Segeln: Bundesstützpunkt Warnemünde vor dem Aus


22. September 2018

Um sich einen Eindruck von den Trainingsmöglichkeiten und -bedingungen vor Ort zu verschaffen, besuchte die Sportministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Birgit Hesse, heute den Bundesstützpunkt Segeln in Warnemünde. Hintergrund sind mögliche Pläne des Bundesministeriums des Innern (BMI), diesen zu schließen. Die Entscheidung in Berlin fiel plötzlich und ist für die Warnemünder nicht nachvollziehbar. Die Ministerin wollte mit Beteiligten ins Gespräch kommen und das weitere Vorgehen beraten. Dasselbe Damoklesschwert schwebt auch über Neubrandenburg, wo die Sportarten Kanu und Triathlon betroffen sind.

Das Besondere am Stützpunkt Warnemünde ist, dass hier vor allem wichtige Nachwuchsarbeit geleistet wird. Deshalb sind die Kaderstrukturen hier auch völlig anders. „Wir sind ein so genannter Zulieferstandort, leisten vor Ort seit Jahren gute Arbeit und schicken bestens ausgebildete Nachwuchskader nach Kiel, wo sie ihre sportliche Karriere weiterverfolgen“, betont Michael Evers, Leiter des Olympiastützpunktes MV. „Erst in diesem Jahr holte der in Warnemünde ausgebildete Max Wilken bei der U21-WM der Laser den Vizeweltmeistertitel.“ Nur gute Rahmenbedingungen für Segler und Trainer sorgten am Ende auch für internationale Erfolge. „Macht man Warnemünde platt, war es das mit dem Standort, denn Trainer und Athleten werden sich schnell umorientieren“, ist Evers überzeugt. „Der Deutsche Olympische Sportbund unterstützt die Strukturen und anfangs stand auch das BMI dahinter, doch dann kam wie aus dem Nichts die Mindestanzahl der Kader als Anerkennungskriterium ins Spiel und diese lässt sich aktuell in Warnemünde nicht erfüllen“, erklärt die Sportdirektorin des Deutschen Segler-Verbandes, Nadine Stegenwalner, das Dilemma.

Verbunden mit dem Wegfall des Status als Bundesstützpunkt wäre ein ganzer Rattenschwanz: 10.000 Euro jährliche Trainingsstättenförderung und eine zu 50 Prozent geförderte Trainerstelle fielen weg. Außerdem würde die Landesförderung deutlich schmaler ausfallen. Trainer werden sich umorientieren, Nachwuchsathleten wüssten nicht wohin, denn Kiel ist kapazitätsmäßig längst ausgereizt und die im Zuge des Sportschulen-Neubaus geplante Bootshalle mache auch keinen Sinn mehr.

Dass Warnemünde ein ausgezeichnetes Segelrevier hat, wird alljährlich bei der hochkarätig besetzten Warnemünder Woche unter Beweis gestellt. „Das Ganze ist schwer nachvollziehbar und wir können weder Trainern noch Sportlern sagen, wie es hier in 14 Tagen weitergeht“, meint Stegenwalner. Dass man so mit Menschen nicht umgehen kann, findet auch Birgit Hesse, die die Schließung von gleich zwei Standorten im Land nicht akzeptieren und die Öffentlichkeit mobilisieren will: „Wir müssen lauter werden“, sagt sie. Den zuständigen Bundesinnenminister, Horst Seehofer, hat Hesse bereits vor Wochen angeschrieben. Eine Antwort steht bis zum heutigen Tage noch aus. Unter Ministerkollegen mehr als ungewöhnlich.

21 Bundesstützpunkte in ganz Deutschland sind von den Schließungsplänen betroffen. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Ein für Montag anberaumtes Finanzgebergespräch wurde abgesagt – einen neuen Termin gibt es noch nicht. 2020 wäre die nächste Möglichkeit zur Anerkennung des Bundesstützpunktes Warnemünde, doch bis dahin sind Athleten und Trainer längst weg.


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