Baden bei Wind und Wellen an der Mole ist lebensgefährlich!


28. Juli 2023

Es ist wieder einer dieser besonderen Tage – blauer Himmel, ein warmer Wind weht kräftig aus West-Nordwest, auf der Ostsee sind viele kleine weiße Schaumkämme brechender Wellen zu sehen, die Sonne scheint – ein Postkartenmotiv. Auf den ersten Blick deutet am Mittwoch dieser Woche in Warnemünde nichts darauf hin, wie gefährlich das Baden in der Ostsee bei diesen Bedingungen ist. Vor allem und besonders im Bereich zwischen der Westmole und Rettungsturm 1 – speziell brechende Kreuzwellen mit unberechenbarer starker Unterströmung – lebensgefährlich!

Erst am letzten Donnerstag hatte die DRK-Wasserwacht dort elf Rettungseinsätze. Zwei Ertrinkende mussten gar aus der Ostsee geborgen, beide mussten reanimiert werden. Weitere drei Wochen zuvor, Ende Juni, kam für einen Dreißigjährigen aus dem Landkreis Rostock jede Hilfe zu spät – an gleicher Stelle bei ganz ähnlichen Wetterbedingungen. Diese Häufung von Badeunfällen in den vergangenen vier Wochen ist extrem, sie macht das Problem erneut sichtbar und zeigt, wie dringend der Handlungsbedarf ist.

Strandvogt und Wasserwacht reagieren diesen Mittwoch angesichts der aktuellen Wetterbedingungen sofort, zeigen vorne am Wasser mehr Präsenz. Außerdem weht an allen Rettungstürmen die rote Flagge – das bedeutet BADEVERBOT. Das allerdings, hat sich offenbar unter den Strandgästen noch nicht ausreichend herumgesprochen. „Allein bis jetzt haben wir heute 44 Menschen aus dem Wasser gepfiffen“, erklärt Strandvogt Stefan Bischoff am Mittag. Solch einen Tag, wie letzten Donnerstag möchte auch er nicht noch einmal erleben. Sollten die Leute nicht einsichtig sein und bei Badeverbot doch wieder baden gehen, könne er sogar ein Ordnungsgeld verhängen. Lieber aber wäre es auch ihm, wenn die Badegäste vorab besser über die Baderegeln informiert würden.

Die Ereignisse schlagen auch auf den Ort durch. „Die Gefahrenquelle hier im Molenbereich ist ja lange bekannt und trotzdem passiert es immer wieder, dass genau dort Menschen ertrinken. Während Corona wurden sogar alle Spielplätze vorsorglich abgesperrt, um Menschenleben zu retten. Da sollte es doch möglich sein, diesen relativ kleinen Badebereich bei bestimmten Wetterbedingungen wirksam abzusperren, oder vorab zu verhindern, dass die Leute dort baden gehen“, mahnt Hotelier Martin Friedrich vom Hotel Am Leuchtturm. Dass dieses Problem über so viele Jahre nicht wirklich gelöst werde, werfe kein gutes Licht auf den Tourismusort Warnemünde.

Und diesen Mittwochnachmittag am Strand? Kräftiger Wind, Wellen und Sonne prägen nach wie vor das Bild – geübte Kitesurfer wirbeln über das Wasser – es herrscht weiterhin Badeverbot, angezeigt durch die roten Flaggen. Ein Blick am Ufer entlang in Richtung Mole offenbart jedoch – es sind wieder Badende in der Ostsee, noch dazu im besonders gefährlichen Bereich. Energisch aus dem Wasser gebeten und angesprochen auf ihr Fehlverhalten bedanken sich alle für die Hinweise und kurzen Erklärungen – und sagen glaubhaft, sie hätten vom Badeverbot und von der Gefahr, in die sie sich und andere bringen, nichts geahnt oder mitbekommen. Die kleinen roten Flaggen auf den relativ weit entfernten Rettungstürmen haben sie nicht wahrgenommen, das Schild am Strand nahe der Mole nicht gesehen – wie auch? – vom Ufer aus geschaut, ist es leer.

Es gibt also offenbar wirklich dringenden Handlungsbedarf. Es reicht nicht, die Geschehnisse erst in der Saisonauswertung der Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde zu besprechen, um gegebenenfalls in der nächsten Saison etwas zu verändern. Es scheint so, als sei es hauptsächlich ein Kommunikationsproblem. Die wohl wichtigste Frage im Moment: Wie kommen die nötigen Informationen zu den Badegästen und Strandbesuchern, bevor sie ins Wasser gehen? Denn auch in diesem Sommer wird es voraussichtlich noch mehrere dieser besonderen Tage geben.

RikeM


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