„Ich liebe meinen Job“, sagt Stefan Bischoff, einer der beiden Strandvögte, die beim Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Rostock (KOD) angesiedelt sind. Doch seine Arbeit bringt immer mehr Herausforderungen mit sich – mehr als je zuvor. 2024 hat sich die Lage in Warnemünde spürbar zugespitzt. An heißen Tagen und bei Großveranstaltungen tummeln sich hier zigtausende Tagesgäste, Urlauber, Kreuzfahrttouristen und Einheimische. Damit einher gehen spürbar mehr Beschwerden und Zwischenfälle als in den Vorjahren. Mehrere Dutzend Male musste sogar die Polizei hinzugezogen werden.
Zwar gehören Verstöße wie Radfahren auf der Promenade, das Mitführen von Hunden am Nicht-Hundestrand, Wildcampen und das Betreten der Dünen weiterhin zum Alltag der Strandvögte. Doch in diesem Jahr häuft sich ein neues Phänomen: stark alkoholisierte Personen. „Am Strand erteilen wir dann Platzverweise für 24 Stunden, was die Betroffenen jedoch nicht daran hindert, sich am nächsten Tag an einem anderen Strandzugang niederzulassen und dort weiterzutrinken“, erklärt Bischoff, dessen Arbeitsbereich eigentlich auf Strand, Dünen und Promenade beschränkt ist. Doch inzwischen sind er und sein Kollege Sebastian Hexel längst zu „Warnemünde-Vögten“ geworden – quasi Mädchen für alles.
Stark angetrunkene Personen sind nämlich nicht nur am Strand ein Problem, sondern auch an anderen Stellen im Ort. Andere Gäste fühlen sich belästigt und häufig wird nach den Strandvögten gerufen – auch aufgrund der Personalknappheit beim KOD. Neben den zwei Strandvögten gibt es vier Mitarbeiter im Bäderdienst, fünf in der Verkehrsüberwachung und aktuell sieben saisonale Kräfte an den Wochenenden, die sich ebenfalls um Falschparker kümmern. „Wegen Urlaub und Krankheit stehen wir Strandvögte oft allein da und sind Ansprechpartner für so ziemlich alles und alle. So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen definitiv mehr Leute, die dann auch da sind“, appelliert Bischoff.
Ihre Hauptaufgabe, die Einhaltung der Strandsatzung und die Gewährleistung von Ordnung und Sauberkeit am Strand, bleibt bestehen. Doch das Aufgabenspektrum hat sich stark erweitert. „Nach drei Jahren im Amt habe ich eines gelernt: Der Bedarf ist riesig und wächst von Jahr zu Jahr“, so Bischoff. Es gehe um Straßenkünstler auf der Drehbrücke, die zunehmend ohne Pausen und mit Verstärkern auftreten, um überlastete und teils beschädigte Toiletten auf der Promenade und seit dem 1. April auch um Tierrettungen. Ein weiteres Problem: Die Zahl der Spanner am FKK-Strand hat zugenommen, teils werden heimlich Fotos und Videos gemacht, die die Strandvögte sofort löschen lassen. Auch vermisste Kinder sind ein Thema – oft fällt es den Eltern, die mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, nicht einmal auf. „Das ist Vernachlässigung der Aufsichtspflicht!“, kritisiert Stefan Bischoff.
Besonders gefährlich wird es, wenn Menschen trotz roter Beflaggung an den Rettungstürmen ins Wasser gehen. „In diesem Jahr haben wir wieder Hunderte aus dem Wasser geholt und bei Wiederholung gibt es sofort einen Bußgeldbescheid“, betont der Strandvogt. Ein weiteres Problem stellen Kitesurfer im Badebereich dar. Viele unterschätzen die Gefahr, die sie für Schwimmer darstellen. Hier leisten die Strandvögte viel Aufklärungsarbeit – mit ersten Erfolgen. Eine bessere Kennzeichnung der Ein- und Ausfahrtzonen für Kitesurfer wäre allerdings wünschenswert.
Tage ohne nennenswerte Vorkommnisse sind für die Strandvögte eine Seltenheit. Zu den neuen Herausforderungen gehören fast täglich persönliche Beleidigungen und manchmal sogar Prügeleien. Kürzlich wurde dabei ein Polizist angegriffen. Und dann ist da noch das allgegenwärtige Problem des „Dünenpinkelns“. „Manchmal stehen 50 Leute in der Schlange vor der Toilette, aber das ‚geschlechterunspezifische‘ Urinieren in den Dünen ist damit noch lange nicht legitimiert“, stellt Bischoff klar. Besonders schlimm sei der Himmelfahrtstag gewesen: „So viele urinierende Männer habe ich am Strand noch nie gesehen. Ich habe nur noch gebrüllt und hatte abends keine Stimme mehr.“
Aber es gibt auch Positives zu berichten. Die Zusammenarbeit mit Polizei, DRK-Wasserwacht und Wasserschutzpolizei funktioniere hervorragend, und auch mit den Strandbewirtschaftern laufe alles bestens. „Stefan Bischoff passt in diese Welt“, lobt Strandkorbvermieter Matthias Treichel. „Er nimmt seine Arbeit sehr ernst, bleibt dabei aber immer freundlich und nutzt seine Position nicht aus. Er sucht immer den Konsens.“ Besonders schätzt Treichel, dass Bischoff es geschafft hat, den Stellenwert der Strandvögte in der Stadtverwaltung deutlich zu machen und Unterstützung zu gewinnen, was zuvor keinem gelungen sei. „Unser Stefan ist am Warnemünder Strand einfach nicht mehr wegzudenken.“
Die Kernsaison der Strandvögte dauert vom 1. Mai bis 30. September, täglich, sieben Tage die Woche. Unterwegs sind sie entweder mit dem Buggy oder zu Fuß. „In 99 Prozent der Fälle kommen wir auf die freundliche Tour durch. Beim Rest hilft dann gar nichts mehr und da bin ich dann auch mal sprachlos, was mir sonst selten passiert“, berichtet Stefan Bischoff, der froh ist, mit Sebastian Hexel einen ebenso flexiblen und pflichtbewussten Kollegen an seiner Seite zu haben. Für die kommende Saison wünschen sich beide dringend weitere engagierte und vor allem verlässliche Kollegen. „Es kann nicht sein, dass weniger Leute immer mehr Aufgaben übernehmen müssen. Darunter leidet die Qualität, und die ist unser Anspruch“, so Bischoff abschließend.
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Der Strandvogt hatte im Sommer bestimmt genug zu tun aber wenn ich das Foto sehe das sich jemand am Textilstrand nackt sonnt sehe ich darin noch kein Problem denn an ausgewiesenen FKK Stränden wird sich auch kaum noch ausgezogen und der Hinweis das hier FKK Strand ist wird vollkommen ignoriert dann müssen diese Leute auch darauf hingewiesen werden.
Liebe Strandvögte, lasst euch nicht ausnutzen.! Es gibt im Rostocker Rathaus hochbezahlte Verantwortliche für Tourismus. Ob sie euren Beitrag lesen?
Es gibt sehr viel Wichtiges zu tun in Warnemünde. Als Urlauber bezahlen wir
jedes Jahr unsere Kurtaxe. Wer prüft, ob die Tagesgäste ihre Kurtaxe bezahlen?