„Wir sind jetzt ein Team“, verkünden Franziska Neumann und Mathias Stagat. Beide führen das Bestattungshaus Warnemünde von nun an gemeinsam als gleichberechtigte Partner. Dazu haben sie eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet und einen Vertrag aufgesetzt. „Seit acht Jahren kümmere ich mich um das administrative Geschäft allein, es wird immer anspruchsvoller und ich habe nach einer Verstärkung gesucht“, begründet Franziska Neumann ihre Entscheidung, die Last auf zwei Schultern verteilen zu wollen. Der Aufwand werde nicht weniger. So hat Mecklenburg-Vorpommern endlich ein neues Bestattungsgesetz. „Das begrüßen wir natürlich sehr. In dem Zusammenhang müssen sich seit Juli 2022 alle Bestatter nach einem Qualitätsmanagement zertifizieren lassen. Das haben wir auf Anhieb erreicht, doch das Arbeitsaufkommen nimmt weiter zu“, führt die 45-Jährige aus.
Lange musste sie nicht nach einem geeigneten Geschäftspartner suchen: „Ich habe Mathias angesprochen, denn wir sind auch familiär miteinander verbandelt; ich bin die Patin seines Sohnes. Er kreiste schon lange in meinem Hinterkopf herum.“ Zwar komme er aus einer anderen Branche, verfüge aber über eine kaufmännische Ausbildung, sei absolut zuverlässig und gut strukturiert. „Ich habe durch meine Mutter viele Erfahrungen in der Begleitung Trauernder sammeln können und so ergänzen wir uns bestens.“
Mathias Stagat, der sich auch ehrenamtlich engagiert und im November zum neuen Vorsitzenden des Warnemünder Leuchtturmvereins gewählt wurde, hatte zuvor als Betriebsleiter in einem mittelständischen Handwerksbetrieb gearbeitet. Das Bestattungshaus Warnemünde lernt er gerade von der Pike auf kennen. „Ich bin sozusagen Gesellschafter und Auszubildender in einer Person“, bekennt der 48-Jährige. Um sich weiter zu qualifizieren hatte er im vergangenen Jahr ein Seminar zum zertifizierten Bestattungsberater belegt. Und in einem familiär geführten Betrieb müssten ohnehin alle anfallenden Arbeiten erledigt werden: „Ich unterstütze in jedem Bereich, immer dort, wo ich gerade gebraucht werde. Immer was Neues heißt auch, jeden Tag etwas Neues lernen.“
„Mathias kannte unseren Betrieb und meine Mutter sehr gut. Er wird jetzt seine Erfahrungen einbringen und Anteil haben, die Firma zu modernisieren und auch für die Zukunft gut aufzustellen“, sagt Franziska Neumann. Unbedingt beibehalten wolle man die christlich-familiäre Ausrichtung des Unternehmens. Allerdings müsse man auch in der sozialen Dienstleistungsbranche mit der Zeit gehen, unterstreicht Mathias Stagat. „Bürokratische Abläufe im Büro können mittels Digitalisierung deutlich vereinfacht werden und das bedeutet am Ende eine Erleichterung für uns und gleichzeitig mehr Zeit für die Hinterbliebenen.“ Das definierte er auch als Ziel: Familiär bleiben, die in drei Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen weitergeben und im Umgang mit den Angehören empathisch, respekt- und liebevoll bleiben.
Das Team des Bestattungshauses Warnemünde ist – inklusive Aushilfen – auf elf Mitarbeiter angewachsen. Der Dienstälteste ist seit 20 Jahren im Unternehmen. Es gibt einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst. Im Falle eines Falles ist man an 365 Tagen rund um die Uhr erreichbar. Neben Trauerarbeit und Hilfestellung für Familien bei den Formalitäten spielt zunehmend auch die Beratung bei Vorsorgeverträgen eine wichtige Rolle im beruflichen Alltag. „Vor allem Menschen, die die eigene Familie entlasten wollen oder schwer erkrankt sind, möchten schon im Vorfeld ihren letzten Willen manifestieren“, weiß Franziska Neumann. Das könne bei Bedarf mit einer entsprechenden Vorsorge einhergehen. Auf jeden Fall aber sollte man aufschreiben, was man möchte oder auch nicht möchte – das sei schon ein erster Schritt. Das Recht auf eine Seebestattung habe übrigens jeder, egal wo man herkommt, betont sie. Hier oben an der Ostsee werde sie nur besonders häufig nachgefragt. Wenn Trauernde die an den Molen gelagerten Wellenbrechersteine persönlich signieren oder Rosen von einer Seebestattung an den Strand gespült werden, ist das für Franziska Neumann und Mathias Stagat ganz selbstverständlich: „Wenn das Gedenken an unsere Toten in den Alltag einfließt, ist das doch etwas Schönes, denn obwohl es einige nicht wahrhaben wollen, gehört der Tod doch zum Leben dazu.“
Nach all den Vorbereitungen zur Unternehmensgründung und einem guten Monat Zusammenarbeit resümiert Franziska Neumann: „Es passt prima, das haben wir beide schon gemerkt. Meine Mutter wäre glücklich und zufrieden. Wir können uns aufeinander verlassen, wie in einer zweiten Ehe mit Regeln, die wir uns selbst gegeben haben. Loszulassen und Entscheidungen von nun an gemeinsam zu treffen, fällt mir nicht schwer. Ganz im Gegenteil ist es für mich eine große Entlastung.“
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