Auf den Spuren von Schiffsabgasen über und in der Ostsee


14. September 2022

Schiffsabgase, die über der viel befahrenen Ostsee entstehen, belasten die Meeresumwelt und die menschliche Gesundheit. Im Rahmen eines Projekts untersuchen Forschende des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), der Uni Rostock und der Prager Karls-Universität jetzt gemeinsam, wie sich die freigesetzten Schadstoffe über und im Meer ausbreiten, wie sie sich in der Luft und im Wasser verändern und was sich daraus für eine verbesserte Abgasreinigung ableiten lässt. Auftakt des auf drei Jahre angelegten Forschungsvorhabens ist Mitte September eine Ausfahrt mit dem IOW-Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese.

Täglich kann man in Warnemünde die Ein- und Ausfahrten von Frachtern und Fähren, kleinen Motorseglern und gewaltigen Kreuzfahrtschiffen beobachten. Was wichtig für den Wirtschafts- und Tourismusstandort Rostock und letztlich für den gesamten Wirtschaftsraum Ostsee ist, stellt  sowohl für das Ökosystem des Meeres, als auch für die küstennahe Bevölkerung ein großes Problem dar. Denn bei der Verbrennung von Schweröl oder Schiffsdieselölen werden große Mengen schädigender Substanzen freigesetzt.

Seit 2015 ist die Ostsee Kontrollzone für Schwefelemissionen. Die Schwerölverbrennung ohne Rauchgasentschwefelung durch Nassabscheider – sogenannte Scrubber – ist daher erheblich einschränkt. Erste Studien der Universität Rostock, des Helmholtz Zentrums München und des IOW zeigen jedoch, dass sich das weniger effektiv als erwartet auf den Gesundheitsschutz der Menschen in den Küstengebieten auswirkt.

Ziel der Forschungskooperation „PlumeBaSe“ ist daher eine hochdetaillierte Analyse der freigesetzten Schadstoffe, sowohl in Bezug auf deren Zusammensetzung als auch deren weiteren Weg in der marinen Umwelt. „Wir gehen davon aus, dass Schiffsemissionen signifikant zur Verschmutzung des Oberflächenwassers beitragen und der Eintrag entlang der Hauptschifffahrtsrouten besonders hoch ist“, sagt die Koordinatorin auf Seiten des IOW, Helena Osterholz. Das Verständnis, wie sich die festen oder flüssigen Schwebeteilchen im Schiffsabgas etwa durch UV-Einstrahlung verändern sei noch äußerst lückenhaft. „Um zu erforschen, inwieweit Schiffsabgase für Meereslebewesen schädlich sind, müssen aber gerade auch die Transformationsprodukte untersucht werden“, fügt Ralf Zimmermann, Projektleiter auf Seiten der Universität Rostock.

Die aktuelle 36-stündige Test-Expedition mit dem Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese startet heute von Rostock aus unter Leitung von IOW-Wissenschaftlerin Helena Osterholz. An Bord ist ein zehnköpfiges deutsch-tschechisches Team mit Forschenden aller am Projekt beteiligten Institutionen. Die Testfahrt soll die Basis für detaillierte Messungen auf offener See im nächsten Jahr bereiten. „Die Ostsee ist mit ihrer hohen Schiffsverkehrsdichte, guten Zugänglichkeit und klaren Regelungen in Bezug auf Schiffsemissionen ein ideales Untersuchungsgebiet. Wenn nun auch alle Messsysteme nach Plan funktionieren, rechnen wir damit, dass sich unsere Erkenntnisse auch als Modell zur Abschätzung des Einflusses von Schiffsverkehr auf küstennahe Ozeane weltweit eignen“, so die beiden Projektleiter abschließend.

Foto: IOW


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Meier - 15.09.2022 um 07:37 Uhr
Endlich mal eine Untersuchung, ich als Warnemünderin habe jeden Tag mit dem Schmutz in der Luft zu kämpfen! Meine Fensterbretter sprechen hier immer eine deutliche Sprache! Man sieht ja schon ohne Technik, wie die Abgase in die Luft geblasen werden, sobald die Schiffe Warnemünde verlassen!
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