Bahn plant Mega-Bauvorhaben für Warnemünde


15. Oktober 2015

Diese Nachricht wurde von den meisten Gästen der Ortsbeiratssitzung am Dienstag wohlwollend aufgenommen: „Der ‚bösartige Tunnel‘ kommt weg und als Ersatz wird es einen barrierefreien Gehweg geben“, proklamierte Gabriele Einnatz, Projektleiterin bei der Deutschen Bahn AG. Gemeinsam mit Planungsingenieur Frank von Oppenkowski stellte sie die Ideen des Konzerns bis 2020 erstmals dem Warnemünder Publikum vor. Das sehr komplexe Bauvorhaben rund um den Warnemünder Bahnhof steht kurz vor der Planfeststellung und am 1. Dezember 2015 soll es dazu ein öffentliches Bürgerforum geben.

Das steht den Warnemündern und ihren Gästen bevor: Das Projekt ist in zwei größere Winterbauphasen, in 2018/2019 und 2019/2020 unterteilt. Geplant sind neben dem Rückbau des ungeliebten Tunnels samt Neubau der Fußgängerquerung auch die vollständige Erneuerung der Oberleitungen, die Errichtung von zwei Fernbahnsteigen mit einer Länge von jeweils 370 Metern sowie eines Umsetzgleises, die Erneuerung von 13 Weichen, die Errichtung einer Lärmschutzwand, der Abbruch des Stellwerkes sowie der Neubau einer Steuereinrichtung, die Veränderung der Gleisanlagen, die Ertüchtigung des Gleisbettes sowie die Verbreiterung des Stromdurchlasses um zehn Meter in Richtung Alter Strom und die Umverlegung eines 200 Meter langen Teils der Straße zum Bahnhof. Gerade Letzteres sorgte bei den Anwesenden für Unverständnis, denn aktuell wird die Stromgrabenbrücke unter großem Aufwand und mit vielen Einschränkungen für Anwohner wie Besucher saniert. In den beiden Bau-Winterhalbjahren wird es zwischen September und April erneut zu Vollsperrungen des Bahnverkehrs in Warnemünde kommen. „Ziel ist es, während der Bauzeit den Reiszugverkehr bis Warnemünde Werft aufrecht zu erhalten. Für die Verkehrsanbindung nach Warnemünde wird der öffentlichen Nahverkehr verstärkt.“ Diese Aussage kam weder beim Publikum, noch beim Ortsbeirat gut an, denn der gerade jetzt eingesetzte Schienenersatzverkehr, SEV, funktioniert alles andere als gut. Es fehlen gut sichtbare Hinweisschilder und die Benutzer der Fähre kommen vom Haltepunkt Warnemünde Werft ausschließlich zu Fuß – das sind immerhin etwa 1.000 Meter – zum Anleger. „Wir werden diese Lösung für das neue Vorhaben nicht hinnehmen. Die Markgrafenheider müssen unbedingt besser angebunden werden“, kündigt Ortsbeiratschef Alexander Prechtel an. Bahnmitarbeiterin Einnatz sind die SEV-Probleme durchaus bekannt, sie verweist jedoch auf die Zuständigkeit des Landes. Auch das teilweise Zuschütten des Alten Stroms und die damit verbundene Verkürzung des Südendes sorgte für viel Aufregung. In dem Vortrag des Planungsingenieurs wurde diese Maßnahme sogar als „alternativlos“ angekündigt.

Und noch etwas dürfte für die Warnemünder und ihre Gäste zum Problem werden:  Es wird laut! 20.000 m³ Boden sollen im Rahmen der Langzeit-Baumaßnahme abtragen, 20.000 m³ Schutzschicht und 10.000 Tonnen Schotter eingebracht werden. Für die Baumaßnahme gilt es zunächst ein Lärmgutachten zu erstellt. „Der Baustellenbetrieb soll vorwiegend am Tage erfolgen, jedoch sind auch Nachtarbeiten in begrenztem Umfang nicht auszuschließen“, informiert von Oppenkowski. Hierbei handelt es sich teilweise sogar um lärmintensive Nachtarbeiten mit Überschreitun der zulässigen Grenzwerte nach AVV-Baulärm (Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm). Schutzmaßnahmen sind nach Aussage des Planers wegen der Gesamtdimensionen des Vorhabens nicht geplant. „Ob Hotelübernachtungen erforderlich sind, wird von der Planfeststellungsbehörde entschieden. In jedem Fall aber werden die Anwohner rechtzeitig vor den lärmenden Nachtarbeiten informiert.“ Am Ende relativierte Frank von Oppenkowski: „Möglicherweise kommt das Vorhaben so im Planfeststellungsverfahren nicht durch – dann müssen wir uns erneut Gedanken machen.“ Zu Deutsch: Es ist noch nichts in Stein gemeißelt.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


Der Warnemünder - 15.10.2015 um 12:28 Uhr
Konkret geht es um den Bereich an der Stromgrabenbrücke. Die Straße zum Bahnhof soll quasi auf 200 Metern Länge in Richtung Alter Strom verschoben werden. Genaueres wissen wir noch nicht.
Hans-Jürgen Kuhlmann - 15.10.2015 um 12:23 Uhr
Hallo,
wo kann ich bitte etwas genauer erfahren, was da am alten Strom zugeschüttet werden soll?
Gruß
Hans-Jürgen
|