Bahn stellte Mammut-Projekt für Bahnhofsumbau vor


03. Dezember 2015

Es mag der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass die Bahn im Vorfeld nur sehr zurückhaltend Öffentlichkeitsarbeit leistete, denn der Konferenzraum im Technologiepark am Dienstagabend bei der Präsentation der geplanten Umbaumaßnahmen am Warnemünder Bahnhof war auffällig leer. Und das, obwohl die Warnemünder eigentlich sehr gern ein „Wörtchen“ mitreden und schon überhaupt, wenn es um so ein wichtiges Thema mit weitreichenden Folgen geht.

Bahn-Projektleiter Frank von Oppenkowski stellte den Planungsstand den nur etwa 30 Besuchern dieser öffentlichen Informationsveranstaltung vor. Die gute Nachricht zu allererst: Die vorhandene Fußgängerunterführung, sprich der Bahnhofstunnel, wird zurückgebaut und dafür ein barrierefreier Ersatzweg geschaffen. Auch zwei neue Fernbahnsteige mit einer Länge von jeweils 370 Metern sollen ebenfalls barrierefrei neu gestaltet werden. „Damit verbessern wir die Anbindung gerade für die Kreuzfahrtpassagiere wesentlich“, ist sich der Planer sicher.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Gleisanlagen zu diesem Zweck neu gestaltet werden, was zwangsläufig zu einer Ausweitung in Richtung Alter Strom führt. Konkret heißt das, dass die Straße am Bahnhof über eine Länge von etwa 180 Metern seitlich, also in Richtung Wasser, verschoben und dafür der Stromdurchlass nach Osten hin verbreitert werden soll. Und weil eine Neuverlegung der Gleise geplant ist, muss auch der darunter befindliche Bahnkörper, sprich das Gleisbett, „ertüchtigt“ werden, was wiederum stärkere Lärmemissionen erwarten lässt. Des Weiteren sind ein elektronisches Stellwerk, die Einrichtung von Weichenheizungen und die Erneuerung der Oberleitungen geplant.

Die Baumaßnahmen sollen in zwei Stufen erfolgen: Maßnahmen zur 1. Stufe rund um das elektronische Stellwerk erfolgen im Winterhalbjahr 2018/2019. Der S-Bahn-Verkehr zum Bahnhof Warnemünde soll in diesem Zeitraum aufrechterhalten werden. Die Bauarbeiten am Bahnhof selbst sind für den Winter 2019/2020 geplant und ziehen eine siebenmonatige Vollsperrung nach sich. „Zum Jahreswechsel wird es keine Bautätigkeiten geben“, kündigt der Planungsingenieur an. Der Zugverkehr soll in diesem Zeitfenster, wie jetzt auch, bis Warnemünde Werft abgesichert sein. Außerdem stellt er in Aussicht, dass auch eine Verstärkung des öffentlichen Nahverkehrs beabsichtigt ist. Vor allem die Anwohner in Markgrafenheide und Hohe Düne werden in Bezug darauf sehr wachsam sein, denn im Zuge der aktuellen Baustelle an der Stromgrabenbrücke fährt der Schienenersatzverkehr schlicht an ihnen vorbei. „Im Rahmen einzelner Maßnahmen, etwa für die Arbeiten an Oberleitungen, muss der S-Bahn-Verkehr auch in Warnemünde Werft eingeschränkt werden. Hier besteht aber die Möglichkeit, Bauarbeiten in die Nachtstunden zu verlegen“, so von Oppenkowski.

Besonders in Sachen Lärmemissionen könnte es arg werden für die Warnemünder. Die Baumaßnahmen sollen zwar vorwiegend tagsüber erfolgen, lärmintensive Nachtarbeiten  sind jedoch nicht ganz auszuschließen.  Ein Gutachter wurde mit der schalltechnischen Untersuchung auf Grundlage der Verkehrslärmschutzverordnung beauftragt. Der Anspruch auf Schallschutz wird jetzt nach einem speziellen Verfahren individuell berechnet. Derzeit werden die Ergebnisse ausgewertet – verbindliche Vorschläge für Lärmschutzmaßnahmen liegen jedoch noch nicht vor. Das Lärmschutzgutachten ist Bestandteil der Planfeststellungsunterlagen. Ob Schutzmaßnahmen, etwa Hotelübernachtungen, erforderlich sein werden, soll die Planfeststellungsbehörde entscheiden. „In jedem Fall werden die Anwohner vorher informiert“, unterstreicht Frank von Oppenkowski.

Durch einen Gutachter wurde auch eine erschütterungstechnische Untersuchung erstellt, die ebenfalls Bestandteil der Planfeststellungsunterlage ist. Danach sind wahrnehmbare Erschütterungsemissionen nicht zu erwarten.

Die öffentlichen Straßen Zum Bahnhof und Am Passagierkai sollen während der gesamten Bauzeit für den Straßenverkehr nutzbar sein. Auch die Verbindung zwischen dem Alten Strom und Passagierkai wird für Fußgänger und Radfahrer wird aufrechterhalten.

Im Januar 2016 will die Bahn den Antrag auf Planrecht bei der zuständigen Planfeststellungsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt, einreichen. Im Verfahren hat jeder Betroffene die Möglichkeit sich zu beteiligen.

Und hier noch ein paar Mengenangaben für die nächste Warnemünder Großbaustelle: 20.000 Kubikmeter Boden sollen abgetragen und 13 Weichen, 3.000 Meter Gleis, 23.500 Meter Kabel, 7.800 Meter Kettenwerk, 20.000 Kubikmeter Schutzschicht sowie 10.000 Tonnen Schotter verbaut werden. Rund um den Bahnhof müssen zudem großzügige Baustelleneinrichtungsflächen geschaffen werden – auch dafür liegen schon Planungen vor.

Visualisierung: Bahn
Luftbild: Google Earth


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