Die Warnemünder Kirche braucht neue Glocken


28. Mai 2024

Die Warnemünder Kirche steht vor einer großen Herausforderung: Ihre Glocken müssen ersetzt werden. Ein Gutachten des ehrenamtlichen Glockensachverständigen Claus Peter bescheinigt dem vorhandenen Geläut aus dem Jahr 1921 eine Lebensdauer von etwa 100 Jahren. Damit sind die beiden Glocken aus Eisenhartguss bereits überfällig.

Der 77-jährige Claus Peter ist eine Institution im Norden und zuständig für alle Kirchenglocken. „Ich habe selten einen Menschen mit so viel Sachverstand erlebt, und wir brauchen ihn, weil nur er sagen kann, ob der Sound des neuen Geläuts auch passend zur Region ist“, sagt Karl-Heinz Balloff, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Evangelisch-Lutherischen Kirche zu Warnemünde e.V.  Man könne nicht sagen, wie lange die beiden Glocken mit einem Gewicht von schätzungsweise 1.400 und 850 Kilogramm noch ihren Dienst tun werden, so Balloff. Sicher ist hingegen, dass die Materialermüdung bereits sichtbar ist. Besonders der Klöppel der großen Glocke ist reparaturanfällig und erfordert immer wieder die Hinzuziehung einer Fachwerkstatt.

Der reine Materialwert neuer Bronzeglocken liegt bei etwa 30.000 Euro. Doch das ist längst nicht alles. Die Glocken müssen irgendwie in den Glockenturm, und da wird es knifflig. Der Umbau des Glockenstuhls und die Installation einer neuen Steuerungseinheit sind machbar. Doch das Entnehmen der alten und die Positionierung der neuen Glocken erfordert großes Geschick, denn beides kann nur über die oberen Luken erfolgen. „Rein visuell können wir heute nachvollziehen, dass das 60 Zentimeter starke Mauerwerk 1921 aufgebrochen und im Anschluss wieder geschlossen wurde“, berichtet Balloff. Und natürlich handelt es sich dabei nicht um 08/15 Klinker aus dem Baumarkt.

Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich – Stand heute – auf etwa 100.000 Euro. Die Summe muss durch die Kirchengemeinde aufgebracht werden. „Der Förderverein steht jetzt vor der Herausforderung, das Projekt anzunehmen und mit verschiedenen Aktionen das Geld zusammenzubekommen. Da sind gute Ideen gefragt!“ so Balloff.

Geldspenden sind gern gesehen. Der Verein der Freunde und Förderer der Evangelisch-Lutherischen Kirche zu Warnemünde e.V. hat bei der Ostseesparkasse unter der IBAN: DE12 1305 0000 0460 0122 58, BIC: NOLADE21ROS ein Spendenkonto eingerichtet. Jede Summe hilft und ab 300 Euro werden Spendenquittungen ausgestellt. Im Verwendungszweck sollte „Warnemünder Kirchenglocken“ angegeben werden.

Ein erstes kleines Benefizkonzert fand auch bereits statt: Am Pfingstsonnabend hat „Plattfoot“ Klaus Lass mit seiner Band Triton von der Rostocker Rock- und Popschule direkt vor dem Süd-Tor der Kirche den Auftakt zur Spendenaktion markiert: „255 Euro haben wir mit unserer Oldiemugge in nur einer Stunde eingespielt“, freut sich der Musiker und Entertainer bei der Geldübergabe an den Verein. Weitere Aktionen für die Warnemünder Kirchenglocken sollen folgen. „Wir müssen uns eine ganze Menge einfallen lassen, um die Summe zu bewältigen. Schritt für Schritt und transparent für die Öffentlichkeit werden wir es schaffen“, ist Balloff überzeugt.

Interessanterweise geht aus dem Gutachten von Claus Peter auch hervor, dass die Warnemünder Kirche ursprünglich drei Glocken hatte. Die beiden Bronzeglocken aus dem Jahr 1433, gab man für die beiden Eisenhartguss-Glocken in Zahlung. Von der größeren Glocke trennte man sich 1921 jedoch relativ leichten Herzens, da sie mit 3.000 Kilogramm sehr schwer und kaum „regierbar“ war. „Ihr Geläute klang meist schauderhaft, da eine ewige Angst bestand, einen erfahrenen Läuter für die große Glocke zu finden“, beschreibt Pastor (1919-1927) Friedrich Karl Helms in seiner Chronik. Bis in die 1960er Jahre war es üblich um 1 Uhr, 12 Uhr und um 17 Uhr die Glocke dreimal lang und viermal kurz als Symbol für die sieben Bitten des Vaterunsers schlagen zu lassen. Eine dritte Glocke, die sogenannte wertvolle Monkehagen Glocke, der gleichnamigen ehemaligen Glockenwerkstatt in Rostock, wurde als letztes Zahlungsmittel für die Uhrschlagglocke, ebenfalls von Ulrich & Weule, eingelöst. Diese hängt noch heute im östlichen Giebelfenster des Turms.

Die neuen Glocken für die Warnemünder Kirche sind also ein großes Thema im Ort. Die Gemeinschaft muss zusammenkommen, um dieses ehrgeizige Projekt zu realisieren und die Kirche weiterhin als Klangpunkt und Herzstück von Warnemünde zu erhalten.


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