Volker Werner und „sein“ Gespensterwald: Ein magischer Ort zum Entdecken


21. Juni 2024

Wenn Volker Werner umringt von interessierten Damen und Herren durch den Nienhäger Gespensterwald führt, leuchten seine Augen. Seit mehreren Jahren bietet er geführte Wanderungen durch diesen einzigartigen Mischwald an, der mit seinen teils bizarr verformten, bis zu 170 Jahre alten Bäumen fasziniert. Die gespenstisch wirkenden Kronen und Stämme, die aufgrund des Windes „Windflüchter“ genannt werden, ziehen die Besucher in ihren Bann. Doch was die meisten nicht wissen: Der eigentliche Gespensterwald ist nur ein etwa 100 Meter tiefer und 1.300 Meter langer Teil direkt an der Steilküste im Waldgebiet Nienhäger Holz.

Hier ragen gewaltige Buchen mit ihren Wurzeln über die Kliffkante hinweg. Aus dem Dunkelgrün des Waldes schweift der Blick vorbei an glatten, vom Wind verbogenen Stämmen auf die Ostsee. Durch das Gehölz schlängelt sich der Garnitzbach und sorgt für eine märchenhafte Atmosphäre.

Volker Werner, ein 65-jähriger Nienhäger, ist dem Zauber des Gespensterwaldes längst erlegen. „Ich liebe diese einzigartige Landschaft und möchte meine Begeisterung mit anderen Menschen teilen“, sagt er. Bis 2020 war er als Erster Kriminalhauptkommissar bei der Kriminalpolizeiinspektion in Rostock tätig. Nun hat er endlich Zeit für seine Hobbys: die Kunst – vor allem wind- und wettergegerbte Buhnen und andere Hölzer mit Geschichte haben es ihm angetan – und natürlich der Gespensterwald.

Seine Führungen begannen mit einer Familiengruppe. „Ich kannte mich gut aus, begeisterte die Truppe und weitere Anfragen folgten. Alles Mundpropaganda“, erzählt Volker Werner. Inzwischen kommen auch Firmen auf ihn zu, wie etwa das am Warnemünder Technologiecampus ansässige Unternehmen Cortronik, mit 25 Mitarbeitern für eine besondere Teambuilding-Maßnahme.

„Schon immer war ich naturinteressiert und wollte eigentlich Biologielehrer werden. Ich hatte sogar schon einen Studienplatz“, lacht der gebürtige Brandenburger, der vor 41 Jahren mit seiner Frau an die Küste zog. Als ehemaliger Kriminalbeamter ist Volker Werner per se neugierig. Diese Neugier, gepaart mit unglaublich viel angeeignetem Wissen und aufgelockert durch Lokalkolorit, machen seine Touren so besonders. „Meine Führungen sind nicht bierernst, denn ich bin weder Botaniker noch Geologe und es soll ja vor allem Spaß machen“, betont er. Trotzdem könne er alles auch belegen.

Die drei bis vier Stunden dauernden Führungen durch das 180 Hektar große Nienhäger Holz, das schon 1943 als Naturschutzgebiet deklariert wurde, bieten eine Fülle an Informationen. Manchmal dauert es auch etwas länger, wie etwa bei der Gesellschaft für Staudenfreunde, deren Teilnehmer sich besonders für die Pflanzenwelt interessierten. „Ich erzähle viel zu Wald und Ostsee, aber auch zum Klima und über Klimaanomalien, die es immer schon gab“, erklärt Werner. Der Wissensstand der Teilnehmer sei sehr unterschiedlich – einige wissen schon viel, andere wiederum nichts. Er holt alle dort ab, wo sie stehen.

Der Gespensterwald sei da, wo der Wind das Gras mäht, so die Einheimischen. „Gemeint sind die im Seewind gebogenen Halme des Perlgrases. Sie sehen aus, als hätten sie die gleiche Länge“, weiß Volker Werner. Die bizarren Wuchsformen der Bäume sind einem immerwährenden Stress geschuldet. Die Humusschicht ist nur 40 bis 60 Zentimeter dick, und der darunter liegende Lehm ist durch die letzte Eiszeit extrem verdichtet. „Die Buchen können keine Kapillarwurzeln bilden und haben Probleme bei Nässe und Trockenheit“, erklärt er. Dazu kommt die salzhaltige Luft, die für Mangelerscheinungen sorgt.

Die Waldspaziergänge sind nicht nur ein Naturerlebnis, sondern auch gesundheitsfördernd. Waldbaden hält fit, wusste schon der Philosoph Jean-Jacques Rousseau im Jahr 1776. „Unsere Kombination aus Wald und Meer ist unglaublich schön. Ich bin dankbar, hier wohnen und leben zu dürfen“, so Werner.

Bei der Termingestaltung ist er flexibel und stellt sich gerne auf die individuellen Wünsche seiner Wandergruppen ein. Allerdings: Start ungern vor 9 und nach 18 Uhr. Anmeldung können telefonisch unter 0176/ 45 24 57 01 vorgenommen werden.

Nur wenige Kilometer westlich von Warnemünde, immer die Küste entlang, befindet sich das Ostseebad Nienhagen mit seinem sagenumwobenen Gespensterwald. Vor allem die Buchen und Eichen zaubern im Dämmerlicht eine magische Märchenwald-Atmosphäre, die jeden Besucher in ihren Bann zieht.


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