Warnemünder Seenotretter bereitet sich auf seinen Einsatz in der Ägäis vor


12. März 2016

Auf den Leiter des Warnemünder Infozentrums der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, DGzRS, Jörg Westphal, wartet ab dem 26. März der bislang wohl härteste Einsatz in seinem 29jährigen Seenotretter-Berufsleben: Als Freiwilliger reist er für 14 Tage auf die griechische Insel Lesbos nach Mytilini, um dort den Lebensretter-Einsatz auf der Minden zu unterstützen. „Als ich hörte, dass Leute gebraucht werden, war für mich sofort klar, dass ich runterfahre. Meine Frau Angelika unterstützt mich in dieser Sache“, sagt Jörg Westphal, der ausdrücklich betont, dass er keinen Flüchtlingen helfen, sondern Menschenleben retten will – diese Neutralität ist den Seenotrettern nicht neu: „Schon im Zweiten Weltkrieg haben wir allen Schiffbrüchigen, egal ob Freund oder Feind, geholfen.“

Anfang des Jahres hatten die DGzRS und weitere nordeuropäische Seenotrettungsgesellschaften  entschieden, dem Hilfeersuchen der Griechen Folge zu leisten und an einem zeitlich befristeten internationalen Such- und Rettungsdienst in der Ägäis teilzunehmen. Der Einsatz ist Teil der Initiative „Members assisting Members“ der International Maritime Rescue Federation, IMRF, die vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zum Ziel hat: Die IMRF-Mitglieder wollen Kapazitäten und Fähigkeiten der über die Grenzen ihrer Ressourcen hinaus tätigen griechischen Kollegen erweitern und das Hellenic Rescue Team, HRT, ausbilden. Diese Freiwilligenorganisation soll mittelfristig die griechische Küstenwache entlasten. In der IMRF sind 125 Organisationen aus 48 Ländern zusammengeschlossen.

Am 25. Februar erreichte der ehemalige Seenotkreuzer Minden „Huckepack“ auf dem Schwergutfrachter Atlantic das Ägäische Meer. Der heutige Eigner stellte das, 2014 an ihn verkaufte, Spezialschiff unentgeltlich zur Verfügung. „Auf unsere Rettungstätigkeit in deutschen Gewässern hat der Einsatz keinen Einfluss und auch die DGzRS-Spenden werden dafür nicht angetastet. Für unseren Hilfsauftrag im Mittelmeer werden projektbezogene Gelder eingeworben“, unterstreicht der Wustrower, dessen Eltern 1945 aus Polen nach Deutschland geflüchtet waren. Für die Mission im Mittelmeer nimmt er einen Teil seines Jahresurlaubs. Die Vorbereitung auf den Härteeinsatz beschreibt Westphal als sehr gut: „Wir wurden psychisch und physisch auf das Vorhaben eingestellt. Reanimation – auch von Kindern – sind natürlich ein Thema, auch der Umgang mit dem Tod, Notfall-Seelsorge und Arbeitsmedizin. Am 19. März steht noch ein Überlebenstraining für die eigene Sicherheit unter realen Bedingungen auf dem Plan.“ In Eigeninitiative suchte er Kontakt zu dem in Rostock lebenden Syrer Hani, um arabischsprachige Phrasen, wie „beruhigt euch“, „wir helfen euch“ oder „Frauen und Kinder zuerst“ schon im Vorfeld auswendig zu lernen.

Jörg Westphal reist mit sehr leichtem Gepäck nach Griechenland – ein ganz persönlicher Talisman wird aber in der Tasche stecken. Zwölf Stunden dauern die Tag- und Nachtschichten auf der Minden, geschlafen wird irgendwo an Land. Jeweils acht Leute, sechs von der DGzRS und zwei Rettungsschwimmer der DLRG, gehören zur Besatzung. Aus der Region sind neben Jörg Westphal noch weitere Freiwillige dabei – für sie alle wird es ein Härteeinsatz.

Um die laufenden Kosten des Einsatzes zu decken, sammelt die DGzRS projektbezogene Spenden unter www.seenotretter-imrf.de/spenden (Sonderkonto bei der Commerzbank Bremen: IBAN DE30 2908 0010 0100 2338 01, BIC DRESDEFF290). Projektbezogene Spenden für die DLRG gehen auf das Konto der Volksbank in Schaumburg, IBAN: DE82255914137309000000, BIC: GENODEF1BCK. 

Nach wie vor kommen monatlich einige Tausend Flüchtlinge über das Mittelmeer vom türkischen Festland auf die griechischen Ägäis-Inseln. Die Überfahrt kostete bereits viele Menschen das Leben.


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