Der Kampf um den Schnatermann


02. Februar 2021

Einem der traditionsreichsten Ausflugsziele der Stadt Rostock wurde eine wichtige Lebensader genommen: Ende November erfolgte die Sperrung des Hafens Schnatermann in der Rostocker Heide. Zeitgleich wurden alle Liegeplätze gekündigt. Mittlerweile ist das gesamte Areal sogar eingezäunt. Begründet wurde die drastische Maßnahme mit dem desolaten Zustand der 50 Jahre alten Kaianlage. Bei der turnusmäßigen Überprüfung durch das zuständige Hafen- und Seemannsamt und ein externes Ingenieurbüro seien gravierende Mängel festgestellt worden. Die gesamte Spundwand weise zahllose Durchrostungen auf und ein weiterer Betrieb hätte das endgültige Versagen des Bauwerks zur Folge. Wegen des maroden Zustands sei eine Sanierung nicht mehr möglich und aus wirtschaftlichen Gründen dazu noch wenig sinnvoll. Ein Desaster für Wassersportler und Ausflügler.

Dass die Hafenanlage marode ist, sei lange bekannt gewesen, wissen die betroffenen Fahrgastschiffer und Freizeitkapitäne, aber auch die Betreiber des nahe gelegenen Traditionsgasthofs „Schnatermann“. Daher hätten sie sich von den Verantwortlichen ein rechtzeitiges Eingreifen gewünscht. Diskutiert wird auch darüber, dass die fünf Millionen Euro zur grundhaften Sanierung schon 2019 in den städtischen Haushalt eingestellt waren. Das Vorhaben sei aber nach hinten verschoben worden.

Während der Saison ist Reeder Reinhard Kammel mit seinem Schaufelraddampfer im Linienverkehr mehrfach täglich zwischen dem Alten Strom in Warnemünde und Markgrafenheide unterwegs. Am Anleger des Natur- und Landschaftsschutzgebietes Schnatermann legte er dabei immer einen Zwischenstopp ein. Fahrgastschiffe sind die größten Schiffe, die hier überhaupt festmachen.

Auch Freizeitskipper wissen den kleinen und geschützten Hafen im Nordosten des Breitlings zu schätzen. Und dass, so Michael Seidel, vom Verein zur Erhaltung traditioneller Schiffe e.V., obwohl er keinerlei Infrastruktur biete: „Der Hafen Schnatermann wurde sehr gern von Seglern genutzt, gerade wenn es auf der Ostsee zu ungemütlich wurde oder um einfach nur mit der Familie gemütlich Kaffee zu trinken.“ Beliebt sei auch die traumhafte Lage am Waldessaum. Der Unmut ist groß, zumal es im Vorfeld keinerlei Gespräche gegeben habe. Die Kündigung kam quasi aus dem Nichts.

Gestern lud Daniel Peters, Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion, an den Ort des Geschehens. Gemeinsam mit Betroffenen – darunter auch Vertreter der Ortsbeiräte Gehlsdorf und Warnemünde – wollte er sich persönlich ein Bild machen. Denn: Das Hafen- und Seemannsamt hat jetzt mehrere Neubau- und Provisoriums-Varianten vorgelegt. Langwierige Vorhaben mit Kosten bis zu fünf Millionen Euro stehen im Raum. Völlig überdimensioniert, meint Reinhard Kammel. Sein Anleger wurde erst vor wenigen Jahren neu gepflastert und mit zwei Festmacher Pollern versehen. „Mir würden fünf neue Reibepfähle als Schutz für den Schiffsrumpf ausreichen“, sagte der Fahrgastschiffer. Eine provisorische Lösung noch in diesem Frühjahr für die Segler befürwortet auch Michael Seidel: „Wir können mit Betonschwimmstegen, die man hinterher wieder umsetzen kann, sehr gut leben.“

Das wären in der Summe nicht mal eine Million Euro, fasste Daniel Peters zusammen. Er kritisierte die mangelnde Kommunikation zwischen Hafen- und Seemannsamt und Nutzern. Seine Präferenz wäre die kurzfristige Wiedernutzbarmachung durch ein Provisorium und darüber hinaus eine Machbarkeitsstudie zum nachhaltigen Tourismus in diesem Bereich. Dann könne man schauen, ob es Fördergelder gäbe und damit weitere Projekte anstoßen.

Die Diskussion um den Schnatermann ebbt nicht ab. Bürgerschaftsmitglied Sybille Bachmann vom Rostocker Bund brachte den Gedanken ins Spiel, das Naherholungsgebiet als Außenstandort in die Bundesgartenschau (Buga) 2025 einzubinden. Der Antrag wurde in der letzten Bürgerschaftssitzung zunächst vertagt.


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Patrick - 04.08.2021 um 17:57 Uhr
Schnattermann in die BUGA einbinden und wieder alles voller Touristen stopfen? Ich bin gerne am schnattermann weil da nicht alles überlaufen ist wie die restlichen Ecken. Ich hoffe das bleibt so. Gibt genug für Touristen, ist auch Mal schön irgendwo Ruhe zu haben.
Ulli Donner ( ???????? Tirol) - 05.02.2021 um 18:00 Uhr
????Ich habe den Artikel mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen ! Wir waren schon mehrmals in Warnemünde auf Urlaub und ein Ausflug zum "Schnatermann" war immer im Programm ???? !Schade , wenn es nicht mehr so sein sollte ???? !Mit freundlichen Grüßen aus Tirol , Ulli Donner
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