Die "Spitzensportler" am Meeresboden


20. Juni 2020

Sie heißen Hediste diversicolor, Arctica islandica, Echinocardium cordatum und Amphiura filiformis und sind die Hauptakteure unter den wühlenden Organismen am Meeresboden weiter Bereiche von Nord- und Ostsee.

Die „Wühler“ sorgen dafür, dass der Boden mit Sauerstoff versorgt wird. Bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen ist mal die eine und mal die andere Art am wichtigsten. Das fand ein internationales Team um die Warnemünder Wissenschaftler Mayya Gogina und Michael Zettler heraus. Vier unterschiedliche Seegebiete wurden dafür untersucht und miteinander verglichen.

Bioturbation – die Durchwühlung eines Substrates durch Organismen – ist einer der wichtigsten Prozesse in den Lebensräumen am Meeresboden. Sie führt letztlich dazu, dass Sauerstoff in das Sediment gelangt. Was so simpel klingt, löst gleich noch eine Kette weiterer lebenswichtiger Prozesse aus: Chemische Verbindungen verändern sich, bakterielle Aktivitäten werden angestoßen. Wegen der vielfältigen Bedeutung für das Ökosystem ist es enorm wichtig, eine Beeinträchtigung dieser Leistung zu vermeiden. Frühere Studien zur Bioturbation beschränkten sich auf einzelne Standorte, deren Befunde dann auf größere Gebiete übertragen wurden. Regional unterschiedliche Bedingungen wurden dabei nicht berücksichtigt. Mit der nun vorliegenden multiregionalen Analyse können die Meeresbiologin Mayya Gogina und ihr Kollege Michael Zettler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) erstmals  flächendeckende Aussagen treffen.

Anhand von Daten zur Makrofauna – am Boden lebende Tiere mit einer Größe von 2 bis 20 mm – aus vier Seegebieten (deutsche Ostsee, deutsche Nordsee, belgischer Teil der Nordsee und östlicher Ärmelkanal) wurden für jede Region und jeden Sedimenttyp Schlüsselarten identifiziert. So ließen sich die Regionen gut miteinander vergleichen. Die durchgeführte multiregionale Analyse ermöglichte es, regionale Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Makrofauna herauszuarbeiten. „Wir sehen anhand dieser Analysen sehr deutlich, dass es wichtig ist, Erhaltungs- und Management-Strategien spezifisch für jedes Seegebiet zu entwickeln“, erläutert Mayya Gogina eine der Schlussfolgerungen der Studie. „Die Hauptakteure und ihre Relevanz für die Ökosystemleistung hängen von den biotischen und abiotischen Rahmenbedingungen der Umgebung ab. Innerhalb gleicher Rahmenbedingungen müssen die sogenannte Hotspots von Ökosystemfunktionen identifiziert werden, damit wir sie schützen können.“

Und wer versteckt sich nun hinter den pompösen lateinischen Namen? Es sind der Schillernde Seeringelwurm (Hediste diversicolor), der Gemeine Herzseeigel (Echinocardium cordatum), die Islandmuschel (Arctica islandica) und der Schlangenstern (Amphiura filiformis).

Foto: IOW / M. Gogina


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