Ziegenalarm im Strandhafer

Was für ein Glück, denn es gibt auch noch die wirklich schönen Nachrichten jenseits der Coronakrise. Heute kommen sie aus dem Strandhafer Aparthotel in Diedrichshagen: Der hauseigene Streichelzoo vermeldet gleich acht Neuzugänge im Zickenstall und natürlich sind die possierlichen Vierbeiner DER Hingucker für alle Passanten, die am Gatter stehenbleiben und angerührt das Spiel verfolgen. Im Gehege gleich nebenan wohnen die Eselstute Bine und ihre Tochter Fiona. Seit einem Jahr gehören sie zur Strandhafer-Familie. Der Tierarzt hat ihr Alter auf 15 und fünf Jahre geschätzt. Alle Tiere werden gut versorgt und deshalb: „Bitte nicht füttern! Es geht ihnen gut bei uns“, betont Dorett Scheil. Sie und ihr Mann Christian sind Eigentümer der beliebten Ferienanlage am Diedrichshäger Kreisel. In „normalen“, weil pandemiefreien, Zeiten genießen hier auch die Alpakas der Ergotherapie Warnemünde ihre Freiluftsaison und die Tourismuszentrale bietet im angrenzenden Küstenwald spezielle Alpaka-Wanderungen an. Doch diese sind vorläufig gestrichen.

Auch bei den Gästen sind die weitläufigen Außenanlagen mit Streichelgehegen sowie Spiel- und Sportanlagen sehr beliebt aber in diesem Jahr ist eben alles anders. Wegen des allgemeinen Tourismus-Shutdowns steht voraussichtlich noch bis zum 20. Mai auch das Strandhafer Aparthotel leer. „Das Interesse ist allerdings ungebrochen groß“, weiß Hoteldirektor Martin Rosenkranz zu berichten. Stammgäste rufen an und erkundigen sich nach dem Stand der Dinge und es gehen auch schon wieder zahlreiche Buchungen ein. Mit dem Hinweis auf eine kostenfreie Stornierung im Falle einer Verlängerung der Sperre werden diese auch angenommen. „Dass als Erstes die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns wieder Urlaub im eigenen Land machen dürfen, bringt uns gar nichts“, so Rosenkranz. Er blättert in den eingegangenen Reservierungen, die aus ganz Deutschland, nur eben nicht aus MV registriert wurden. Nichtsdestotrotz bereitet der Hotelier schon die Öffnung des Tourismus vor: „Um die Gesundheit von Mitarbeitern und Gästen zu schützen, erarbeiten wir einen Hygieneplan.“ Spuckwände für die Rezeption seien in Arbeit, ausreichend Masken und Desinfektionsmittel geordert. Wie viele seiner Kollegen rechnet auch Martin Rosenkranz damit, dass zunächst nicht alle 49 Ferienwohnungen und Doppelzimmer belegt werden dürfen. Gerade die Ferienwohnungen bieten Familien mit Kindern aber genügend Raum für den dringend benötigten Urlaub. Die Apartments sind durchweg zwischen 50 und 70 Quadratmetern groß und mit allem Komfort für Selbstversorger ausgestattet. Auch die Außenanlagen sind so großzügig geschnitten, dass man sich hier nicht zwangsläufig begegnen muss. Zudem werde im Strandhafer ein Einkaufsservice angeboten. Die zuvor im benachbarten Landmarkt bestellte Ware werde sogar bis vor die Tür geliefert. Das alles wird von den Gästen sehr geschätzt. Ein kleiner Lichtblick und gleichzeitig ein Stück Normalität auch für die Mitarbeiter: Ab Mai ist die Rezeption wieder täglich von 6.00 bis 22.00 Uhr besetzt.

Seit sechs Wochen ist das Strandhafer Aparthotel Corona-bedingt geschlossen. Viele Mitarbeiter sind in Kurzarbeit – das Verständnis ist groß. Um den Mitarbeiterstamm über die Krise zu retten, werden verschiedene Dienste angeboten um das Kurzarbeitergeld aufzustocken. „Wir rechnen in diesem Jahr mit Umsatzeinbußen von 500.000 Euro. Ohne Kredite wird es nicht funktionieren“, lautet die traurige Zwischenbilanz von Dorett Scheil. Ein großes Pfund und jetzt sogar überlebenswichtig: der 430 Quadratmeter große Wellnessbereich. Dieser darf derzeit zwar auch nicht genutzt werden, doch sorgen Anwendungen, Saunen und Schwimmbad ganzjährig für gute Belegungszahlen und damit für mehr finanziellen Spielraum.