikaten Schmuck – ihr aparter Halsschmuck belegt diese Aussage.

„In all den Jahren habe ich vermutlich mehr Kunst angekauft, als die Kunsthalle“, schätzt die Galeristin. Kunstförderung gibt es seit der Wende praktisch nicht mehr. „Viele Künstler leben von uns und mit vielen von ihnen fühlen wir uns von Beginn an eng verbunden.“  Zu ihren Künstlerfreunden zählen unter anderen Christian Lang, Michael Emig, Helmtrud Nyström und Christian Heinze. Letzterer hatte erst im Frühjahr direkt vor dem Haus den ersten Warnemünder Kunstautomat gestaltet, wo man für kleines Geld echte kleine Kunstwerke erwerben kann.  

Seit 13 Jahren sitzt auch Ehemann Peter Möller mit im Galerie-Boot. Der studierte Bauingenieur unterstützt tatkräftig jeden Ausstellungswechsel. Ziel des Paares ist das 40. Galeriejubiläum im Jahr 2026. Und danach? Mal sehen… Enkeltochter Mette (9) lebt in der Schweiz und ist sehr kreativ. Vielleicht tritt sie ja irgendwann einmal in die Fußstapfen ihrer Großeltern und erfreut sich am schönen Ostseebad Warnemünde.

Zunächst wird aber am nächsten Sonntag das 30jährige Bestehen zünftig mit Sekt und appetitlichen Häppchen gefeiert. Das musikalische Rahmenprogramm bestreiten das Duo Pasternack, unterstützt durch Jacqueline Boulanger und Mario Fuentes. Los geht’s um 16.00 Uhr.


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